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Kritik: Papa Roach - "Greatest Hits Vol. 2 – The Better Noise Years"

Es begab sich zu einer Zeit anno 2020, die sich Corona nannte – da sperrten sich die Herren Papa Roach ...

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Es begab sich zu einer Zeit anno 2020, die sich Corona nannte – da sperrten sich die Herren Papa Roach in ein Tonstudio ein, um die Live-Abstinenz mit der Arbeit an einem neuen Album zu überbrücken. Im Frühjahr 2021 erschien dann… NICHT das neue Album, allerdings dennoch eine Platte!

Der bevorstehende brandneue Longplayer soll nämlich erstmals über das bandeigene Label der Kombo erscheinen und wie feiert es sich besser offiziell Ausstand beim alten Label als mit einem Best Of-Album? Aus diesem Grund bringt die Band um Frontmann Jacoby Shaddix eine Compilation der besten Stücke aus ihren Jahren bei Better Noise Music an den Start.

Papa Roach beenden eine Ära

Die Scheibe mit dem kreativ-unkreativen Namen „Greatest Hits Vol. 2 – The Better Noise Years“ enthält Remastered-Versionen einer Auswahl der besten Songs. Subjektiv betrachtet natürlich. Die Diskografie bei Better Noise Music umfasst insgesamt vier Longplayer, namentlich „The Connection“ (2012), „F.E.A.R.“ (2015), „Crooked Teeth“ (2017) und „Who Do You Trust?“ (2019) sowie dem Live-Album „Time For Annihilation: On The Record & On The Road“ (2010). Offiziell erschienen die Scheiben übrigens noch bei Seven Eleven Records, wie Better Noise vor dem Rebrand Ende 2019 hieß.

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Aus 55 Tracks insgesamt (gemessen an den Originalausgaben der Alben) sind 15 offzielle Best Of-Tracks, vier Remixes und zwei Akustik-Versionen übrig geblieben, die Papa Roach gemeinsam mit ihrem Label auf die Scheibe packten und – vermutlich während ihres Studioaufenthalts letztes Jahr – mit einem neuen Anstrich versahen, der zugegebenermaßen zum Großteil kaum zu hören ist.

Doch wie kommt es, dass Remastered-Songs kaum einen Unterschied zu den normalen Stücken aufweisen? Aufschluss gibt hier vielleicht der Blick auf die Tracks, die die Kalifornier abseits vor der Compilation „Greatest Hits Vol. 2“ als Neuauflagen an den Start brachten. Dabei handelt es sich nämlich um die Stücke aus der Anfangszeit, wie z.B. „Last Resort“ und „Scars“.

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Aufgrund der Tatsache, dass letztere natürlich einige Jahr zuvor aufgenommen wurden und sowohl die Technik als auch die Band hier noch nicht so „ausgereift“ waren, ist er Unterschied natürlich größer. Die rohen Stücke der ersten Jahre klingen in der Neuauflage wie ausgetauscht, verlieren dadurch allerdings auch die „Rawness“ und ihren Charme, mit dem Papa Roach ab der Release ihres zweiten Albums „Infest“ eine breite Fanbase aufbauten.

Die Stücke der neueren Werke sind von vornherein schon besser produziert. Unterschiede sind nur marginal zu hören. Hier und da ist beim Tempo eine Nuance draufgeschraubt worden, an anderer Stelle unterscheidet sich die Drumspur ein wenig. VIELLEICHT hört man in der Qualität Unterschiede auf guten Anlagen. Das müsste man dann bei der nächsten MoreCore Party (jetzt wird es Zeit für ein wenig Nostalgie) mal testen. In Summe jedoch hört Otto Normalverbraucher hinsichtlich des Facelifts KAUM Unterschiede.

Für „Broken As Me“, im Original vom 2015er Album „F.E.A.R.“, haben sich Papa Roach Support von Asking Alexandria-Frontmann Danny Worsnop geschnappt. Das ist wohl die größte Neuerung, die die Platte hergibt – und die ist auch ziemlich fett. Auch wenn musikalische Entwicklung von Asking Alexandria auf den neuen Alben von alteingesessenen Fans häufig moniert wird, ist man sich zumeist einig, dass Danny Worsnop einfach ein fantastischer Sänger ist.

Wir verweisen an dieser Stelle gern auf die Rezension zum aktuellen Album „Like A House On Fire“ von unserem Jakob. Worsnops Support auf „Broken As Me“ wertet das Stück definitiv auf.

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Bei den vier Remixes hatten die EDM-Künstler Aelonia („Help“, „Top Of The World“, „Elevate“) und Cymek („Born For Greatness“) ihre Finger im Spiel. Wie es Remixe so an sich haben, unterscheiden sich diese Tracks natürlich ein ziemliches Stück von den Originalfassungen.

Interessant ist einmal mehr zu sehen, wie sich auch Rock-Songs dazu eignen, ihnen einen elektronischen und poppigen Anstrich zu verpassen. Man kann von Remixes halten, was man möchte, doch sie sind wichtig, um gewisse Genres einer anderen Zielgruppe schmackhaft zu machen. Und das könnte auch hier sehr gut funktionieren.

Die beiden Live-Akustik-Stücke „Face Everything And Rise“ und „Leader Of The Broken Hearts“ lassen natürlich das Fan-Herz höherschlagen. Die Stimme von Jacoby Shaddix ist unverwechselbar und auch „stripped down“ ein Genuss. Die Range seiner Vocals wird hier nochmal besonders deutlich – noch mehr solcher Akustik-Einlagen auf der LP hätten auch etwas gehabt!

„Greatest Hits Vol. 2 – The Better Noise Years“ ebnet den Weg

Was bleibt als Eindruck? Zu den Songs als solche kann man wirklich kaum etwas sagen. Sie sind (nach wie vor) gut produziert; für einen Wow-Effekt fehlt jedoch das gewisse Etwas. Sicherlich würde das den Zweck eines solchen Best Of-Albums aber gar nicht erfüllen, da es sich ja nicht um eine Reissue handelt. Deshalb müssen wir die Platte in Gänze betrachten. Und da erfüllt sie sehr wohl einen Zweck.

Mit den Releases über Better Noise Music bewegten sich Papa Roach nämlich noch ein ganzes Stück weiter weg von ihrem Sound der Anfangsjahre. Auf „Crooked Teeth“ und „Who Do You Trust?“ flammte der in zwar wieder auf, wirkte jedoch entwickelter. Während die ersten Platten noch eindeutige Nu-Metal-Tendenzen aufwiesen, sind die auf den neuen Scheiben FAST nicht zu hören. Crossover ja, aber Metal? Eher wenig.

Das ist aber auch nicht schlimm, denn hier schließt sich der Kreis: Mit den Platten machten sich Papa Roach „mainstreamtauglicher“ und was jetzt so negativ konnotiert klingt, ist gar nicht mal so gemeint und schwerwiegend.

Mit den ausgewählten Tracks bekommt man einen guten Überblick über die Diskografie der Mannen, NATÜRLICH in den späteren Jahren. Doch das öffnet Türen – auch für die älteren Stücke.

Taktisch klug, hier auch letztere neu aufzulegen und mit dem ein oder anderen TikTok-Star den größten Hit einer neuen Generation mit an die Hand zu geben.

Foto: Bryson Roatch / Offizielles Pressebild

ALBUM
Greatest Hits Vol. 2 – The Better Noise Years
Künstler: Papa Roach

Erscheinungsdatum: 19.03.2021
Genre: , ,
Label: Better Noise Music
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Born For Greatness (Remastered 2020)
  2. Help (Remastered 2020)
  3. Elevate (Remastered 2020)
  4. Come Around (Remastered 2020)
  5. Broken As Me (feat. Danny Worsnop) (Remastered 2020)
  6. Falling Apart (Remastered 2020)
  7. Who Do You Trust? (Remastered 2020)
  8. Gravity (Remastered 2020)
  9. American Dreams (Remastered 2020)
  10. Face Everything And Rise (Remastered 2020)
  11. Periscope (Remastered 2020)
  12. Still Swingin' (Remastered 2020)
  13. The Ending (Remastered 2020)
  14. Burn (Remastered 2020)
  15. Kick In The Teeth (Remastered 2020)
  16. Elevate (Aelonia Remix)
  17. Help (Aelonia Remix)
  18. Born For Greatness (Cymek Remix)
  19. Top Of The World (Aelonia Remix)
  20. Face Everything And Rise (Live Acoustic)
  21. Leader Of The Broken Hearts (Live Acoustic)
Papa Roach Greatest Hits Vol. 2 - The Better Noise Years
Papa Roach Greatest Hits Vol. 2 - The Better Noise Years
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FAZIT
"Greatest Hits Vol. 2 – The Better Noise Years" von Papa Roach enthält wenige Überraschungen, dafür aber den perfekten Überblick der musikalischen Bandbreite der späteren Jahre. Mit vier (plus eins) Alben kann die Band auf eine breite Range an Releases bei Better Noise Music zurückblicken, die sie nun Revue passieren lässt - mit sehr passend ausgewählten Tracks.

Die Compilation lässt vor allem das Fan- und Sammlerherz höherschlagen und bietet womöglich noch "Genrefremden" einen guten Einstieg in die Materie, denn Papa Roach fungieren vor allem mit den Releases hier als Gateway-Band. Taktisch klug gewählt. Der Feinschliff ist jedoch wenig zu hören.