Review

PunkrockRock

Kritik: KMPFSPRT - "Aus gegebenem Anlass"

Man kann sich inzwischen ganz gut darauf verlassen. Alle zwei Jahre gibt es ein neues KMPFSPRT-Album. Seit 2012 hält die ...

VON

Man kann sich inzwischen ganz gut darauf verlassen. Alle zwei Jahre gibt es ein neues KMPFSPRT-Album. Seit 2012 hält die Kölner Band diesen Rhythmus ein. Zumindest wenn man die erste EP „Das ist doch kein Name für `ne Band“ und die EP „KMPFSPRT“ aus dem Corona-Jahr 2020 hinzuzählt. In diesem Jahr reicht es zum Glück wieder für ein ganzes Album. „Aus gegebenem Anlass“ heißt Album Nummer 5. Die Band um Sänger Richard Meyer hat also offensichtlich immer noch jede Menge zu sagen.

Klare Kante gehört bei KMPFSPRT dazu

„Aus gegebenem Anlass“ – den Titel der Platte darf man bei einer Band, die sich nie zu schade für klare politische Aussagen war, wohl als Statement zum Zustand unserer Gesellschaft im Jahr 2024 verstehen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch Songs wie „Bisher alles gut“. Die erste Single-Auskopplung wurde Ende Januar passenderweise genau auf dem Höhepunkt der Welle großer Anti-Nazi-Demos veröffentlicht. Der Song bringt dabei mit „Denn wir sind immer noch viel mehr“ nicht nur eine wichtige politische Botschaft unter die Hörerchaft. Der Song schafft es auch, trotz des bedrückenden Themas eine äußerst positive Stimmung zu vermitteln. Dass KMPFSPRT dieser Spagat gelingt, überrascht indes nicht. Die Band hat es immer schon sehr gut verstanden, die richtigen Worte mit Bedacht zu wählen. Nicht übertrieben ernst, nicht zu zynisch, aber mit der nötigen Prise Ironie.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Lyrisch sind KMPFSPRT also auch auf „Aus gegebenem Anlass“ wieder über jedem Zweifel erhaben. Gleichwohl gab es in der Vergangenheit schon einmal Songs und Alben, bei denen das lyrische Konzept noch durchdachter und stringenter wirkte. Auf Alben wie „Intervention“ aus dem Jahre 2016 ist gefühlt jeder Song eine mit Anspielungen und Doppeldeutigkeiten nur so gespickte lyrische Ausarbeitung. Ganz so kommen die Texte auf „Aus gegebenem Anlass“ nicht daher. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn in der Vergangenheit war es hier und da auch schon einmal zu viel des Guten. Aber noch etwas wichtiger als die Texte ist bekanntlich die Musik. Und hier haben KMPFSPRT ganz bewusst für „Aus gegebenem Anlass“ einen neuen Ansatz gewählt.

Studio statt Schreibtisch

Bisher hatten die beiden Gitarristen und Songwriter Richard Meyer und David Schumann die Musik weitgehend an heimischen Schreibtisch entwickelt – jeweils für sich allein. Die Band war dann erst für das Feintuning verantwortlich. Für „Aus gegebenem Anlass“ schloss man sich hingegen mit Produzent Kurt Ebelhäuser zwei Wochen im Studio ein, wo in dieser kurzen Zeit alle Songs geschrieben wurden. Funktioniert hat es auf jeden Fall. Doch sind die Songs dadurch auch besser geworden? So absolut kann man das wohl nicht formulieren, aber damit wird die Band auch selbst nicht gerechnet haben. Für Album Nummer 5 war es ganz einfach notwendig, einen anderen Ansatz zu wählen. Und diesen anderen Ansatz hört man auch heraus. „Proberaum-Songs“ klingen auch in der Studioversion eben anders als „Schreibtisch-Songs“.

Hin und wieder fehlen ein paar Prozent

Das ist zunächst nur eine wertungsfreie Erkenntnis. Was die einzelnen Songs angeht, fällt das Urteil insgesamt sehr positiv aus. Ein Song wie „Fast eine Jugend“ kommt angenehm schnell auf den Punkt und überzeugt in seiner Kompaktheit. Auch „Schade, dass die Welt uns nicht versteht“ kann man sich schon jetzt sehr gut in der Live-Version vorstellen – auch gerne mit Gitarre statt Piano im ersten Refrain. Bei „Sonne mit Zähnen“ hingegen wünscht man sich trotz der verhältnismäßig komplexen Songstruktur, dass die Band dem Gesang im Refrain mehr Zuwendung geschenkt hätte. So ganz zünden will der Song auch nach mehrmaligem Hören nicht.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

KMPFSPRT haben immer noch genügend Ideen

Apropos komplexe Songstrukturen: Auch in dieser Hinsicht gab es in der Vergangenheit schon einmal den ein oder anderen Song aus dem Hause KMPFSPRT, der ein wenig zu sehr zu verkopft klang. Solche Songs fehlen auf „Aus gegebenem Anlass“. Allerdings merkt man zum Beispiel in „Fliegenfriedhof“, dass in einer zweiwöchigen Session Kreativität nicht erzwungen werden kann. Immer noch ganz weit von schlecht entfernt – aber man hätte sicher noch ein paar Prozent herausholen können. In „Trugschluss der Dummen“ wird es aber – fast schon KMPFSPRT-typisch – am Ende noch einmal experimentell und melancholisch. Genügend Ideen haben die Herren von Kmpfsprt also definitiv noch. Fürs nächste Album könnte man die beiden Songwriting-Ansätze doch einfach kombinieren – das bisschen Luft, das die Band nach oben noch lässt, holt sie sich damit bestimmt auch noch.

Foto: Alexander Penndorf / Offizielles Pressebild

ALBUM
Aus gegebenem Anlass
Künstler: KMPFSPRT

Erscheinungsdatum: 05.04.2024
Genre:
Label: Rookie Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Das Ende aller Tage
  2. Fast eine Jugend
  3. Bisher alles gut
  4. Sonne mit Zähnen
  5. Letzte Hilfe
  6. Farben über Grau
  7. Fliegenfriedhof
  8. Schade, dass die Welt uns nicht versteht
  9. Arbeit, Chat, alles bestens
  10. Perfekt / Defekt
  11. Hana-Bi
  12. Trugschluss der Dummen
KMPFSPRT Aus gegebenem Anlass
KMPFSPRT Aus gegebenem Anlass
8
FAZIT
Dass „Aus gegebenen Anlass“ - anders als die bisherigen Kmpfsprt-Alben - in nur wenigen Wochen entstanden ist, hört man schnell raus. Die Platte ist kurzweilig, bietet jede Menge Punkrock und ist lyrisch – wie sollte es bei Kmpfsprt anders sein – sowieso gelungen. Bei dem ein oder anderen Song hätte mit etwas mehr Zeit vielleicht noch mehr rausgeholt – aber das weiß die Band im Zweifel besser als wir.