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Kritik: Fire From The Gods - "American Sun"

Fire From The Gods formierten sich bereits anno 2010, fanden sich in ihrer aktuellen Besetzung jedoch erst 2015 zusammen. Die ...

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Fire From The Gods formierten sich bereits anno 2010, fanden sich in ihrer aktuellen Besetzung jedoch erst 2015 zusammen. Die Band besteht seitdem aus Frontmann AJ Channer, den beiden Gitarristen Jameson Teat und Drew Walker, Bassist Bonner Baker sowie Drummer Richard Wincader. In dieser Formation brachten sie 2016 ihr Debütalbum „Narrative“ auf den Markt und nahmen sich auf diesem verschiedenen musikalischen Richtungen an.

Da ist zum einen der starke Einfluss aus dem Nu Metal der frühen 2000er. Während viele Musikkritiker stets aufschrien (und es auch immer noch tun), der Nu Metal sei tot, haben Fire From The Gods mit „Narrative“ das Gegenteil bewiesen. Zum anderen haben sie ihre Songs mit Elementen aus dem Hardcore, dem Punk oder dem Metalcore ausgeschmückt.

Ein Jahr nach „Narrative“ folgte „Narrative Retold“, die Neuauflage des Debüts mit zwei neuen Tracks. Lassen wir letzteres jetzt mal außen vor und zählen es nicht als eigenständiges Studioalbum, steht mit „American Sun“ nun die zweite Full-Length-Platte von Fire From The Gods in den Startlöchern.

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Die Platte erscheint erstmals über das Label Eleven Seven Records, bei dem unter anderem auch Papa Roach, Five Finger Death Punch und Bad Wolves unter Vertrag stehen. Ähnlich wie zuletzt bei „N.A.T.I.O.N.“ von Bad Wolves lässt sich auch hier eine Richtung feststellen, die alteingesessenen Fans von Fire From The Gods womöglich eher missfallen wird.

13 neue Songs präsentieren uns die Texaner auf „American Sun“, wovon drei Singles bereits im Vorfeld ausgekoppelt wurden. „Truth To The Weak (Not Built To Collapse)“, „Right Now“ und „Make You Feel It“ geben dann tatsächlich auch schon einen recht guten Geschmack auf das, was das ganze Album für uns bereithält.

Fire From The Gods schalten auf dem neuen Album einen Gang zurück

Isoliert betrachtet sind die Songs eine gute Mischung aus rockigen Tracks mit Metalcore- und Nu Metal-Elementen. Aber eben leider nur Elementen. Bei der Frage nach der Erwartung, die man an „American Sun“ hat, kann man das gut oder schlecht finden. Ist man also eher Fan des Debütalbums, wird man vermutlich keinen allzu großen Gefallen an den Songs finden. Der Nu Metal-Vibe ist leider stark in den Hintergrund gerückt. Ebenfalls in den Hintergrund gerückt sind Gitarren und Drums und das leider (fast) auf dem kompletten Album.

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Der Fokus liegt eindeutig auf der Stimme Channers und das ist auch gut so. Dennoch fehlt einem ein bisschen der „Bumms“ hinter der ganzen Sache. AJ Channer ist zwar ein hervorragender Sänger, der mit seiner breiten Range und seinem leichten jamaikanischen Akzent ein Stück weit ein Alleinstellungsmerkmal besitzt, Tempo bekommt aber auch er allein nicht in die Songs rein.

Der Titeltrack kommt insbesondere im Refrain schon mit etwas kräftiger daher, ist allerdings auch stärker von Rap und Hip-Hop und weniger von Metal geprägt. Dennoch einer der abwechslungsreichsten Songs der Scheibe.

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„They Don’t Like It“ ist ein Feature mit P.O.D.-Frontmann Paul „Sonny“ Sandoval und hier kommt der jamaikanische Einfluss in Channers Stimme besonders gut zur Geltung. Der Track ist sowieso und grundsätzlich eine gute Mischung aus Hip-Hop, ein bisschen Reagge (frühere Scheiben von P.O.D. lassen grüßen) und metallischen Strukturen. Wir begrüßen an dieser Stelle auch gerne die stärkere Präsenz der Gitarre!

„Victory“ geht insbesondere in den Strophen und der Bridge stark nach vorne, wird allerdings im Refrain stark ausgebremst. Zwar beweist Channer hier, dass er sich auch in höheren Tonlagen zurechtfindet, dennoch hätte etwas mehr Power im Refrain dem Song ganz gutgetan. Ein kurzer, klitzekleiner Breakdown macht‘s aber wieder gut.

In die Kategorie der vorwärtsgehenden Tracks fällt auch „All My Heroes Are Dead“, auf dem eindeutig der Metalcore regiert. „Another Level“ zählt ebenfalls zu den powervolleren Songs des Albums, doch auch hier bremst die Musik das Tempo zwischendrin etwas aus. Was sehr schade ist; würden die Songs von vorne bis hinten durchpowern, würden sie in diesem konkreten Fall auch definitiv stärker im Ohr bleiben.

Tja, was machen wir mit den restlichen fünf Songs des Albums? Okay, sagen wir vier. „Survivor’s Prayer Interlude“ ist ein – wer hätte es gedacht? – Interlude und kann an der Stelle mal außen vorgelassen werden. Zwar besitzt er songartige Strukturen, aber herrje, hier ist weder Rock noch Metal zu finden. Die restlichen VIER Songs „Trust“, „Fight The World“, „Out Of Time“ und „Break The Cycle“ sind irgendwas „zwischendrin“. Solide Rocksongs mit ein bisschen Metal, allerdings sucht man vergebens nach dem „Nu“. Flammt es zwischendrin doch mal auf, erlischt es, ohne Sauerstoff gezogen haben zu können. Das ruhige „Break The Cycle“ wiederum sticht wiederum heraus und ist ein guter Abschluss für die Platte.

Credit: Fire From The Gods / Offizielles Pressefoto

ALBUM
American Sun
Künstler: Fire From The Gods

Erscheinungsdatum: 01.11.2019
Genre: ,
Label: Rise Records
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. Truth To The Weak (Not Built To Collapse)
  2. Right Now
  3. American Sun
  4. Trust
  5. They Don't Like It (feat. Sonny Sandoval)
  6. Fight the World
  7. Victory
  8. Make You Feel It
  9. Survivor's Prayer
  10. All My Heroes Are Dead
  11. Out of Time
  12. Another Level
  13. Break the Cycle
Fire From The Gods
Fire From The Gods
6.5
FAZIT
Fire From The Gods können mit „American Sun“ nur schwer an „Narrative“ anknüpfen. Der Sound-Mix des Debüts ist zwar in Ansätzen vorhanden, die Tracks kommen jedoch mit deutlich weniger Härte und Power daher. Die Songs des Albums plätschern ein wenig vor sich hin und man wartet vergebens auf den Abgeh-Moment des Vorgängers. Gerade die Mischung aus Nu Metal und "neueren" Richtungen, die Fans zu schätzen gelernt haben, sind in den Hintergrund gerückt.

Die Tracks sind keineswegs schlecht, technisch definitiv gut und haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Im Vergleich zum Vorgängeralbum sind sie jedoch in der Nische, in der die Band sich eingenistet hatte, belanglos.

Auch Abwechslung wird unterm Strich nicht allzu viel geboten und nur wenige Songs stechen heraus. Welcher Einfluss es am Ende des Tages ist, der Fire From The Gods die Power genommen haben, ist egal. Für das nächste Album kann man sich aber als Fan des Debüts von AJ Channer wieder etwas mehr „Narrative“ wünschen.