Review

Post-Hardcore

Kritik: Silverstein - "A Beautiful Place To Drown"

Wer meint, dass sich Silverstein auf den Lorbeeren ihrer vergangenen 20 Bandjahre ausgeruht haben, der täuscht. Wo andere Künstler sich ...

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Wer meint, dass sich Silverstein auf den Lorbeeren ihrer vergangenen 20 Bandjahre ausgeruht haben, der täuscht. Wo andere Künstler sich immer wieder eine kleine Auszeit vom Musikbusiness nehmen, hat es sich die Band um Fronter Shane Told zu ihrem Geburtstag nicht nehmen lassen, eine neues Album auf den Markt zu werfen. Aktuell auf Anniversary-Weltournee erlebt man die Kanadier so aktiv und kreativ wie nie zuvor, und das spiegelt sich auch auf „A Beautiful Place To Drown“ wieder. In den kommenden Zeilen erfahrt ihr, was wir von der neuen Scheibe der Jungs halten. Auf gehts!

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Insgesamt vier Tracks haben uns Silverstein vor Veröffentlichung von „A Beautiful Place To Drown“ am morgigen Freitag zur Verfügung gestellt, „Bad Habits“ ist einer davon. Der Startsong der Platte glänzt mit einem Feature von Intervals und mit einem für die Band deutlich satteren Gitarrensound, als es noch auf den Vorgängeralben der Fall war. Das drückt nicht nur mehr, nein, es gibt vor allem Parts wie dem Pre-Chorus und der Bridge die notwendige Härte und Energie, die mir in so manch älteren Produktion gefehlt hat. Dazu ein saftiger Bass, ein richtiger Ohrwurm-Refrain und einer der besten Songs der Platte ist geboren. Das geht gut los!

Und als hätte man nicht schon ordentlich vorgelegt, so hauen die Kanadier mit „Burn It Down“ und einem Caleb Shomo-Feature direkt das nächste Brett hinterher. Ein Song, der unfassbar schnell ins Ohr geht und vor der Bühne direkt zum Abgehen einlädt. Schaut euch weiter unten unbedingt in unserem Track-by-Track mit Shane die Entstehungsgeschichte des Songs an. Es lohnt sich.

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In „Where Are You“ wird im Anschluss mit deutlich mehr Pop-Attitude im Refrain gespielt, jedoch gepaart mit einem eingängigen, rockigen Gitarren-Riff. Eine wirklich gelungene Kombination, die sehr erfrischend daherkommt und etwas den Staub vom älteren Silverstein-Sound wegwischt. Mit „Infinite“ haben sich die Kanadier für mich am Ende wohl fast selbst übertroffen. Alle Stärken der Band einmal die Waagschale geworfen und heraus kommt eine musikalische Koop mit Aaron Gillespie von Underoath, die mit einem für Shane ungewöhnlichen Refrain daherkommt, aber zeitgleich viele neue Facetten des Sängers zeigt. Hier wird eben nicht jede typische Silverstein-Hook ausgegraben, sondern endlich mal etwas Neues gewagt. Danke dafür.

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Das nachfolgende „Shape Shift“ lädt dann etwas zum Verschnaufen ein und kann mich vor allem durch den kreativ gesetzten Gesang im Refrain überzeugen. Eine gelungene Ballade, die auf den Liveshows für einen guten Break sorgen kann, aber am Ende trotz alledem nicht sonderlich heraussticht. Aber auch so einen Song braucht man mal. „All On Me“ folgt schließlich dem ruhigen Sound seines Vorgängers, kommt aber mit deutlich mehr Samples und Mixes auf Shanes Stimme daher. Jetzt wird der eine sagen: „Oh Mann, das ist doch nicht Silverstein.“ Ich sage: „Endlich mal was neues und erfrischendes!“ Dazu kommt übrigens noch ein Saxophon-Solo, welches zwar ebenfalls super untypisch für die Jungs ist, sich aber perfekt in den Song einbettet.

Silverstein gehen auf „A Beautiful Place To Drown“ neue Wege

Der Folgetrack mit einem Princess Nokia-Feature zeigt ebenfalls schamlos auf, wie sehr sich die Band mit ihrer neuen Platte aus dem Fenster gelehnt hat. Silverstein verlieren dabei keinesfalls ihren Grundsound, setzen aber mit Features, Samples und vor allem im Songwriting neue Akzente. Vor einigen Jahren hätte ich mir eine Zusammenarbeit mit Princess Nokia auf jeden Fall nicht vorstellen können, heute muss ich sagen, dass der Track einen der stärksten der Platte darstellt und locker im Club laufen kann, vor allem aufgrund der RnB/Hip Hop-Core-Kombination.

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„Say Yes“ ist dann wieder ein Song für die „älteren“ Silverstein-Hörer, nimmt aber eine ordentliche Schippe Pop-Punk-Feeling mit und spendet uns in den Wintertagen einen leicht-lockeren Sommersong. Gute Sache, auf den ganzen Graupel da draußen hat ja sowieso keiner mehr Bock. Da kommt so ein Song bekanntlich mehr als gelegen.

„Stop“ schließt sich dem „bekannten“ Sound der Kanadier an und kann mich vor allem mit einem absoluten Ohrwurm-Refrain überzeugen. Freut euch auf einen hohen Mitsingfaktor und lasst euren Gesängen bei den Shows und Festival im Sommer gerne freien Lauf! Das anschließende „September 14th“ hätte locker auch vor zehn Jahren auf einer der Platte der Jungs landen können, findet aber auch im Jahr 2020 noch seine Daseinsberechtigung. Ordentlich Punk-Attitude und dazu die gewohnten Gesangshooks von Shane, das erzeugt in mir ein Gefühl von Vertrautheit und lässt mich an die guten alten Zeiten zurückerinnern. Ein guter Schachzug, auch solch einen Song auf der Platte parat zu haben.

Der Folgetrack „Coming Down“ geht bei mir dann leider nicht so ganz ins Ohr,  wahrscheinlich weil hier einfach die „catchy“ Melodien fehlen, auch wenn ich den Pre-Chorus am Ende ganz cool finde. Den Abschluss macht „Take What You Give“ und kommt mit keinem anderen als Pierre Couvier von Simple Plan daher. Auch hier geht es wieder auf die Reise in die Jugend, zumindest was den Sound angeht. Ich hab sofort diverse College-Filme im Kopf, die Sonne im Nacken und das Badetuch ausgebreitet. Durch das Feature allein schon ein mehr als würdiger Abschluss, der Song schafft es aber auch, sich in meinen Gehörgang einzubrennen. Ein durchaus starkes Ende!

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Foto: Silverstein / Offizielles Pressebild

ALBUM
A Beautiful Place To Drown
Künstler: Silverstein

Erscheinungsdatum: 06.03.2020
Genre:
Label: UNFD
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Bad Habits (feat. Intervals)
  2. Burn It Down (feat. Caleb Shomo)
  3. Where Are You
  4. Infinite (feat. Aaron Gillespie)
  5. Shape Shift
  6. All On Me
  7. Madness (feat. Princess Nokia)
  8. Say Yes!
  9. Stop
  10. September 14h
  11. Coming Down
  12. Take What You Give (feat. Pierre Bouvier)
Silverstein A Beautiful Place To Drown
Silverstein A Beautiful Place To Drown
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FAZIT
Silverstein werfen mit "A Beautiful Place To Drown" ihr wohl bisher abwechslungsreichstes und kreativstes Album auf den Markt. Verschiedene Features, ein ausgefeiltes und modernes Songwriting sowie den Mut, Neues zu wagen, machen die Platte für mich zu einer der besten der Bandgeschichte. Endlich wagt sich die Band um Sänger Shane Told, den Staub auf den Schultern der vergangenen Jahre abzuklopfen und wirkt somit so jung, spritzig und verspielt wie eigentlich nie zuvor.