Review

Metalcore

Kritik: Killswitch Engage - "Atonement"

Als Band, die sich im weiteren Sinne einem der bei uns beliebten Core-Genres verschrieben hat, hat man es in der ...

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Als Band, die sich im weiteren Sinne einem der bei uns beliebten Core-Genres verschrieben hat, hat man es in der heutigen Zeit durchaus schwer. Ändert man etwas an seiner Musik, wünschen sich die Fans „das alte Zeug“ zurück. Bleibt man seinem Stil treu, werden die Rufe nach etwas Neuem und Abwechslung laut. Auch Killswitch Engage fanden sich in der Vergangenheit sicherlich des Öfteren in einem Wechselbad der Gefühle wieder.

Für ihre Vorgängerwerke hagelte es oft Lob und Kritik zugleich, eben weil die Band ihrem Musikstil seit nunmehr 20 Jahren Bandgeschichte treu bleibt. Von vielen wird neue Musik der Kombo gerade deshalb gefeiert, von anderen jedoch als „langweilig“ abgestempelt. Doch wieso werden altbekannte und vor allem auch altBEWÄHRTE Strukturen immer zugleich mit Eintönigkeit gleichgesetzt?

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Im Vorfeld berichtete Killswitch Engage-Frontmann Jesse Leach, dass „Atonement“ das musikalisch abwechslungsreichste Album ist. Mit „Unleashed“ und „I Am Broken Too“ gab es vor Release der neuen Platte bereits zwei Tracks zu hören. „Unleashed“ ist grundsätzlich genau das, wofür man KSE seit Jahren kennt. Ein hymnischer Track, mit dem sich die Kombo in gewohnter Metalcore-Manier zurückmeldete Keine schlechte Wahl für die erste Single-Auskopplung!

„I Am Broken Too“ kommt schon etwas bedächtiger, fast nachdenklicher daher. Der Fokus liegt hier nicht auf den klassischen Metal- und Metalcore-Strukturen, derer sich die Band sonst bedient, sondern unterstreicht musikalisch vielmehr die Thematik. Der Track handelt von „Mental Health Awareness“, die auch Frontmann Jesse Leach selbst betrifft. Nach eigenen Aussagen liegt der Song ihm genau aus diesen Gründen besonders am Herzen. Der Song besitzt einen eingängigen Rocksound, der durchaus radiotauglich ist. Ähnlich verhält es sich an diese Stelle auch mit dem locker-flockigen „I Can’t Be The Only One“.

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„The Signal Fire“ ist in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Sänger Howard Jones entstanden. Doch die Zusammenarbeit fand nicht hinter den Kulissen statt, wie man vielleicht meinen könnte, Jones hat einen Gastpart im Song. Was? JA! Der Track handelt von Solidarität und Zusammenhalt. Leach wurde beim Songwriting von Jones‘ Band Light The Torch inspiriert und dachte sich offensichtlich kurzerhand, er macht die Theorie des Songs zur Praxis.

In „The Signal Fire“ wird deutlich, wie großartig beide Stimmen zu der Musik von KSE passen. Egal, welchen der beiden Sänger man lieber bei Killswitch gehört hat, beide haben nach wie vor ihre Daseinsberichtigung. Haters gonna hate.

Killswitch Engage setzen auf Altbewährtes

Für „The Crownless King“ haben sich KSE Verstärkung von Testament-Frontmann Chuck Billy geholt. Zusammen mit „Know Your Enemy“ und „Bite The Hand That Feeds“ gehört der Track zu den größten Nackenbrechern auf „Atonement“. Billy bringt eine gehörige Portion Thrash Metal rein, während hymnisch-chorale Gesänge im Refrain dem Song das typische KSE-Feeling verleihen. „BLEGH!“ inklusive!

„Know Your Enemy“ und „Bite The Hand That Feeds“ bringen außerdem nicht nur musikalisch eine Schippe Revolte mit, sondern auch lyrisch. Jesse Leach sagte, dass er in den Texten auf „Atonement“ Geschehnisse aus der Welt und dem Alltagsleben aufgegriffen hat. Es gehe um Erfahrungen und Emotionen, sowohl in persönlicher als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Die (sozial)kritischen Songs „Know Your Enemy“ und „Bite The Hand That Feeds“ greifen wohl eher letzteres auf und gehören mit zu den härtesten Stücken des Albums.

Dazwischen findet man zuhauf Tracks mit dem klassischen KSE-Stempel. Solide Songs aus dem Metalcore-Bilderbuch. Hierzu gehören zum Beispiel „As Sure As The Sun Will Rise“, „Take Control“ oder „Ravenous“. Alles Songs, die nahtlos an älteres Material der fünfköpfigen Kombo anknüpfen.

Tatsächlich sind es aber auch genau diese Lieder, die in den elf neuen Tracks des Albums ein wenig untergehen.

In Kopf und im Ohr bleiben vor allem die Songs, die sich von der Masse abheben. Vielleicht ist es das, was Kritiker in der Vergangenheit als „langweilig“ deklarierten. Ob es aber das richtige Adjektiv ist, diese Art von KSE-Songs zu beschrieben? Wohl eher nicht, denn trotz dass sie am wenigstens herausstechen, klingen sie weder ähnlich noch sind sie eintönig.

Insbesondere bei „Ravenous“ holt Leach so einiges aus seiner Stimme raus. In Anbetracht der Tatsache, dass er bereits die magische Grenze der 40 überschritten hat und schon seit einigen Jahren als Sänger aktiv ist, ist das auch keine Selbstverständlichkeit mehr.

Unser ausführliches Interview mit Sänger Jesse Leach findet ihr unter dieser Adresse.

Foto: John McMurtrie

ALBUM
Atonement
Künstler: Killswitch Engage

Erscheinungsdatum: 16.08.2019
Genre:
Label: Sony Music
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. Unleashed
  2. The Signal Fire (feat. Howard Jones)
  3. Us Against The World
  4. The Crownless King (feat. Chuck Billy)
  5. I Am Broken Too
  6. As Sure As The Sun Will Rise
  7. Know Your Enemy
  8. Take Control
  9. Ravenous
  10. I Can’t Be The Only One
  11. Bite The Hand That Feeds
Killswitch Engage
Killswitch Engage
7.5
FAZIT
Killswitch Engage wagen mit „Atonement“ keine großen Sprünge in neue Gefilde. Das erwartet ehrlich gesagt aber auch niemand von der Band und insgeheim wünscht es sich auch keiner. Zumindest kein Fan. Die elf Songs der Platte kommen rundum in klassischer KSE-Manier daher, wobei einige eher für Freunde härterer Klänge und andere für Liebhaber rockigerer und weniger metallischer Sounds bestimmt sind. Wer also gänzlich Neues von KSE erwartet, wird hier enttäuscht werden. Hörer, die noch nie etwas mit dem Sound der Kombo anfangen konnte, sollten die Finger von „Atonement“ lassen. Wer auch eine Explosion neuartiger Klänge hofft, wird hier ebenfalls enttäuscht werden. Freunde des klassischen Killswitch-Sounds kommen allerdings rundum auf ihre Kosten.

Killswitch Engage zeigen mit „Atonement“ einmal mehr, dass sie als alteingesessene Metalcore-Band auch in der heutigen Musiklandschaft noch immer mitreden können. Das Album hält, was man (als Fan) erwartet. Eintönig? Keineswegs. Langweilig? Ganz und gar nicht. Altbekannt? Auf jeden Fall. Altbewährt? Wie immer bei Killswitch Engage.