Review
Post-Hardcore
Kritik: Devil May Care - "Divine Tragedy"
„Divine Tragedy“ heißt das Post-Hardcore-Kompendium, welches Devil May Care am 05. November 2021 veröffentlichen. 13 Songs warten darauf, gehört zu ...
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Yana Markwort
AM 01/11/2021
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„Divine Tragedy“ heißt das Post-Hardcore-Kompendium, welches Devil May Care am 05. November 2021 veröffentlichen. 13 Songs warten darauf, gehört zu werden und in die Plattenregale zahlreicher Fans einziehen zu können. Wir haben bereits reingehört und geben euch einen Vorgeschmack darauf, was ihr erwarten könnt.
Eins ist sicher: Auf diesem Album setzt sich die Band mit zahlreichen destruktiven Verhaltensmustern auseinander und vereint sie auf einer Platte – wie eine Art Medizin gegen alles Schlechte. Doch lasst uns die Songs im Detail betrachten.
Mission: Umweltschutz
Eröffnet wird das dritte Studioalbum der Würzburger Band mit „Outcry“ – einem Song, der gleich zeigt, wo es langgeht. Weiter, nach oben, nach vorne – zumindest musikalisch. Lyrisch geht es um Zerstörung der Umwelt und beschreibt damit eines der zentralsten Probleme der Menschheit.
Mit Zeilen wie „Keep on failing, keep on failing“, schnellen Riffs, melodischen Parts sowie härteren Screams ist dieser Song wahrlich ein würdiger Einstieg dieses Albums.
Die Band setzt sich selbst aktiv für die Umwelt ein, so ist Gitarrist Lukas Esslinger Aktivist bei Sea Shepherd und wurde erst kürzlich vom Fernsehen mit der Kamera begleitet, als er auf der Ostsee bei einem Einsatz für Schweinswale unterwegs war.
Fettes Feature mit Rising Insane
Noch einen drauf legen die Jungs um Sänger Tim mit „Painter“. Für diese Single holten sie sich Aaron von Rising Insane mit ans Mikro. Das Resultat? Ein fettes Feature aus der Szene. Der Refrain bleibt definitiv im Kopf und Ausraster-Momente bescheren die harten Parts genauso. Der cleane Gesangspart nimmt hier den Großteil des Songs ein, Fans härterer Screams kommen hier aber auch nicht zu kurz – der Song ist einfach ein guter Mix für Post-Hardcore-Fans.
Dass sie auch ganz andere Töne einschlagen können, zeigen sie mit „Into The Abyss“. Nicht nur das „Blegh“ zu Beginn des Songs ist ein Ausdruck ihres Post-Hardcore-Stils, dieser Song bleibt hauptsächlich im Refrain clean und wird dann aber wieder durch ausdrucksstarke Screams abgelöst, sodass ein spannendes Wechselspiel zwischen „laut“ und „leise“ herrscht.
Diese Emotionen lassen sich auch in den Lyrics ablesen, denn im Song heißt es unter anderem:
„the closer i come, the further you run
it’s moving, removing, until it is gone
the deeper i dive, the darker it gets
the water caressing me’s taking my breath
welcome to paradise“
Schmerzhafte Selbsthauptung
Der nächste Song, „Revelation“ birgt in den ersten Sekunden einige Bullet For My Valentine-Vibes, bis Sänger Tim dann aber loslegt und über eine Enthüllung singt.
Nach einem imposanten Einstieg wird es kurz wieder ganz ruhig, Drums und Bass sind so reduziert, dass sich alles auf die cleane Gesangsstimme konzentriert. Doch dabei soll es nicht bleiben: Auch in diesem Song reihen sich ruhige Passagen an melodische Refrains und härtere Screams in den Strophen.
Dieser Wechsel drückt den Kampf der eigenen Selbstbehauptung musikalisch aus. „Ein zerstörtes Selbstwertgefühl ist mindestens so tödlich wie eine körperliche Erkrankung“, kommentiert Sänger Tim Heberlein den Hintergrund des Songs.
Physische Selbstzerstörung
Das nächste Feature wartet in „Delirium“ darauf, in die Hall of Post-Hardcore-Fame einzuziehen. Der Song hat es in sich. Zum Einstieg werden instrumental zunächst härtere Töne angeschlagen, bis Drums und Bass wieder den Fokus auf Tims Sprechgesang legen. Hierbei erregen besonders die Tempowechsel Aufmerksamkeit.
Auch dieser Song hat echten Ohrwurmcharakter, was den Refrain angeht. Besonders angenehm sind die kurzen Breakdowns und Screams, die sich an die melodischen Parts anschließen. Das war es aber noch nicht an Vielfalt, die die Jungs in einen Song stecken, schließlich hat bei diesem Feature auch Sperling-Rapper „Jojo“ noch seinen Rap-Part.
Für Fans von solchen Kombos bietet dieser Song einfach alles, was man hören möchte: eingängige Melodie, Breakdown, härtere Parts und eine kleine Rapeinlage. Letzere macht dabei nochmal deutlich, dass es den Jungs von Devil May Care in diesem Song um die physische Selbstzerstörung durch Drogenkonsum geht:
„Die Blase um mich rum ist so zerbrechlich
Doch wenn die Welt hier drin nicht echt ist, ist sie es da draußen erst recht nicht
Sing die Angst in den Schlaf und
Träume mich ins Delir
Bis ich geh und es dann wenigstens den Teufel interessiert“
Devil May Care: In der Szene etabliert
Komplett anders ist der nächste Song „New Old Life“ – eine ruhige Nummer, die sich sehr auf den melancholischen Sprechgesang konzentriert und sich gut weghören lässt. Der siebte Song auf „Divine Tragedy“ ist „Tragedy“ – die Single mit Venues, welche die Würzburger schon vor Album-Release veröffentlicht haben.
Die Kombi überzeugt musikalisch auf jeden Fall und ist ein echtes Schmankerl für Fans von Post-Hardcore der deutschen Core-Szene.
Richtig Power bringt „Veil Of Conspiracy“ mit auf die Platte. Schnell und kraftvoll präsentiert sich der Song. Mit einem lauten „Liberate yourself“ startet die Post-Hardcore-Band einen Aufruf, sich selbst zu befreien und spricht Mut zu.
Den transportieren sie auch musikalisch in diesem Song und gewähren sogar eine kurze Pause, in welcher die Stimme kurz verzerrt wird, was die Unsicherheit nicht nur lyrisch, sondern auch akustisch verstärkt. Genommen wird diese aber mit den aufmunternen Worten „Only trust yourself“.
Stille Wasser sind tief
Emotional bleibt es auch in „Calm Waters“. Tim Haberlein singt von Wasser, das einem bis zum Hals steigt. Die unkontrollierbaren Wellen und die stillen Wasser, die vermeintlich tief sind, sind sinnbildliche Metaphern für Probleme mit Alkoholismus.
Die Würzburger kreieren mit ihren Lyrics metaphorische Bilder im Kopf, um auf Probleme, die ihnen selbst im privaten Umfeld begegneten, aufmerksam zu machen. So unterschwellig wie sich die Sucht an Betroffene heranschleicht, so wandelt sich auch der Song von einem ruhigen Stück zu einer kraftvollen, schnellen Nummer.
Gesellschaftskritik vom Feinsten
Kritisch geht es in „Dayblind“ weiter. Dieser Song kritisiert die Wegschau-Gesellschaft. Ihren Frust bringt die Band mit Unterstützung von Jordan Black, Sänger von Like Pacific, zum Ausdruck. Der eingängige Refrain des Songs bleibt definitiv im Kopf.
Sobald man ihn mehr als einmal hört, kann es schwer werden, den Ohrwurm wieder loszuwerden. Fans von Pop-Punk kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Liebhaber guten Metalcores. Dass sie beides können, beweisen Devil May Care mit diesem Song zu gut.
Daran schließen sich „Dead in the Water“ und „Prisoner“ an. Beide Songs lassen sich gut weghören. Während ersterer nochmal wuchtig daherkommt, beginnt „Prisoner“ eher ruhiger, ähnlich wie in „Delirium“ mit einem ruhigen Sprechgesang.
Der Track steigert sich bis zum Ende und ist von einem Wechsel ruhigerer und härterer Parts geprägt. Beendet wird die Nummer ganz reduziert wie sie begonnen hat – mit ruhigem Gesang.
Den Abschluss bildet „Shutdown“. Auch hier bahnt sich ein steigerndes Tempo den Weg durch den Song. Mit rauer Stimme, starken Screams und eingängigen Strophen bleiben Devil May Care ihrem Stil treu und liefern mit diesem Album ordentlich ab.
Foto: Devil May Care / Offizielles Pressebild
Divine Tragedy
Künstler: Devil May Care
Erscheinungsdatum: 05.11.2021
Genre: Post-Hardcore
Label: Uncle M Music
Medium: CD, Vinyl, etc
- Outcry
- Painter feat. Rising Insane
- Into the Abyss
- Revelation
- Delirium feat. Sperling
- New Old Life
- Tragedy feat. Venues
- Veil of Conspiracy
- Calm Waters
- Dayblind feat. Like Pacific
- Dead in the Water
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