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HardcoreMetalcore

Kritik: The Ghost Inside - "The Ghost Inside"

Wenn man an The Ghost Inside denkt, ist einigen von uns wahrscheinlich der 19. November 2015 besonders im Gedächtnis geblieben. An ...

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Wenn man an The Ghost Inside denkt, ist einigen von uns wahrscheinlich der 19. November 2015 besonders im Gedächtnis geblieben. An diesem Tage verunglückte die Band um Fronter Jonathan Vigil mit ihrem Tourbus im Osten von El Paso, Texas. Die Auswirkungen dieses tragischen Unglücks begleiten die Band, ihre Freunde, Angehörige und natürlich auch uns als Fans bis heute.

Im Juli 2019 für eine Show auf die Bühne zurückgekehrt , kündigte die Band im April dieses Jahres nun ihr erstes Album nach sechs Jahren an. Ein Paukenschlag für alle, die sich so sehr nach neuer Musik der Jungs gesehnt hatten.

Im September 2019 war bereits für uns deutsche Fans eine lange Durststrecke beendet worden, denn die Band kündigte mit einer Show auf dem Full Force Festival ihre erste und einzige EU-Show für 2020 an. Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie musste diese aber nun ins Jahr 2021 verlegt werden.

Mit ihrem Selftitled-Album greift die Band aus Los Angeles nun erneut nach den Sternen am Core-Himmel und ist nach einer schweren Zeit nun zumindest musikalisch „zurück im Geschäft“. In den kommenden Zeilen erzählen wir euch, was ihr von der neuen Platte der Jungs erwarten könnt und ob das „Comeback des Jahres“ gelingt.

I Am Unstoppable

Dass das neue Album der Jungs in eine emotionale Kerbe schlagen wird, war uns natürlich klar, jedoch nicht, dass die Band direkt beim ersten Song „1333“, der am Ende ein 59-sekündiges Intro darstellt, sofort auf die Tränendrüse drücken wird. Denn niemand anderes als Drummer Andrew Tkaczyk startet mit einem Drum-Intro in die Platte und so ist die Message der Truppe aus den Staaten direkt zu Beginn des Albums mehr als klar: Wir sind zurück – und das stärker als je zuvor.

Das wird auch direkt mit dem Folgesong „Still Alive“ unterstrichen, der sich in perfekter TGI-Manier präsentiert. Eine wahre Melodic-Hardcore Walze, mit der man neidlos anerkennen muss, dass die Band noch immer den Druck und die Power besitzt, wie es vor ihrem tragischen Unfall der Fall war. Auch „The Outcast“ kann sich dem uneingeschränkt anschließen und beeindruckt dabei mit einem saftigen Breakdown und feinen Cleanvocals zum Ende. Auch der Schlussatz des Songs unterstreicht einmal mehr die Thematik des Albums: „I am unstoppable.“ Und ja, das hört man!

Das anschließende „Pressure Point“ kennt ihr bereits und ich beschreibe den Sound des Songs gerne mit einem Zitat von unserem Tilo aus der zweiten Folge unseres MoreCore Podcasts:

„The Ghost Inside liefern mit Pressure Point so ein Hardcore-Brett, mit richtig miesem Breakdown am Ende, bei dem ich mir dachte: Boa, ich zieh‘ mir hier gleich die Turnschuhe an, ey!“

Ohrwurm gefällig? Bei „Overexposure“ dürfen endlich meine allseits geliebten Cleans der Band etwas mehr in den Vordergrund rücken und bilden im Refrain eine wahre Melodic-Hardcore Hymne, mit einer mehr als eingängigen Hook. Natürlich darf es in den Strophen aber trotzdem ordentlich zur Sache gehen und so ist der Song für mich das ultimative Live-Erlebnis, weil er uneingeschränkte Power für den Pit vor der Bühne bietet, aber zeitgleich die Massen zum Mitsingen einlädt. Eine bessere Kombi gibt es meiner Meinung nach nicht!

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„Make Or Break“ schließt sich strukturell seinem Vorgänger an und mittlerweile wird klar, dass sich The Ghost Inside vom Sound nicht großartig verändert haben. Hier wird nichts neu erfunden, sondern alte Tugenden, die den Fans schon immer gefallen haben, auf einer Platte vereint. Für mich ausreichend, für „Sound-Pioniere“ aber vielleicht am Ende etwas zu wenig an Innovation.

„Unseen“ beginnt anschließend mit einem sphärischen Intro, bevor es dann bei Minute 01:56 endlich ausbrechen darf. Der Song bleibt aber bis zum Schluss eher tragend und schwer, schafft dadurch aber einen guten Break im Gesamtkonzept der Platte, denn er beschreibt die düsteren Gedanken und Seiten der Bandgeschichte, wo die anderen Songs nur so von positivem Denken strotzen.

„One Choice“ kommt dann wieder mit einer anderen Attitüde daher und schafft mit saftigen Rock- und Punk/Pop-Elementen einen etwas anderen TGI-Song. Sehr erfrischend und für die oben genannten „Sound-Pioniere“ vielleicht der Song, der sich etwas klarer vom Sound den anderen abhebt. Als Orientierung: A Day To Remember lassen grüßen und der eine oder andere wird wohl auch Jeremy McKinnon hier und da heraushören können. Für mich am Ende auf jeden Fall der Song der Platte, der sich neben „Overexposure“ am meisten in meinen Kopf eingebrannt hat.

Das wohl emotionalste Comeback der Core-Geschichte

„Phoenix Rise“ darf sich dann wieder in ultimativer Hardcore-Manier präsentieren, jedoch ohne besondere Ausreißer oder innovative Sound-Ideen. Aber gut, manchmal ist es auch praktikabel auf Altbekanntes zurückzugreifen. Ein ruhigerer Part in der Mitte kann zumindest wieder etwas an der Emotions-Schraube drehen und der anschließende Ausbruch von Jonathan wird mit Sicherheit einige von euch nicht kalt lassen.

TGI verleiht Flügel, oder so ähnlich, denn bei „Begin Again“ habt ihr vor der Bühne definitiv noch einmal die Chance zur Energieentladung, denn die Band spielt mit diesem Song kurz vor Ende des Albums noch einmal sein ganzes Power-Potential aus und wird die Mosh-Freunde unter euch mit Sicherheit zufriedenstellen! Und mitgesungen werden darf natürlich auch noch.

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Viele Alben enden ja mit Akustiktracks oder eben nicht den „ultimativen Hits“. The Ghost Inside drehen den Spieß aber endlich mal um und präsentieren mit „Aftermath“ den wohl besten Song der Platte. Hier sind einfach alle Stärken der Band in einem Song vereint und jeglicher Emotions-Ausbruch garantiert! Mal Hand aufs Herz: Wer hat beim Clean-Part ab Minute 03:03 keine Gänsehaut? Einfach unnormal gut.

Wer übrigens das passende Reaction-Video von Jake Luhrs von August Burns Red noch nicht gesehen hat, sollte dies unbedingt nachholen.

Foto: Jonathan Weiner / Offizielles Pressebild

ALBUM
The Ghost Inside
Künstler: The Ghost Inside

Erscheinungsdatum: 05.06.2020
Genre: ,
Label: Epitaph Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. 1333
  2. Still Alive
  3. The Outcast
  4. Pressure Point
  5. Overexposure
  6. Make Or Break
  7. Unseen
  8. One Choice
  9. Phoenix Rise
  10. Begin Again
  11. Aftermath
The Ghost Inside Selftitled Album 2020
The Ghost Inside Selftitled Album 2020
8.5
FAZIT
The Ghost Inside melden sich mit ihrem Selftitled-Album, sechs Jahre nach ihrer letzten Auskopplung zurück, um erneut in den Core-Olymp aufzusteigen. Am Ende schaffen die Jungs aus Los Angeles ein emotionales und gelungenes Comeback, welches mit einem extrem positiven Vibe, welcher sich vor allem im Sound, in den Lyrics und Songtiteln wiederfinden lässt, überzeugen kann! Wer "Neues" von den Jungs erwartet hat, wird allerdings enttäuscht sein. Die Band um Fronter Jonathan Vigil bleibt ihrem Sound treu und vereint erneut alle Stärken der Band in einer Platte. Trotz der emotionalen Grundthematik hätte man hier und da aber noch mehr aus dem ein oder anderen Song rausholen können. Am Ende wird aber trotzdem jeder von euch froh sein, dass die Jungs endlich wieder zurück sind!