Review

Pop-Punk

Kritik: Neck Deep - "Neck Deep"

Neck Deep haben sich in den über zehn Jahren ihres Bestehens ohne Frage zu einer der angesagtesten Bands im Pop-Punk ...

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Neck Deep haben sich in den über zehn Jahren ihres Bestehens ohne Frage zu einer der angesagtesten Bands im Pop-Punk entwickelt. In ihrer britischen Heimat sowieso. Aber auch auf dem europäischen Festland und ganz besonders in den USA kommt man kaum an den fünf Herrschaften vorbei, wenn man auf Mitsing-Refrains und eingängige Melodien steht. Zu dieser Vormachtstellung haben sicher auch die beiden letzten Alben „The Peace And The Panic“ (2017) und „All Distortions Are Intentional“ (2020) beigetragen. Dennoch gab es an beiden Alben immer wieder dahingehend Kritik, dass einige Songs für die Stilrichtung zu langatmig und zäh seien. Nicht umsonst ist vor allem „Life’s Not Out To Get You“ (2015) weiterhin der große Fan-Favorit.

Neck Deep: Back to the roots?

Dass die Band ihr neues Album, das in dieser Woche erscheint, „Neck Deep“ genannt haben, ist daher auch kein Zufall. Die Band hat die Kritik an den letzten beiden Alben ernst genommen. Sie will wieder zurück zu den Wurzeln. 10 Songs sorgen schon einmal für eine ausreichende Kompaktheit. Und auch in Sachen Produktion haben Neck Deep sich dieses Mal wenig hereinreden lassen. Bassist Seb Barlow, Bruder von Sänger Ben, hat das Kommando an den Reglern übernommen. Im abgeschiedenen Norden von Wales wurde eifrig am Sound gefeilt. Was dabei herausgekommen ist?

Da haben uns Neck Deep in den letzten Monaten schon einiges an Vorgeschmack geboten. „Heartbreak Of The Century“ erschien bereits am Valentinstag des vergangenen Jahres und ist ein guter Gradmesser, was Sound und Songstruktur auf „Neck Deep“ angeht. Der Opener „Dumbstruck Dumbf**k“ lässt jedenfalls keine Zweifel daran übrig, dass das Quintett aus Wrexham einen ganz klaren Plan verfolgen. Schnelle, kurzweilige Strophen und Refrains, die sofort im Ohr bleiben. Das erinnert an vielen Stellen schon stark an Neck Deep anno 2015. Nur eben eine angenehme Nuance erwachsener.

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American Pop-Punk made in Wales

Neck Deep haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass Bands wie Blink-182 ihre großen Vorbilder sind. Und so überrascht es nicht, dass man auch auf „Neck Deep“ hin und wieder vergessen kann, dass die Band so ganz und gar nicht in den USA beheimatet ist. „Sort Yourself Out“ ist so ein Song, bei dem man nicht nur in Ben Barlows Stimme ganz viel 90s West Coast Vibe aufsaugen kann. Sein Akzent tut da sein Übriges.

Wie es für Pop Punk so üblich ist, dreht sich bei Neck Deep auch auf diesem Album vieles um Liebe, Herzschmerz und alles, was dazu gehört. Neck Deep wären aber nicht Neck Deep, wenn sie nicht hier und da wieder einen Schritt weiter gingen. Ben Barlow ist nicht nur ein begnadeter Texter. Er geht auch mit offenen Augen durch die Welt. Und als er müsste er sich selbst vergewissern, wo seine Band zuhause ist, behandeln seine Lyrics immer mal wieder Themen wie die britische Innen- oder Außenpolitik. „We Need More Bricks“ ist nicht nur musikalisch ein absolutes, weil eingängiges und intensives Highlight der Platte. Auch lyrisch drückt der 29-jährige sich sehr klar aus. Keine Sorge. Metaphern gehören seit jeher zu seinem lyrischen Rüstzeug.

Neck Deep – dieses Album zeigt alles, was die Band ausmacht

Während Songs wie „We Need More Bricks” die nötige Power mitbringen, zeigt die Band auf diesem Album, dass sie es auch eine Spur ruhiger und mit etwas weniger Tempo hinbekommen. „It Won’t Be Like This Forever“ ist während der Pandemie entstanden. Wie wir heute wissen, hat Ben Barlow zum Glück Recht gehabt. Der Song eignet sich aber mit seiner Melancholie und der gleichzeitig vermittelnden Hoffnung, aber auch für jede andere, nicht ganz so erfreuliche Lebenssituation. Beim Durchhören des Albums wird wohl niemanden langweilig, aber doch klar, dass Neck Deep die besonders eingängigen Songs als Vorab-Singles auserkoren haben. Kein Problem, welche Band macht das nicht? Doch auch Songs wie „Moody Weirdo“ sind keineswegs belanglose Lückenfüller. Vielmehr runden sie ein Album ab, das die Essenz einer Band, die ihren Platz im Musikkosmos gefunden und vor allem verdient hat.

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Foto: Nat Wood / Offizielles Pressebild

ALBUM
Neck Deep
Künstler: Neck Deep

Erscheinungsdatum: 19.01.2024
Genre:
Label: TB Records / Hopeless Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Dumbstruck Dumbf**k
  2. Sort Yourself Out
  3. This Is All My Fault
  4. We Need More Bricks
  5. Heartbreak Of The Century
  6. Go Outside!
  7. Take Me With You
  8. They May Not Mean To (But Thy Do)
  9. It Won't Be Like This Forever
  10. Moody Weirdo
Neck Deep
Neck Deep
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FAZIT
Es ist nicht überliefert, wann sich Neck Deep dazu entschlossen haben, das Album nach der Band zu benennen. Es war aber eine absolut richtige Entscheidung. „Neck Deep“ zeigt, was die Band auch nach über zehn Jahren ausmacht, ist dabei ebenso kompakt und kompromisslos wie kurzweilig und mitreißend. Neck Deep steht spätestens jetzt der Pop-Punk-Himmel offen!