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Kritik: Bad Wolves - "N.A.T.I.O.N."

Anno 2017 formierte sich mit Bad Wolves eine neue Supergroup am Himmel der härteren Gitarrenklänge. Die Kombo, bestehend aus Sänger ...

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Anno 2017 formierte sich mit Bad Wolves eine neue Supergroup am Himmel der härteren Gitarrenklänge. Die Kombo, bestehend aus Sänger Tommy Vext (Ex-Divine Heresy, Ex-Snot), Schlagzeuger John Boecklin (Ex-DevilDriver), den beiden Gitarristen Doc Coyle (Ex-God Forbid) und Chris Cain (Ex-Bury Your Dead, Ex-For The Fallen Dreams) und dem Bassisten Kyle Konkiel (Ex-In This Moment), veröffentlichte bereits ein Jahr später ihr Debütalbum „Disobey“.

Hört man sich einen der (älteren oder neueren) Songs von Bad Wolves an, so merkt man, dass die Bandmitglieder Ahnung haben, von dem was sie tun. In Anbetracht der Tatsache, dass die Herrschaften um Sänger Vext bereits allesamt in anderen Bands aktiv waren, ist das natürlich auch nicht weiter verwunderlich.

Nicht mal eineinhalb Jahre nach der Veröffentlichung des Debüts „Disobey“ steht nun der Nachfolger „N.A.T.I.O.N.“ in den Startlöchern. Während das Erstlingswerk insbesondere durch seine Gradlinigkeit und modernen Metalsounds herausstach, war bereits nach den ersten vier Single-Auskopplungen der neuen Scheibe klar, dass die Songs auf „N.A.T.I.O.N.“ wohl etwas „verspielter“ daherkommen würden.

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Bad Wolves schalten auf „N.A.T.I.O.N“ einen Gang zurück

Mit „I’ll Be There“ gab’s den ersten Vorgeschmack auf die Ohren und der Track ist auch so ziemlich genau das, was man sich für das neue Album von Bad Wolves vorgestellt hat. Schnelle Strophen, kraftvoller Gesang (und Rap!) von Vext und ein etwas hymnischer Refrain. Eine gute Kombi für einen modernen Metalsound, der schnell ins Ohr geht.

Als zweiten Song präsentierten uns die bösen Wölfe „Killing Me Slowly“ und im Gegensatz zu „I’ll Be There“ kam dieser schon deutlich „hardrockiger“ und radiotauglicher daher (so radiotauglich, dass ein gewisser privater Rock-Radiosender aus Hessen den Track in seine Nachmittagsplaylist aufgenommen hat; an dieser Stelle nur des Vergleichsmoments zu „Disobey“ wegen erwähnt). Der Song besitzt eine eingängige Melodie und ist deutlich weniger metallisch als noch die erste Single.

Ebenso verhält es sich mit „Sober“, dem dritten Track, den Tommy Vext und Co. aus „N.A.T.I.O.N.“ auskoppelten. Letzterer ist sogar noch etwas ruhiger als „I’ll Be There“ und der Fan der älteren Songs von Bad Wolves sollte schon merken: Das zweite Album der Jungs aus L.A. wird wohl etwas an altbekannter Härte einbüßen.

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Das ist natürlich per se erstmal nichts Schlimmes. „Killing Me Slowly“ und „Sober“ sind solide Rocktracks mit Ohrwurmcharakter, auf denen man jedoch vergeblich nach dem altbekannten Metal-Sound sucht.

Gitarrist Doc Coyle sagte im Vorfeld über den Sound des neuen Albums: „It’s diverse. There’s stuff that’s probably heavier, as or more heavy than the last record… And then there’s some really catchy, kind of more mainstream stuff to cover that end of it and a lot of stuff in the middle.“

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„Killing Me Slowly“ und „Sober“ kann man wohl deklarieren als „really catchy, kind of more mainstream stuff“ und in diese Kategorie reihen sich auch Songs wie „No Messiah“, „Back In The Days“ oder „Better Off This Way“ ein. Bei letzteren wartet man teilweise leider vergeblich auf DEN Moment und im Gegensatz zu den beiden anderen genannten Song bleiben sie auch auf’s erste Hören weder im Ohr noch im Kopf.

Mit „stuff that’s probably heavier, as or more heavy than the last record“ meint Coyle sicherlich „I’ll Be There“ (das in gewisser Weise als etwas weiterentwickelter Sound der ersten Platte beschrieben werden kann; Nu Metal-Vibes lassen grüßen), „The Consumerist“ oder das doch recht experimentelle „Foe Or Friend“. Letzteres kommt mit Chorgesängen daher, die etwas stutzig machen. Das Lied geht ebenso wie „The Consumerist“ aber eindeutig vorwärts. Einmal mehr zeigt Tommy Vext hier seine gesanglichen Qualitäten. Seine tiefe Stimmfarbe verleiht den Screams wirklich etwas Besonderes.

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Der Rest der Tracklist ist dann tatsächlich „a lot of stuff in the middle“. „Learn To Walk Again“ beispielsweise kommt mit einem modernen Metalcore-Sound daher und besitzt zeitgleich Tempo. Ein Song, der sicherlich live bei einem breiten Publikum gut ankommt. „Crying Game“ (das ebenfalls bereits durch Vorab-Release bekannt war), „LA Song“ oder „Heaven So Heartless“ befinden sich ebenfalls irgendwo „in the middle“, wobei „LA Song“ zur „härteren Mitte“ und „Heaven So Heartless“ eher zur „weicheren Mitte“ zählen würde.

Aber mit „irgendwo ‚in the middle‘“ sticht man als Band nicht heraus.

Unterm Strich sind die zwölf Tracks auf „N.A.T.I.O.N.“ abwechslungsreich und vielfältig. Es gibt, wie erwartet, sowohl härtere Sounds als auch eingängige „Mainstream“-Songs. In diesem Fall kommt aber nicht das Sprichtwort „Für jedermann ist etwas dabei“ zum Tragen; vielmehr stellt sich die Frage nach dem roten Faden.

Foto: David Jackson / Offizielles Pressebild

ALBUM
N.A.T.I.O.N.
Künstler: Bad Wolves

Erscheinungsdatum: 25.10.2019
Genre: , ,
Label: Eleven Seven Records
Medium: CD, Vinyl

Tracklist:
  1. I'll Be There
  2. No Messiah
  3. Learn To Walk Again
  4. Killing Me Slowly
  5. Better Off This Way
  6. Foe Or Friend
  7. Sober
  8. Back In The Days
  9. The Consumerist
  10. Heaven So Heartless
  11. Crying Game
  12. L.A. Song
Bad Wolves N.A.T.I.O.N.
Bad Wolves N.A.T.I.O.N.
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FAZIT
Auf „N.A.T.I.O.N.“ haben Bad Wolves ganz klar etwas von ihrer Härte einbüßen müssen. In einigen Tracks vermisst man gänzlich die metallische Seite der Kombo. In anderen Songs knüpfen sie zwar an „Disobey“ an, bedienen diese Linie jedoch leider nicht durchweg. Im Kopf bleiben am Ende der Spielzeit insgesamt nur wenige der zwölf Tracks.

Technisch ist der Sound auf einem hohen Niveau und Tommy Vext und Co. spielen außerdem mit verschiedenen Sounds und Genremixen. Dennoch – und das ist das große „Aber“ – hat man den Eindruck, als nähern sich Bad Wolves sukzessive rockigeren Strukturen und entfernen sich vom Metal. Die Frage ist, mit welcher Erwartungshaltung man „N.A.T.I.O.N.“ gegenübertritt. Fans des Erstlings „Disobey“ werden wohl eher nicht allzu viel gefallen an dem Nachfolger finden. Wer die ersten Singleauskopplungen aber zu schätzen gelernt hat, wird auch mit dem Rest des Albums etwas anfangen können.