Kritik: Yours Truly - "Is This What I Look Like"

Yours Truly wurden Anfang 2018 mit ihrer inzwischen millionenfach geklickten Single „High Hopes“ erstmals einem breiten Publikum bekannt. Schnell wurde die Band aus Sydney die Ehre zuteil, zum Kreis der Bands zu gehören, die für die Renaissance des Pop-Punks verantwortlich seien. So verwunderte es auch wenig, dass auch ihr Debütalbum „Self Care“ im Jahr 2020 in eine eben solche Richtung ging und vor allem auf gefällige Pop-Punk-Hymnen setzte.

Yours Truly entwickeln sich auf „Is This What I Look Like“ weiter

Das Ergebnis konnte sich hören lassen, wirkte allerdings hier und da etwas zu generisch. Und richtig spannend wird es für Bands bekanntlich ohnehin erst dann, wenn der Welpenschutz nicht mehr gilt. Mit ihrem Debütalbum haben Yours Truly gut vorgelegt, doch können sie das Niveau halten? Bahn frei für ihre neue EP „Is This What I Look Like“.

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Schon beim Blick auf Cover und Titel des Albums fällt auf, dass sich die Band ganz bewusst von der fröhlichen Unbeschwertheit der Anfangsjahre entfernt hat und auf ein düsteres Image setzt. Dies bestätigt sich dann auch im Opener „Walk Over My Grave“ – auch hier spricht der Titel schon Bände.

Aber auch musikalisch geht es eine Spur härter zur Sache, wobei die markante Stimme von Sängerin Mikaila Delgado für ausreichend Wiedererkennungswert sorgt. Auch das Songwriting zeigt noch immer viele Parallelen zum Debütalbum, findet es doch eine gute Balance zwischen einem straighten Songaufbau und genügend Abwechslung. Yours Truly gelingt es jedenfalls gut, etwas mehr Ernsthaftigkeit zu vermitteln, ohne dass es zu sehr zulasten eines ohrwurmtauglichen Refrains geht.

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Das gilt im Wesentlichen auch für „Bruises“, bei dem sich die Band Unterstützung von Stray From The Path-Fronter Drew York holt. Auch eine solche Kollaboration passt zum neuen Gesamteindruck, den die Band vermittelt. Ernsthafter, erwachsener, aber weiter mit einem Sinn für Songs, die im Ohr bleiben.

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Übrigens hatte die Band ursprünglich geplant, die EP als Mini-EP unmittelbar an „Self Care“ anzuhängen und unter dem Titel „Self Sabotage“ eine etwas andere Sicht der Dinge zu präsentieren und inhaltlich tiefer gehen zu können, als es das Feeld Good-Debütalbum erlaubt hätte. Am Ende wurden es dann doch mehr Songs und die Band entschloss sich, die Neuveröffentlichung mehr von „Self Care“ abzukoppeln, auch um zu verdeutlichen, dass man sich weiterentwickelt hat.

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(@yourstruly_band)

Eine Scheibe mit mehr Tiefgang

Der Name der EP ist übrigens nicht umsonst im Singular verfasst, denn während viele Texte auf „Self Care“ noch auf der Grundlage von Gesprächen der Bandmitglieder miteinander entstanden sind, geht es auf „Is This What I Look Like“ um Mikaila Delgados Seelenleben, ihre Ängste und die Frage, welchen Platz sie in der Welt hat. Ein Song wie „Hallucinate“ steht wie kein anderer für die thematische und lyrische Weiterentwicklung – und ist aufgrund des Features mit You Me At Six-Fronter Josh Franceschi definitiv ein Highlight der EP.

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Fans der ersten Stunde mögen sich vielleicht schwer damit tun, dass es musikalisch und lyrisch nicht mehr ganz so unbeschwert zugeht wie in den Anfangstagen. Doch ein Song wie „Lights On“, der die EP beschließt, ist ein gutes Beispiel für die Brücken, die Yours Truly an viele Stellen bauen können.

Auch wenn es nicht mehr ganz so unbeschwert zugeht, befinden sich auf „Is This What I Look Like“ immer noch viele Songs, die sehr schnell im Ohr bleiben, dabei aber auch genügend Tiefgang mitbringen, um dauerhaft interessant zu bleiben. Und das ist auch für die Band selbst ein ziemlich erfolgsversprechendes Zukunftskonzept.

Bild: Cover-Artwork zu „Is This What I Look Like“