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Kritik: PVRIS - “Evergreen”
Beinahe zehn Jahre ist es her, seit PVRIS uns zum ersten Mal mit ihrem kunstvollen Mix aus Rock, Pop und ...
VON
Malin Jerome Weber
AM 17/07/2023
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Beinahe zehn Jahre ist es her, seit PVRIS uns zum ersten Mal mit ihrem kunstvollen Mix aus Rock, Pop und Electro verzaubert haben. Ihr einzigartiges Soundbild bescherte uns mit “White Noise” (2014) und dem etwas rockigeren “All We Know Of Heaven, All We Need Of Hell” (2017) zwei fantastische Scheiben, die definitiv eine neue musikalische Schublade kreiert haben. Mit der “Hallucinations”-EP (2019) und “Use Me” (2020) sprengte die Band wiederum jene Ketten dieser Nische auf, tauchte weiter denn je in elektronischere Gefilde ein und bediente sich einer Vielzahl von Genres, um mehr und mehr Terrain zu erschließen.
Ein Prozess, der schlussendlich dazu führte, dass Frontfrau Lynn Gunn alleinig die kreative Oberhand über PVRIS übernahm. Auf ihrer neuen Platte “Evergreen” scheint sie so weit vertraut mit dieser Arbeitsweise und der alleinigen Kontrolle zu sein, dass sich das Ergebnis mehr als hören lassen kann. Denn wo “Use Me” noch mosaikartig aus starken Singles, etwas schwächeren Deep Cuts und bereits auf der vorangegangenen EP veröffentlichten Songs bestand, bietet “Evergreen” nun elf frische Tracks aus dem zugehörigen Zyklus. Dabei holte sich Gunn Unterstützung von gleich fünf renommierten Co-Produzenten – darunter auch Linkin Park-Frontmann Mike Shinoda.
PVRIS überzeugt auf jeder Ebene
Die Befürchtung, dass zu viele Köch:innen den Brei verderben, lässt sich zum Glück als unbegründet herausstellen. Denn LP Nummer 4 bietet elf abwechslungsreiche, kurzweilige und fantastisch produzierte Songs, für die sich Gunn ohne schlechtes Gewissen mal ordentlich auf die Schulter klopfen kann. Auf “Evergreen” gelingt ihr das Kunststück, verschiedenste Stile und Einflüsse zu vereinen, im Kern aber noch immer eine gut zugängliche Pop-Platte zu kreieren. Ebenso darf sich das Album alternativ und “rockig genug” schimpfen, um nicht als “Mainstream-Einheitsbrei” abgestempelt zu werden. Egal wie man es dreht und wendet – gute Musik ist eben gute Musik.
So bringt Gunn ein gutes Gespür dafür mit, ihren Songs immer das richtige Gewand anzulegen. So erhalten die rockigen Songs (“Good Enemy”, “Animal”) präsente und zielgerichtete Riffs, die sich gnadenlos in die Gehörgänge bohren. Im Gegensatz dazu werden die verträumteren Nummern („Anywhere But Here”, “Love Is A…”) von sanften Akustikgitarren und stimmungsvollen Synths begleitet. Darüber hinaus beinhalten die poppigeren Tracks (“I Don’t Wanna Do This Anymore”, “Senti-Mental”) Spuren aus den letzten zwei Jahrzehnten der Popmusik und kommen mit einer Menge Groove und Funkyness daher.
Jegliche Ketten sprengen
“Dance goddess, dance. It’s your body, fuck the man.” Unmissverständlich sind die feministischen Botschaften im Text zur Vorabsingle “Goddess”. Mit diesem Hintergrund fällt es auch schwer Songs wie “Animal” nicht in einen ähnlichen Kontext einzuordnen. “Quit acting like you own me, saying that I’m yours to control, but I’m not.” Gunn hat sich in der noch immer hauptsächlich von Männern geprägten Musikindustrie nach oben gearbeitet und nutzt ihre Position und die Musik, um andere Frauen zu empowern. Gerade im Vergleich zu den persönlicheren Texten der frühen Alben traut sie sich auch auf lyrischer Ebene in neue Gefilde.
“Evergreen” – immergrün. Der Albumtitel des vierten PVRIS-Albums suggeriert eine gewisse Zeitlosigkeit und Unlimitiertheit. Während heutzutage Internet und Social Media in kürzesten Abständen neue Trends heraufbeschwören, setzt Gunn mit ihrer Platte ein klares Anti-Statement. Weg von der Kurzlebigkeit, weg von der Eindimensionalität und hin zu etwas, das Zukunft und Gegenwart vereint. “Evergreen” schert sich nicht darum, eine bestimmte Zielgruppe zu erreichen oder ein bestimmtes Gefühl beim Hörenden auszulösen. “Evergreen” findet im Hier und Jetzt statt und besitzt einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann.
Foto: Ashley Osborn / Offizielles Pressebild
Pvris News
Evergreen
Künstler: Pvris
Erscheinungsdatum: 14.07.2023
Genre: Alternative, Rock
Label: Hopeless Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- I Don’t wanna do this anymore
- Good Enemy
- Goddess
- Animal
- Hype Zombies
- Take My Nirvana
- Senti-Mental
- Anywhere but here
- Headlights
- Love is a …
- Evergreen
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