Review

AlternativeIndiePunkrock

Kritik: Kid Kapichi - “There Goes The Neighbourhood”

“You’re not a has-been, you’re a Heinz bean.” Was nach einem Werbeslogan für das Herzstück des English Breakfast gilt, ist ...

VON

“You’re not a has-been, you’re a Heinz bean.” Was nach einem Werbeslogan für das Herzstück des English Breakfast gilt, ist in Wirklichkeit die wahrscheinlich ikonischste Zeile aus “There Goes The Neighbourhood” – der neuesten Platte der Working Class-Punks Kid Kapichi. Die aus Hastings an der englischen Südküste stammende Band ist seit einigen Jahren mächtig fleißig und bringt uns in ihren dritten Langspieler gar nicht so lange nach ihren beiden ersten Alben “This Time Next Year” (2021) und “Here’s What You Could Have Won” (2022). Wie auch schon beim Vorgänger zeichnet sich Nothing But Thieves-Gitarrist Dom Craik für die Produktion verantwortlich und bettet den wilden Crossover-Sound des Quartetts transparent und druckvoll ein.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kid Kapichi leben ihre Britishness

Kid Kapichi bedienen sich auf “There Goes The Neighbourhood” wieder einer breiten Palette an Genres: So stark man ihre Punk/Post-Punk-Wurzeln auch raushört, so beeindruckend ist es auch, mit welcher Selbstverständlichkeit Elemente aus Hip-Hop, Indie oder auch elektronischen Musikrichtungen die Formel ergänzen. “Get Down” besitzt das Herz einer Technonummer, während “Zombie Nation” den perfekten Halloween-Soundtrack für eine lauwarme Karibik-Kreuzfahrt bietet.

Bissige Gitarren treffen auf tanzbare Drumbeats, während über Brexit, Working Class-Spirit und 90er-Nostalgie sinniert wird. So macht es einfach großen Spaß, der Band dabei zuzuhören, wie sie sich durch die elf Songs grooved und das Blatt dabei immer wieder neu aufrollt. Sogar Madness-Sänger Suggs lässt es sich nicht nehmen, bei dieser Fiesta für ein Feature vorbeizuschauen.

Prall gefüllt mit Witz

Kid Kapichi balancieren über die gesamte Lauflänge gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Härte und Tanzbarkeit und reichern ihren ruppigen Sound zudem mit diversen Synths und Samples an. Selbst im hinteren Drittel wissen die Briten mit Songs wie “Angeline” und “Oliver Twist” noch durch außergewöhnliche Harmonien und leichte Einschläge aus der Popmusik der 2000er zu überraschen.

Der zurückgelehnte Kopfnicker “Artillery” sowie der akustische Closer “Jimi” rahmen das Gesamtgeschehen zudem noch passend als Opener und Closer ein und runden “There Goes The Neighbourhood” zu einer spaßigen und abwechslungsreichen Platte ab. Letzteres zeigt Sänger Jack Wilson auch nochmal von einer anderen Seite und bildet einen schönen Gegenpol zu seinen expressiveren Momenten.

Foto: Chris Georghiou / Offizielles Pressebild

ALBUM
There Goes The Neighbourhood
Künstler: Kid Kapichi

Erscheinungsdatum: 15.03.2024
Genre: , ,
Label: Kid Kapichi / Spinefarm
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Artillery
  2. Let's Get To Work
  3. Tamagotchi
  4. Can EU Hear Me?
  5. Get Down
  6. 999
  7. Subaru
  8. Zombie Nation (feat. Suggs)
  9. Angeline
  10. Oliver Twist
  11. Jimi
Kid Kapichi There Goes The Neighbourhood
Kid Kapichi There Goes The Neighbourhood
8.5
FAZIT
Kid Kapichi legen mit ihrem dritten Album ein druckvolles und vielseitiges Stück Musik vor, das durch einen gut ausbalancierten Crossover-Sound zwischen Indie, Alternative und Post-Punk besticht. Über die gesamten elf Tracks haben die Briten eine Menge Spaß in ihren klugen und ironiegeladenen Texten, die an jeder Ecke ikonische Oneliner parat halten. Lediglich die Vocal Performance von Jack Wilson lässt hier und da vielleicht ein paar Nuancen vermissen, was sich aber definitiv als sekundärer Faktor herausstellen lässt. "There Goes The Neighbourhood" mag vielleicht kein Everyday-Listen sein, besitzt aber eine besondere Energie, der man sich mit der richtigen Laune kaum entziehen kann.