Review

Melodic Hardcore

Kritik: Counterparts - "A Eulogy For Those Still Here"

Eine Band, die im Bereich des Melodic Hardcore zu den ganz Großen zählt, lässt endlich wieder etwas Neues von sich ...

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Eine Band, die im Bereich des Melodic Hardcore zu den ganz Großen zählt, lässt endlich wieder etwas Neues von sich hören. Mit „A Eulogy For Those Still Here“ bringen Counterparts ihr neues Album an den Start und bieten den Fans ab dem Release am kommenden Freitag tiefe Einblicke in die emotionale Welt der Band um Frontmann Brendan Murphy. Wie das klingt, erfahrt ihr in unserer Review.

Drei Jahre zogen seit dem letzten Album „Nothing Left to Love“ ins Land. Daher wurde der neue Longplayer mit Spannung erwartet. Vorab kann schon einmal eine Angst genommen werden: Fans des Counterparts-Sounds werden definitiv auf ihre Kosten kommen. Dies wurde bereits bei den Single-Auskopplungen „Whispers of Your Death“, „Unwavering Vow“ und „Bound to the Burn“ deutlich. Songs, die durch ihre Intensität und Schwere beinahe physische Schmerzen beim Hören verursachen und durch die dezenten Lead-Gitarren-Klänge eine ausgleichende Leichtigkeit verliehen bekommen.

Auffallend ist das Spiel mit dem melodischen Anteil der einzelnen Songs. So wirkt „Bound To The Burn“ anfangs deutlich Hardcore-lastiger, was im Verlauf des Songs durch die cleanen Vocals kontrastiert wird. Auch in „Unwavering Vow“ erzeugt das Zusammenspiel aus cleanen Vocals und Shouts eine besondere Tiefe und Authentizität, von der Counterparts-Songs schon immer profitierten.

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Counterparts bleiben ihrem Sound treu

Aus musikalischer Sicht kann gesagt werden, dass besonders der Mittelteil Fans des Counterparts-Sounds nicht enttäuschen wird, das Rad erfindet die Band hingegen auch nicht neu und bleibt dem eigenen Stil treu.

So unterscheiden sich Stücke wie „Skin Beneathe A Scar“, „Sworn To Silence“ oder auch der Titeltrack „A Eulogy For Those Still Here“ musikalisch durchaus in ihrer Intensität und Härte, bewegen sich insgesamt allerdings trotzdem sehr stark im gewohnten Gewand der Herren aus Hamilton, Kanada. 

Dass die neue Platte inhaltlich eine ganz besondere ist und tiefe Einblicke in Murphys Verhalten gibt, erklärt der Musiker in einem persönlichen Statement zum Album, und schafft darüber hinaus auch die Frage nach dem Albumtitel aus der Welt:

„Wenn ich merke, dass etwas nicht stimmt oder etwas nicht stimmt, kann ich nicht einfach darauf warten, dass es passiert. Ich fange an zu katastrophisieren, und manchmal will ich diese Dinge dann einfach herbeiführen. Bei einem Großteil dieser Platte trauere ich um jemanden, der noch lebt, oder verabschiede mich von etwas, das noch nicht gegangen ist.“

Dieses vorzeitige Beschäftigen mit dem Ende, dem Abschied und die Auseinandersetzung mit einer potenziell anstehenden Trauer reicht vom Ende von Counterparts, bis hin zum Tod geliebter Menschen. 

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So behandelt der Song „Flesh To Fill Your Wounds“ das Verblassen und schließlich das endgültige Schwinden einer Liebe. Insgesamt wirkt der Song auffallend schwer und raumeinnehmend.

Dies wird zum einen durch das Mid-Tempo hervorgerufen, andererseits durch die unterschiedlichen Präsenzstufen des Gesangs erzeugt, die durch die Verwendung von Hall und weiteren Effekten in ihrer Durchschlagkraft variieren.

Das Ende scheint noch nicht in Sicht zu sein!

Der Track gehört mit „Soil II“ und „A Mass Grave Of Saints“ zum letzten Drittel der neuen Scheibe. Diese überzeugt besonders durch längere Stücke. So ist der finale Song „A Mass Grave Of Saints“ mit 4:53 Minuten unnatürlich lange für ein Lied aus dem Hause Counterparts.

Auch wenn die Komposition klar strukturiert und fokussiert klingt, so hinterlässt der Track ein ambivalentes Gefühl beim Hören. Auf der einen Seite klingt er wie eine Art Abspann, was zum einen durch den mehrstimmigen Refrain, zum anderen durch die vielseitigen Drums hervorgerufen wird – überdies bleibt der Eindruck, als hätte die Band ihre Geschichte noch lange nicht auserzählt.

Ein Gefühl, das auch Brendan Murphy teilt:

All diese Dinge, die ich habe, sind immer noch ein großer Teil meines Lebens, aber eines Tages werden sie es nicht mehr sein, und ich möchte mich nicht darauf konzentrieren, anstatt die Zeit zu genießen, die ich mit ihnen habe. Vielleicht verabschiede ich mich vorschnell, aber ich denke, es ist wichtig, sich zu verabschieden, solange man noch kann.“

Foto: Ben Ward / Offizielles Pressebild

ALBUM
A Eulogy For Those Still Here
Künstler: Counterparts

Erscheinungsdatum: 07.10.2022
Genre: ,
Label: Pure Noise
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. 07/26/2020
  2. Whispers Of Your Death
  3. Bound To The Burn
  4. Unwavering Vow
  5. A Eulogy For Those Still Here
  6. Skin Beneath A Scar
  7. Sworn To Silence
  8. What Mirrors Might Reflect
  9. Soil II
  10. Flesh To Fill Your Wounds
  11. A Mass Grave Of Saints
A Eulogy For Those Still Here
A Eulogy For Those Still Here
8
FAZIT
Mit ihrem neuen Album "A Eulogy For Those Still Here" scheint es so, als hätte sich die Band um Frontmann Brendan Murphy einen Herzenstraum erfüllt und sich einiges von der Seele geschrieben. Inhaltlich wirkt die Platte äußerst authentisch, nahbar und emotional.

Musikalisch knüpfen Counterparts an ihren gewohnten Sound an, ohne dabei große Experimente zu wagen. Hier könnte man sich durchaus etwas mehr Vielfalt wünschen. Fans der Kanadier werden aber definitiv auf ihre Kosten kommen und insgesamt ist es schön zu sehen, wie befreiend das von der Seele schreiben für Musiker*innen sein kann, denn für Counterparts scheint es ein wahres Ventil zu sein.