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MetalcoreModern Metal

Kritik: Bullet For My Valentine - "Bullet For My Valentine"

An Selbstbewusstsein hat es Bullet For My Valentine bekanntlich noch nie gemangelt. Das ist auch wenig verwunderlich, wenn man schon ...

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An Selbstbewusstsein hat es Bullet For My Valentine bekanntlich noch nie gemangelt. Das ist auch wenig verwunderlich, wenn man schon zu Beginn der Karriere wahlweise als Nachfolger von Metallica gehandelt wird oder zu Bands wie Iron Maiden und Judas Priest in den Olymp britischer Metal-Giganten aufsteigt.

Und auch wenn es in den letzten gut 15 Jahren für die Herren aus dem walisischen Bridgend nicht immer bergauf ging – sie haben es doch geschafft, viel mehr als nur ein One-Hit-Wonder zu werden und sich stattdessen ihren Platz in der Riege großer britischer Metal-Bands gesichert. Dementsprechend selbstbewusst kündigt die Band ihr neues Selftitled-Album als „Bullet 2.0“ an. Das Album soll nicht nur das härteste, sondern auch das ehrlichste und authentischste Werk der Band sein.

So klingt das neue Selftitled-Album von Bullet For My Valentine

Passend zum Beginn der neu eingeläuteten Ära dürfen wir dann zu Beginn des Openers „Parasite“ auch erst einmal kleine Snippets der größten Hits der Bandgeschichte hören. Nach gut 45 Sekunden geht es dann aber direkt mit Vollgas los. Modern Metal trifft hier als Beschreibung wohl am besten zu, wobei zumindest in den Refrains auch die charismatische Stimme von Fronter Matt Tuck nicht fehlen darf.

An die Fahrt auf der Überholspur setzt „Knives“ dann umittelbar an. Der Song – bereits im Juni als erste Single des Albums veröffentlicht – geht vier Minuten nach vorne, ohne dass uns eine Verschnaufpause gewährt wird. Diese gibt es dann erst in der Folgezeit, denn zum Glück muss niemand die Sorge haben, „Bullet 2.0“ hieße, die Band würde ganz auf das altbewährte Erfolgsrezept verzichten.

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Und während „My Reviere“ zumindest schon bekannte Elemente wie das Metal-typische Solo zeigt, wird spätestens „No Happy Ever After“ zu einem ersten echten Highlight der Platte. Zwar startet auch dieser Song durchaus brachial, doch im Refrain zeigt sich die wahre Stärke der Band – der eingängige Refrain, der auch lyrisch schlicht und doch gleichzeitig mitreißend ist. Das war schon beim Debütalbum „The Poison“ vor 16 Jahren so und man kann nur froh sein, dass die Band diese Stärke nicht zugunsten ihrer Neuformation aufgegeben hat. Dass auch das Solo vielleicht nicht „Bullet 2.0“, aber in jedem Fall „Pure Bullet“ ist, passt hervorragend ins Bild.

In der Mitte des Albums kommt einem doch allmählich der Gedanke, ob die Band ihre Aussagen von brachialen, harten Sound vielleicht auf die gesamte Platte bezogen haben. Ja, auch ein Song wie „Can’t Escape The Waves“ startet hart, könnte in den Strophen und Refrains aber auch schon fast als Alternative Rock durchgehen. Um eines klarzustellen – das spricht in keiner Weise gegen die Qualität. Gerade nach dem fast schon stumpfen Anfang tut ein bisschen Abwechslung sehr gut.

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Auch Songs wie „Bastards“ oder das ebenfalls schon vorab als Single veröffentlichte „Rainbow Veins“ werden wohl nicht als die härtesten Metal-Songs Großbritanniens in die Geschichte eingehen. Aber – und das dürfte für Band und Fans wichtiger sein – sie sind authentisch und zeigen ein sehr rundes, stimmiges Bild von der Band und ihrem Repertoire. Und wer nun schon Sorge hatte, dass es die Band mit ihren vollmundigen Ankündigungen übertrieben hätten, wird mit „Shatter“ und seinen aggressiven Refrains zum Ende noch einmal voll auf seine Kosten kommen.

Der Nachteil an Studioalben ist bekanntlich, dass sich gerade auf den hinteren Plätzen gerne einmal der ein oder andere Lückenfüller findet. Für Bullet For My Valentine gilt das nicht. „Paralysed“ hat noch einmal das Zeug, um mehr als nur ein Geheimtipp zu werden. Die Up-Tempo-Nummer überzeugt vor allem durch ihre Kurzweiligkeit und man kann nur hoffen, dass die Band den Song auch in ihr Live-Programm einbaut.

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Auch „Death By a Thousand Cuts“ ist mehr als nur ein Rausschmeißer. In den Strophen wird wieder fleißig auf das Gaspedal gedrückt, der Refrain lädt wieder zum Kopfnicken ein, auch wenn er vielleicht nicht ganz so catchy daherkommt wie bei manch anderem Song des Albums.

Insgesamt macht das Album – aufgenommen von September 2019 bis März 2020 und dann nach der Covid-Pause wieder ab Juni 2020 – definitiv Lust auf „Bullet 2.0“. Der Band ist es gelungen, sich einen modernen Anstrich zu geben ohne dabei das zu vernachlässigen, was die Band seit inzwischen über 15 Jahren ausmacht. Wenn Bullet For My Valentine im nächsten Jahr auf Tour nach Deutschland kommen, sollten wir hoffen, dass es der ein oder andere neue Song auf die Setlist schafft!

Foto: Fiona Garden / Offizielles Pressebild

ALBUM
Bullet For My Valentine
Künstler: Bullet For My Valentine

Erscheinungsdatum: 05.11.2021
Genre: ,
Label: Spinefarm Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Parasite
  2. Knives
  3. My Reverie
  4. No Happy Ever After
  5. Can't Escape The Waves
  6. Bastards
  7. Rainbow Veins
  8. Shatter
  9. Paralysed
  10. Death By A Thousand Cuts
Bullet For My Valentine Selftitled
Bullet For My Valentine Selftitled
8
FAZIT
„Grausam“, „aggressiv“, „frisch“ – die vier Herren von Bullet For My Valentine geizen für Studioalbum Nr.7 und den angekündigten Beginn von „Bullet 2.0“ nicht mit Adjektiven. Doch am Ende ist alles halb so wild – Ja, die Band hat sich einen harten, neuen Sound verpasst, doch keine Sorge: Klar strukturiertes Songwriting, mitreißende Refrains und die eingängige Stimme von Matt Tuck sind immer noch die entscheidenden Zutaten für ein gutes Album von Bullet For My Valentine. Und weil diese Zutaten auch auf Bullet For My Valentine nicht fehlen, wird das Album Fans und neue Hörerinnen und Hörer überzeugen – auch wenn die ganz großen Hits zumindest auf den ersten Blick fehlen.