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Before The Hype: Sueco und die New Wave of Pop-Punk

Zurück zu den Wurzeln von My Chemical Romance und Co.

VON AM 06/03/2022

Es ist freilich keine angenehme Zeit für Traditionalisten und Anhängern fester Genreschubladen. Während (vermeintlich) etablierte Bands und Künstler:innen regelmäßig die Grenzen der eigenen Reichweite aufgezeigt bekommen, werden andere über Nacht via Social Media zu Superstars. Einer, dem dieses Kunststück gelungen ist, ist Sueco.

 

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Mit seiner Debüt-Single “fast” eroberte der US-Amerikaner 2019 die Spitze der Spotify Viral 50 – Global und US, erreichte Gold-Status und zog damit schnell auch die Aufmerksamkeit großer Labels und Künstlern wie Wiz Khalifa und Ty Dolla $ign auf sich.

“Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, präsentierst du dich im Internet nicht, dann viel Glück dabei dir irgendwie einen Namen zu machen. Nur auf diese Art und Weise passiert noch etwas und das gilt nicht nur für Musik, sondern wirklich für jede Art von Brand oder Business”, erklärt er.

New Wave of Pop Punk

Sueco zählt zu einer neuen Generation von Musiker:innen, die mit eigens produzierten Songs schnell eine große Reichweite erzielen konnten. Post Malone, Ghostemane, Lil Lotus, nothing, nowhere., Powfu, Smrtdeath und auch Sueco – sie alle verbindet nicht nur, dass sie via Soundcloud, TikTok und Co. bekannt wurden. Auch haben alle gewisse Wurzeln im Metal-, Punk- und Alternative-Bereich.

Sueco
Foto: Sueco / Offizielles Pressebild

Post Malone, der bei Crown The Empire als Gitarrist vorspielte. nothing, nowhere., der Rapsongs in Emo-Versionen neu interpretierte. Powfu, dessen Vater Gründer und Namensgeber der Pop-Punk-Band Faber Drive ist. Und Sueco, der schon als Shouter in Hardcore-Bands involviert war, um dann via TikTok als Beatmaker bekannt zu werden, ein Cloud Rap-Album zu veröffentlichen und nun den Weg zurück zum Punk und Alternative zu findet.

Mit seinem neuen Album “It Was Fun While It Lasted” leistet er dabei einen höchst spannenden Beitrag zur “New Wave of Pop Punk”.

 

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Waren in den 90ern und 00ern Bands wie Blink-182, Green Day, Sum 41 oder Good Charlotte die Speerspitze des (Mainstream-)Pop Punk, so wurde dieser zuletzt durch Künstler wie Machine Gun Kelly, Mod Sun oder auch KennyHoopla neu interpretiert und für ein neues und jüngeres Publikum geöffnet. Eine Chance auf ein Comeback des immer gerne für “tot” gehaltenen Rock im Mainstream?

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“Ich denke, dass Gitarrenmusik wieder vollständig zurück im Mainstream ist. Die Leute wollen einfach etwas anderes hören. Die Essenz von Punk ist schon seit einigen Jahren im Rap vorhanden, wenn man an X, Peep und Juice (Lil Nas X, Lil Peep und Juice WRLD – Anm. d. Red.) denkt. Es macht also schon Sinn, dass Punk Musik wieder zurückkommen würde. Ich denke auch, dass dieser ganze verzerrte Sound von solchen Sachen wie Hyperpop ein ähnlich rebellisches Gefühl erzeugen, wie die Hardcore Bands, die ich früher sehr gerne gehört habe.”

Sueco: „Niemand hatte mich so verstanden wie dieser Song.“

Sueco (spanisch für “schwedisch”), der mit bürgerlichem Namen William Schultz heißt, wuchs im kalifornischen Pasadena in einer überwiegend spanisch sprechenden Nachbarschaft auf. Seinen Spitz- bzw. Künstlernamen erhielt er aufgrund seines schwedisch/finnischen Hintergrunds.

Schon früh galt er eher als Exot, da er sich nicht wie seine Kumpels auf Rap versteifte, sondern auch ein Herz für Bands wie Green Day oder My Chemical Romance hatte. Über Rock Band fand er Gefallen am Schlagzeug spielen, was er dann nicht nur in der Kirche, sondern auch in einer Jazz-Band und in der Schule tat.

Sueco
Foto: Sueco / Offizielles Pressebild

Mit 14 schrieb er die ersten Songs auf der Gitarre, während des Colleges begann er dann Beats mit Reason zu bauen und selber darüber zu rappen. Dass er ausgerechnet mit einem seiner Rap-Tracks durchstartete, war letztendlich Zufall.

Im Laufe des letzten Jahres veröffentlichte Sueco die ersten Singles seiner neuen Platte. Hörte man auf “PRIMADONA” noch ganz klar die Hip-Hop-Einflüsse, war “S.O.S.” der erste Vorgeschmack auf die Alternative-Seite des 25-jährigen. Für den Song arbeitete er mit Travis Barker zusammen, der durch seine zahlreichen Kollaborationen in den letzten Jahren mit verantwortlich dafür ist, dass der Pop-Punk gerade ein Revival erlebt.

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Mit “Paralyzed” und der Ende Januar erschienenen Single “Loser” lieferte Sueco zwei echte Alternative-Hymnen und setzte sich damit quasi selbst ein Denkmal:

“Ich war früher nicht gerade das coolste Kind. Ich wollte einen Song für mein 15-jähriges Ich schreiben und damit das Gefühl aufgreifen, wie es damals für mich war “I’m Not Okay (I Promise)” von My Chemical Romance zu hören. Niemand hatte mich so verstanden wie dieser Song.”

Mit Papa Roach und Fever 333 im Cabrio

Inwieweit “It Was Fun While It Lasted” das Zeug dazu hat, ähnlich einflussreich wie die angesprochenen My Chemical Romance zu sein, bleibt abzuwarten. Musikalische Parallelen sind allerdings kaum von der Hand zu weisen: ähnlich wie “The End.” von MCRs “The Black Parade” leitet Sueco sein Album mit “Today” auf Akustikgitarre ein, um sich im Verlauf emotional immer mehr zu steigern und mit der Zeile “Momma don’t you worry. I’ll see you again someday, and maybe that day is today” auf dem Höhepunkt zu enden. Dabei spielt er auf den Tod seiner Mutter an, die an Brustkrebs verstarb, als er noch zur High School ging.

Ähnlich emotional geht es auch in “Hate You Too” oder dem rauen “Toxic Therapy” zu. Im Verlaufe der Platte wird es aber zunehmend freundlicher, sodass das Album mit dem Titeltrack “It Was Fun While It Lasted” gar versöhnlich endet.

“Das Album ist eine Reise von der Dunkelheit ins Licht. Von einem Ort der Leere hin zu einem Zustand, wo alles in Ordnung ist.”

Fans von Papa Roach oder Fever 333 dürften Sueco vom gemeinsamen Track “Swerve” kennen, der im Herbst 2021 erschien: “Wir haben uns über unseren gemeinsamen Produzenten Colin Brittain kennengelernt. Jacoby ist verdammt cool. Er hat schon so viel erlebt und durchgemacht.”

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Im Video fahren Jacoby Shaddix (45, Papa Roach), Jason Butler (36, Ex-letlive., Fever 333) und Sueco (25) in einem pinken Cabrio durch die Straßen, während sie den Song performen. Wenn man so will eine Begegnung dreier Generationen, die allesamt nie stur einem einzigen Genre treu geblieben sind und immer einen Hang zum Crossover hatten. Papa Roach mit ihren Nu-Metal-Alben Ende der 90er und Anfang der 200er, Fever 333 mit ihrem Mix aus Hardcore Punk und Rap und eben Sueco, der ebenfalls in beiden Welten zu Hause ist.

“Einige meiner Lieblingsbands waren früher A Day To Remember, Asking Alexandria, Emmure und die erste Platte von Escape The Fate. Ich habe einiges davon auch zuletzt wieder viel gehört.”

Obwohl große Teile seiner noch jungen Karriere dank Corona quasi “virtuell” stattgefunden haben, kann Sueco es kaum erwarten, endlich wieder Konzerte zu geben.

“Ich war früher in Local Bands unterwegs und habe eine Menge Shows gespielt. Ich freue mich riesig darauf wieder unterwegs zu sein. Es gibt nicht Vergleichbares, es ist wie eine Droge.” Allzu lange dürfte es wohl nicht dauern bis man ihn auch bei uns erleben kann. Vor acht Jahren war Sueco das letzte und einzige Mal in Europa, um seine Familie zu besuchen, die in Finnland lebt. “Es ist so ein wunderschönes Land und die Leute dort sind super freundlich. Ich muss unbedingt nochmal dorthin. Abgesehen davon war ich nirgendwo anders in Europa, aber wir planen die EU-Tour für später in diesem Jahr.”

Wenn es nach ihm ginge, dann würde sein Traum-Tour-Line-Up ähnlich bunt aussehen wie er selbst und aus einer Kombination aus Green Day, My Chemical Romance, Tyler The Creator, Kendrick Lamar, The Weeknd und Kanye West bestehen. Auch, wenn dieser Wunsch wohl eher ausbleiben dürfte, mit seiner starken neuen Platte dürfte er zumindest dafür gesorgt haben, dass nach seiner gerade anlaufenden US-Shows auch einige weitere Touren auf ihn warten werden.

In unserer Serie „Before The Hype“ stellen wir euch regelmäßig die aktuell spannendsten Bands und Künstler:innen vor, die vielleicht noch nicht, aber sicherlich bald auch bei uns in aller Munde sein werden.

Foto: Sueco / Offizielles Pressebild

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