Review

Punkrock

Kritik: The Bouncing Souls - "Ten Stories High"

The Bouncing Souls haben trotz über 35 Jahren und bisher 11 Studioalben hierzulande nie ganz den Legendenstatus anderer Punkrock-Bands erreichen ...

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The Bouncing Souls haben trotz über 35 Jahren und bisher 11 Studioalben hierzulande nie ganz den Legendenstatus anderer Punkrock-Bands erreichen können. Vielleicht fehlte ihnen die humoristische Note von NOFX, das bewusst Ernste von Bad Religion und die Mitmach-Qualitäten von Anti-Flag. Wie dem auch sei, in Sachen Eingängigkeit und Melodie hat auch die Band aus New Jersey einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wir finden heraus, ob sie das auch auf Album Nr. 12 „Ten Stories High“ tut.

Die Fans als lyrische Inspiration

Das Album startet mit dem Titeltrack, der nicht musikalisch die eben beschriebenen Attribute Eingängigkeit und Melodie hervorhebt, sondern auch die Geschichte hinter dem Album widerspiegelt. Denn auch für The Bouncing Souls waren die letzten Jahren wenig überraschend chaotisch und von abgesagten Touren geprägt. Daraus entstand dann aber die Idee, sich wieder mehr mit den eigenen Fans zu beschäftigten. Die Fans hatten sogar die Chance, der Band ihre eigenen Geschichten und Erlebnisse zu erzählen, um Teil der Lyrics zu werden. Und genau das ist auch Ten Stories High auch passiert. The Bouncing Souls haben selbstverständlich Musik und Texte selbst geschrieben. Aber die Geschichten hinter den Texten stammen aus den Erzählungen der Fans. Für die Band war das auch nach 35 Jahren eine ganz neue Erfahrung, wie Sänger Greg Attonito berichtet. „Wir schreiben seit über 30 Jahren zusammen Songs und das war immer fantastisch. Aber dieses Mal hat es sich neu angefühlt. Es ist eine ganz neue Reise für die Band gewesen, die Geschichten anderer Menschen zu erzählen.“

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Lyrisch besonders, musikalisch wie gewohnt

Man kann also schon früh festhalten, dass „Ten Stories High“ allein lyrisch ein ganz besonderes The Bouncing Souls-Album ist. Doch ist es das auch auf der musikalischen Ebene? Hier sollte man die Erwartungen vielleicht ein wenig zurückschrauben. Das Rad erfindet die Band sicher nicht neu. Das bedeutet aber nicht, dass das Album einfältig daherkommt. Die wichtigsten Zutaten eines The Bouncing Souls-Albums sind ohne Frage in rauen Mengen vorhanden. Eingängige Melodien, prägnante Vocal-Lines – die wie in „Back To Better“ auch schon einmal etwas langweilig werden können. Langeweile ist auf „Ten Stories High“ aber tatsächlich eher eine Ausnahmeerscheinung. Denn auch wenn man immer wieder den Eindruck hat, einzelne Melodien schon einmal gehört zu haben – die Band schafft es trotzdem, Überraschendes einzubauen. Zum Beispiel die plötzliche Rhythmikveränderung in „Kenver“, die dem Song ein geradezu hymnisches Ende ermöglicht.

Ein musikalisches Feuerwerk zum Ende

Auch „Vin and Casey“ sticht musikalisch hervor. Nicht unbedingt, weil 7 Seconds-Sänger Kevin Seconds einen Gastauftritt hat, sondern vielmehr, weil der Song zumindest in der ersten Hälfte zahlreiche Hardcore-Punk-Elemente aufweist. Zugegebenermaßen verhindert der gewohnt doch sehr poppige Mix, dass der Song allzu hart daherkommt. So fügt er sich letztlich aber auch besser in das Gesamtwerk ein. Zu diesem Gesamtwerk gehört allerdings auch, dass nicht jeder Song auf Ten Stories High ein Highlight ist. Vielleicht ist auch dem Mix, der relativ wenig Dynamik zulässt, geschuldet, dass einige Songs wie „To Be Human“ eher daher plätschern als ein musikalisches Feuerwerk zu zünden. „Higher Ground“ liefer aber am Ende noch einmal ein überaus gelungenes Finale, in dem alles zusammenkommt, was Fans an The Bouncing Souls lieben. Nach dem Intro geht direkt zur Sache, die Backing Vocals tun ihr Übriges und auch in Sachen Gitarrenarbeit bietet der Song noch einmal einen würdigen, weil kreativen Ausklang. Diese Vielseitigkeit hätte definitiv auch dem ein oder anderen Song auf „Ten Stories High“ gut getan.

Foto: Jesse Korman / Offizielles Pressebild

ALBUM
Ten Stories High
Künstler: The Bouncing Souls

Erscheinungsdatum: 24.03.2023
Genre: ,
Label: Pure Noise Records
Medium: CD, Vinyl, etc

The Bouncing Souls Ten Stories High
The Bouncing Souls Ten Stories High
6.5
FAZIT
Die spannende Idee, sich für Album Nr. 12 von den Geschichten der eigenen Fans inspirieren zu lassen, haben The Bouncing Souls gut umgesetzt. So wird "Ten Stories High" schon allein dadurch zu einem besonderen Album. Gut so, denn die Musik selbst bewegt sich doch weitgehend im Normalbereich. Das ist keineswegs schlecht, aber stellenweise etwas langweilig. Vielleicht haben die Fans ja für das nächste Album auch musikalische Ideen?