Review
Death Metal
Kritik: Soilwork - „A Whisp Of The Atlantic“
Mit ihrem neu erscheinenden Werk „A Whisp Of The Atlantic“ liefern Soilwork rund ein Jahr nach ihrer letzten Veröffentlichung eine ...
VON
Kevin Postir
AM 01/12/2020
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Mit ihrem neu erscheinenden Werk „A Whisp Of The Atlantic“ liefern Soilwork rund ein Jahr nach ihrer letzten Veröffentlichung eine neue Platte. Betrachtet man dabei die Anzahl der Songs, so würde man vielleicht denken, dass es sich hierbei um eine EP handelt. Die Spieldauer der neuen Platte, die über Nuclear Blast erscheint, lässt da durchaus andere Meinungen zu. Wir erzählen euch in unserer Review, warum das so ist.
Das letzte Album „Verkligheten“ erschien im Jahre 2019. Die Band um Frontmann Björn „Speed“ Strid knüpft damit beinahe nahtlos an das letzte Release an und traut sich etwas. Denn mit dem Titeltrack „A Whisp Of The Atlantic“ beginnen die Schweden die Platte gleich mit einem Song, der elegante 16:31 Minuten dauert.
Begonnen wird mit den sanften Klängen eines Regenschauers, welcher gemeinsam mit Klaviertönen eine Art Auftakt bildet. Zusätzlich zum lauter werdenden Regen treten erstarkende, cleane Gitarren in den Vordergrund. Das Klavier unterstützt diesen Sound, indem es die gleichen Töne wie die Saiteninstrumente spielt. Während sich über die Zeit ein Spannungsbogen entwickelt, durchbricht der ruhige und nahezu erzählende Gesang das Instrumental. Insgesamt wirkt dies wie eine lange Einleitung, die allerdings keineswegs langweilig erscheint.
Mit dem darauffolgenden Break ändert sich die Stimmung und man bewegt sich in eine härtere Richtung. Dies wird durch die verzerrten Gitarrenriffs, Screams und den generell eher stampfenden Sound hervorgerufen, der zum Headbangen einlädt. Soilwork zeigen bereits im ersten Song ihren charakteristischen Sound, der eine ganze Szene mit geprägt hat.
Die unterschiedlichen Einflüsse aus Heavy Metal, Rock und angrenzenden Genre vermischen sich gekonnt zu einem einheitlichen Stil. Darüber hinaus spielt die Band mit unterschiedlicher Rhythmik, springt vom Halftime hin zum treibenden Blastbeat. Trotz der Härte, die die Drums ausstrahlen, sind es darüber hinaus die verwendeten Streicher, die die Fülle von „A Whisp Of Atlantic“ ausmachen und vereinzelte Akzente setzen.
Nach gut acht Minuten des Songs wird spürbar die Spannung herausgenommen und ein ruhiger Zwischenteil mitsamt Bläsern setzt ein, nur um im Anschluss wieder aufzudrehen. Was das Zusammenspiel zwischen Vocals und Instrumenten angeht, so wird insgesamt ein Ton angeschlagen, der stilistisch in eine Kerbe mit Bands, wie Shinedown, oder Crossfade schlägt.
Dadurch, dass die einzelnen Einflüsse und Parts so gut zueinander passen, fließt der Song dahin und beim Hörer kommt erst recht spät der Gedanke auf, dass sich das Stück zieht. Dies ist erst der Fall, wenn gegen Ende die einzelnen Parts ein Stück weit repetitiv wirken. Das Ende des Songs ist allerdings noch nicht das Ende des Tracks: Während der Hauptteil leise ausfadet, tritt nach einer kurzen Pause der Regen wieder in den Vordergrund und ein sehr jazzartiger Instrumentalpart beginnt. Als dann auch dieser ausklingt, bleibt nur noch der Regen.
Trotz begrenzter Songanzahl zeigen Soilwork erfrischende Vielseitigkeit
„Feverish“ klingt hingegen deutlich moderner, auch wenn die Handschrift von Soilwork klar erkennbar ist. Der moderne Touch wird zum einen durch die Synthesizer hervorgerufen, die zu Beginn gemeinsam mit einem Klavier zu hören sind. Zum anderen sind es die wilden Screams, die sich leicht überlagern und dadurch einen sehr wilden, rohen Charakter besitzen. Die Snare-Schläge wirken darüber in ihrer Härte beinahe wie Schläge direkt auf das Trommelfell.
Im Verlauf des Songs wird die Härte ein Stück weit herausgenommen, wodurch der Track deutlich an Flow zunimmt. Darüber hinaus wirkt die Mischung aus cleanem, melodischem Gesang und Blastbeat anfangs etwas befremdlich, es gelingt der Band allerdings, diese Mischung gekonnt einzusetzen. Soilwork schaffen hier einen richtigen Ohrwurm.
„A Whisp Of The Atlantic“ bietet einen Hauch von Live-Feeling
Der dritte Song „Desperado“ greift dieses wilde Element des Vorgängers auf. Während des Hörens spürt man förmlich den Wind des Circlepits auf der Haut. Auch wenn der Song nicht im gleichen Maße eingängig ist wie sein Vorgänger, so wird der Hymnen-Charakter und der Power Metal-Einfluss trotz allem deutlich, auch wenn es in einem eher zurückhaltenderen Maße der Fall ist.
Mit „Death Diviner“ geht die Band dann allerdings in eine etwas andere Richtung. Der Song besitzt deutlich stärkere Rock-Vibes und geht sogar so weit, dass die Adds der zweiten Gitarre einen gewissen Country-Einfluss in den Song einbringen. Die anfängliche Härte der Platte nimmt dadurch von Song zu Song ein Stück weit ab, macht den Release im gleichen Atemzug allerdings vielseitig und aufregend.
Das Ende von „A Whisp Of The Atlantic“ bildet der bereits veröffentlichte Song „ The Nothingness And The Devil“. Es handelt sich hierbei um einen eingängigen Metal-Song, der besonders durch das Riff lebt, gleichzeitig durch den zweistimmigen Gesang seine ganze eigene Note besitzt. Nach etwas mehr als 3/4 des Stücks vollziehen Soilwork einen Break, an den sich ein ruhiger Instrumental-Part anschließt. Dieser besteht lediglich aus eher zurückhaltenden Gitarren und Drums, die den Song durch ihr Ausklingen beenden.
Eine größere Vielseitigkeit ohne den roten Faden bzw. die eigene Handschrift zu verlieren, kann man sich auf einer fünf Song starken EP kaum vorstellen. Die Gesamt-Spiellänge, des neuen Soilwork-Werks geht darüber hinaus deutlich über über die Dauer einer klassischen EP hinaus.
Foto: Soilwork / Offizielles Pressebild
A Whisp Of The Atlantic (EP)
Künstler: Soilwork
Erscheinungsdatum: 04.12.2020
Genre: Death Metal
Label: Nuclear Blast
Medium: CD, etc
- A Whisp Of The Atlantic
- The Nothingness And The Devil
- Feverish
- Desperado
- Death Diviner
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