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Pop-PunkPunkrock

Kritik: Itchy - "Dive"

Seit über 20 Jahren im Geschäft, unzählige Shows und Touren absolviert, einen Namens- und einen Besetzungswechsel überstanden und immer noch ...

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Seit über 20 Jahren im Geschäft, unzählige Shows und Touren absolviert, einen Namens- und einen Besetzungswechsel überstanden und immer noch da. Das ist kein Grund, um abzutauchen. Doch genau das machen Itchy mit ihrem neuen Album – zumindest dann, wenn man den Titel „Dive“ ernst nimmt. Wollen wir doch mal sehen, ob es sich lohnt, in das neue Werk des Trios einzutauchen.

Itchy wieder auf Englisch unterwegs

Genug der dummen Wortspiele, die aber vermutlich genau den Itchy-Humor treffen würde. Apropos Wortspiel: Nachdem die Band 2020 auf „Ja als ob“ erstmals komplett auf Deutsch unterwegs war, geht es jetzt wieder zurück zur englischen Sprache. Und mit „Prison Light“ wird auch direkt ein Opener abgefeuert, der es in sich hat. Ohne Kompromisse geht es brachial zur Sache. Wer jetzt nicht wach ist, hat es auch nicht anders verdient.

Dass Itchy aber auch im Jahr 2023 ihr Gespür für den Groove nicht verloren haben, zeigt sich schon in „Thoughts & Prayers“. In Sachen bpm geht es erst einmal einige Stufen zurück, aber ohrwurmverdächtig bleibt es dennoch. Es war schon immer eine der großen Stärken der Band, in Sachen Melodie und Rhythmik nicht zu einseitig zu agieren. Und diese Stärke haben sie sich ganz offensichtlich bewahrt.

Mit Justin Sane wird es politisch

Itchy galten nie als die Politpunkrocker schlechthin. Dennoch hat die Band in der Vergangenheit immer wieder die ihnen gegebenen Gelegenheiten genutzt, um auf Missstände in der Welt hinzuweisen. Das tun sie auch auf „Dive“ – und greifen dazu in „Burn The Whole Thing Down“ mit Anti-Flag-Frontman Justin Sane direkt auf eine überaus passende Unterstützung zurück. Musikalisch ist der Song zwar nicht der interessanteste der Platte, aber auch er geht schnell ins Ohr und platziert die Botschaft des Songs genau dort.

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Wenn man seit über 20 Jahren als Band aktiv ist, gehört es zu den schwierigen Aufgaben, sich einerseits immer wieder neu zu erfinden, andererseits aber auch die Fans, die man über die Jahre gewonnen hat, nicht zu verschrecken. Diese Gratwanderung gelingt Itchy auf „Dive“ allerdings sehr gut. Klar, schon die Rückkehr zur englischen Sprache hebt das Album von seinem Vorgänger „Ja als ob“ ab. Aber auch musikalisch geht es insgesamt gradliniger und weniger kompliziert zur Sache. Itchy konzentrieren sich aufs Wesentliche, ohne langweilig zu wirken. Ein Beispiel gefällig: „No One’s Listening“, die erst vor einigen Tagen vorab veröffentlichte Single. Einerseits typisch Itchy, andererseits erfrischend und druckvoll. So bleibt man als Band auch nach langer Zeit relevant.

Abwechslungsreich von vorne bis hinten

Wie bei nahezu jedem Album gibt es natürlich auch auf „Dive“ Songs, bei denen etwas länger dauert, bis man mit ihnen warm wird. Das sind dann auch eher die Songs, die nicht ganz so schnell und deutlich zum Punkt kommen. Zum Beispiel „I’m Alright“. Der Song ist aber – wenn man sich an ihn gewöhnt hat – doch irgendwie alright, denn allein die Tatsache, dass Itchy mit Sebastian „Sibbi“ Hafner und Daniel Friedl alias „Panzer“ zwei talentierte Sänger haben, sorgt für ausreichend Abwechslung.

Itchy: Noch lange nicht am Ende

Und dann gibt es auch noch Songs wie „Broke Forever“, die ein wenig aus der Reihe fallen. Songs, die zwar auch die Band selbst wohl nicht als Single aussuchen würde und die auch nicht auf jede Live-Setlist müssen. Aber es sind eben auch Songs, die zeigen, wieviel musikalische Vielfalt in einer Punkrock-Band stecken kann. Und wenn Itchy zum Abschluss des Albums „Come Join Us“ fordern, dann sollte man nicht zu lange zögern. Ob auf Platte oder live, Itchy sind noch lange nicht am Ende ihrer Reise.

Foto: Ilkay-Karakurt / Offizielles Pressefoto

ALBUM
Dive
Künstler: Itchy

Erscheinungsdatum: 07.07.2023
Genre: ,
Label: Findaway Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Prison Light
  2. Thoughts & Prayers
  3. Burn The Whole Thing Down
  4. You
  5. Dive
  6. No One's Listening
  7. I'm Alright
  8. Hospital
  9. Afterglow
  10. Broke Forever
  11. Lie
  12. Come Join Us
Itchy Dive
Itchy Dive
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FAZIT
Die Kunst, sich immer neu zu erfinden und sich trotzdem treu zu bleiben. Für Itchy auch auf „Dive“ kein Problem. Zurück zu englischen Texten, zurück zu Punkrock, der nach vorne geht und Spaß macht. Dass Itchy dennoch daran denken, hier und da abseits des bewährten Pfades zu schauen, rundet dieses überaus gelungene Album ab.