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Kritik: Hangman's Chair - "A Loner"

Mit ihrem Sound zwischen Doom und Alternative Rock haben Hangman’s Chair in Frankreich bereits einen weit bekannten Namen. Im Dezember ...

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Mit ihrem Sound zwischen Doom und Alternative Rock haben Hangman’s Chair in Frankreich bereits einen weit bekannten Namen. Im Dezember 2019 supporteten sie Mass Hysteria, bei deren bis dato größten Show in ihrer Heimat Paris.

 

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(@hangmans_chair)

Mit ihrem neuen Album „A Loner“ und dem Signing bei Nuclear Blast gehen Hangman’s Chair nun einen Schritt weiter auf den deutschen Markt zu. Mit ihrem einzigartigen Sound stechen die Franzosen hierzulande definitv heraus. Denn „A Loner“ ist ein Album, wie man es nicht alle Tage zu hören bekommt.

Ist das Doom?

Die Doom Elemente im Sound der Franzosen sind dezent gehalten. Viel mehr orientieren sich Hangman’s Chair an einem getragenen Sound, der sich im Psychedelic Rock wie auch im Grunge verorten lässt. „An Ode To Breakdown“ eröffnet das Album mit dem für die Band typischen Gitarrensound.

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Dieser Sound klingt ein bisschen nach Garage, ist von jeder Menge Hall getragen und hat auch einen gewissen Glam-Touch, der ihn so markant und unverwechselbar werden lässt. Mitsamt der Drums baut sich der Opener allmählich auf, bevor er nach mehr als 2 Minuten in ruhigen Doom-Riffs mündet. Besonders prägnant im Sound von „A Loner“ findet sich der Bass, der mit viel Attack problemlos durch die atmosphärischen Klangwände hindurch scheint.

Auch der Gesang von Sänger Cédric Toufouti findet sich in atmosphärischen Klangwelten und ist von Hall getragen. Dabei klingt Toufouti stets sanft, teils etwas verwaschen, aber durchweg stimmig im musikalischen Kosmos der Band. Auf Shouts oder Growls verzichtet die Band übrigens komplett.

Hangman’s Chair können auch catchy

Wenn es darum geht, die Eingängigkeit der Band zu definieren und einen Hit auszumachen, ist „Cold & Distant“ die erste Wahl. Mit einer catchy Grundstruktur und einem treibenden Tempo lassen Hangman’s Chair das etwas langatmige „An Ode To Breakdown“ schnell vergessen. Stattdessen zeigen sie sich dezent vertrackt und mit einem treibenden Groove, der neben dem eingängigen Refrain für ein hohes Wiedererkennungspotential sorgt. „Cold & Distant“ war nicht umsonst die erste Single des Albums, denn es handelt sich um den vielleicht stärksten Track der Band.

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Etwas, das abschreckend wirken könnte, ist dass manche Tracks ihre Zeit benötigen, um auf den Punkt zu kommen. „Who Wants To Die Old“ benötigt, wie auch „An Ode To Breakdown”, ganze zwei Minuten, um wirklich zu beginnen. Es scheint, als liebten es Hangman’s Chair mit der Atmosphäre zu spielen und sanft auf das vorzubereiten, was mit harten Riffs dramaturgisch nach vorne gebracht wird.

Zwischen Post Rock, Doom und Einsamkeit

Auch „Storm Resounds“ baut auf einen langsamen, ruhigen Beginn, der auch Post-Rock-Einflüsse offenbart. Darüber hinaus ist der Track ein Track, der Einsamkeit und Traurigkeit in den Vordergrund bringt und durch das getragene Tempo noch weiter hervorhebt. „Supreme“ hingegen beginnt direkt mit Vocals und liefert mit fast 7 Minuten Spielzeit den längsten Track des Albums. Auch hier benötigt es die Hangman’s Chair’sche Vorbereitung, die sich dann in ähnlich getragenen Post-Rock-Sphären wie auch bei „Storm Resounds“ weiter aufbäumt.

„Supreme“ trägt eine Ruhe in sich und wirkt sinnlich. Es fühlt sich schön an, den Gitarrenmelodien zu folgen und sich vom Puls des Schlagzeugs einstimmen zu lassen, bevor Hangman’s Chair ihren Sound in den leicht repetitiven Doom abdriften lassen. Auf „Supreme“ spielen die Franzosen jedoch mit dem Wechsel aus Post-Rock und Doom. Ein Wechsel, der sich trotz der Spieldauer in einer durchweg spannenden Dramaturgie wiederfindet.

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Dezente Synth-Einschläge liefert „Pariah And The Plague“, das komplett instrumental gehalten ist und sich als längere Verschnaufpause verstehen lässt, bevor „Loner“ erklingt. Der vermeintliche Titletrack des Albums baut wie „Cold & Distant“ auf eine eingängige Melodie und einen treibenden Puls, der sich mitsamt einem einprägsamen Vers und Refrains catchy gestaltet.

Eigene Nische

Auch „Second Wind“ und das schwermütige „A Thousand Miles Away” überraschen nicht mehr mit etwas Unerwartetem. Stattdessen konsolidieren sie den Sound des Albums, der sich auf keinen Fall als klassischer Doom verifizieren lässt. Viel mehr ist es die Bandbreite aus Grunge, Post-Rock, Alternative Rock und dezenten Doom-Elementen, die Hangman’s Chair in ihrer Klangwelt vereinen. Eine Klangwelt, die auch dank einer besonderen Stimme einzigartig ist.

 

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„A Loner“ klingt ein wenig so, als hätte man das Album in einer großen Halle oder Kirche aufgenommen. Tatsächlich scheinen Delay und Hall Kernelemente im Sound der Band zu sein, die ein wenig auf ihrer eigenen Wolke schwebt. Doch genau dieser Klang findet sich auch im Cover-Artwork wieder, das diesen Vibe mit neonblauer Schrift auf schwarz-weißer Fotografie ebenbürtig darstellt. Am Ende ist „A Loner“ ein stimmiges Gesamtpaket. Dabei wäre die Bezeichnung Doom viel zu eindimensional, um den Sound der Band treffend zu beschreiben. Es ist die Symbiose aller Elemente, die diesen Klang ausmachen.

Foto: Hangman’s Chair / Offizielles Pressebild

ALBUM
A Loner
Künstler: Hangman's Chair

Erscheinungsdatum: 11.02.2022
Genre: ,
Label: Nuclear Blast
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. An Ode To Breakdown
  2. Cold & Distant
  3. Who Wants To Die Old
  4. Storm Resounds
  5. Supreme
  6. Pariah And The Plague
  7. Loner
  8. Second Wind
  9. A Thousand Miles Away
Hangman's Chair A Loner
Hangman's Chair A Loner
7.5
FAZIT
Hangman’s Chair liefern einen pastellfarbenen Doom-Sound zwischen ätherischen Wolken des Psychedelic Rock und Rock-Balladen der Einsamkeit. Alles in allem klingt „A Loner“ ganz klar nach Hangman’s Chair und dafür für manche vielleicht ein wenig zu gleich. Wer den Sound dieses Albums aber feiert, wird „A Loner“ lieben. Nicht zuletzt auch, weil Hangman’s Chair so unvergleichlich klingen, dass es vollkommen in Ordnung ist, sich auf 53 Minuten vollends aus einem Guss zu zeigen.