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Kritik: Darkest Hour - "Perpetual Terminal"

Als die aus Washington D.C. stammenden Darkest Hour mit „Undoing Ruin“ seinerzeit ihre Flügel über der Welt ausbreiteten, wurde es ...

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Als die aus Washington D.C. stammenden Darkest Hour mit „Undoing Ruin“ seinerzeit ihre Flügel über der Welt ausbreiteten, wurde es auf der Erde erstmal so richtig dunkel. Mit dem ebenfalls auf Victory erschienenen Nachfolger „Deliver Us“ wurde es nur unwesentlich freundlicher, klar war jedoch ohne den geringsten Zweifel, dass Gitarrist Mike Schleibaum und Gefolgschaft zu dem Wegweisendsten gehörten, was das Spannungsfeld Hardcore/Metal seinerzeit zu bieten hatte.

DARKEST HOUR TRETEN EIN SCHWERES ERBE AN

Nach “Godless Prophets & The Migrant Flora” wurde es erstaunlich ruhig um Darkest Hour, die mit ihrem letzten Werk gänzlich passend auf Southern Lord debütierten. Man merkte jedoch, dass das Interesse an den Metalcore-Veteranen im Laufe der Jahre recht spürbar abebbte. Und nachdem “Perpetual Terminal“ bereits 2023 angekündigt war, wurde das auf MNRK Heavy erscheinende Album abermals verschoben.

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Darkest Hour: VOM SCHLICHTEN METALCORE GANZ WEIT ENTFERNT

Was an “Perpetual Terminal“ zuallererst auffällt, ist seine kraftvolle Produktion. Es muss eben nicht immer ein Maximum an Distortion sein, um gewaltig Turbinenkraft zu erzeugen. Insbesondere Orbins Snare, die mancherorts wie aus dem dunklen Schwarz aufzutauchen scheint, peitscht die elf neuen Songs gewaltig in Richtung Hochgeschwindigkeit. Schleibaums Leads verhelfen den Refrains  dabei zu enormer Melodiösität. Und genau dieses Zusammenspiel aus treibendem Death- bzw. Thrash-Riffing und mehrschichtig angelegten Refrains verhelfen Songs wie „The Nihilist Undone“, dem im Verlauf fast schon Stoner-lastigen wie pompösen „One With The Void“ und „New Utopian Dream“ zu einer enormen musikalischen Bandbreite. Das führt dazu, dass die Band schon weit mehr dem Solid Metal zuzuordnen ist als noch zu deren Frühphase. Und machen wir uns nichts vor: Vom schlichten Metalcore der Anfangstage haben sich Darkest Hour ohnehin längst emanzipiert.

SPIELFERTIGKEIT TRIFFT AUF SPIELFREUDE

Mit „Societal Bile“ setzen Darkest Hour der Southern Lord-Ära, während der seinerzeit das von Kurt Ballou produzierte „Godless Prophets & The Migrant Flora“ entstand, ein recht eindrucksvolles Denkmal. Kompromissloses UpTempo-Geriffe leitet hier einen melodiös fast schon zu simpel wirkenden Refrain ein, der den Hörer in ein erstes gewaltiges Break reißt. Zu diesem frühen Zeitpunkt verdichtet sich bereits der Eindruck, der US-amerikanische Fünfer denke nicht einmal daran, mit fortschreitendem Alter musikalisch gemäßigtere Gefilde anzusteuern. „A Prayer To The Holy Death“ wirkt dagegen fast schon gesittet und erinnert an nicht gerade wenigen Stellen an längst vergangene Victory-Zeiten, in denen Darkest Hour noch Trends gesetzt haben, die nachfolgenden Bands zu großer Popularität verholfen haben. „Unding Ruin“ ist an genau dieser Stelle präsenter denn je, wenngleich Schleibaum und Carrigan heuer weitaus solidere und zudem ausgefeiltere Songstrukturen präferieren.

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In der zweiten Spielminute von „The Nihilist Undone“ offenbaren Darkest Hour dann erstmalig ihre enorme Musikalität, indem sie hochmelodische Instrumental-Interludes das Klangbild bestimmen lassen, nur um dann wenig später das Distortionpedal wieder gebührend durchzutreten. Ein Fünfminüter wie „One With The Void“ ist dann der wandelbare und teils fast schon dem Spektrum Stoner angelehnte Ruhepol einer Platte, die mit „Amor Fati“ erneut auf atmosphärische Klangflächen setzt, um dann mit „Love Is Fear“ und „My Only Regret“  der Brachialität wieder genügend Raum zu geben.

„Goddess Of War, Give Me Something To Die For“ ist ein unsäglich eindrucksvoller Schlachtruf, mit dem Darkest Hour mitsamt seines sich langsam aufbauenden Spannungsbogen das Ende ihres erneuten Labeldebüts einläuten.

Darkest Hour SETZEN AUF BEWÄHRTE KONZEPTE

„Perpetual Terminal“ hat alles zu bieten – hochmelodische Instrumentalpassagen, sich langsam aufbauende wie entwickelnde Songkonstrukte als auch durchschlagende, pompöse Nackenbrecher.

In Summe entstehen dabei auch nach knappen drei Dekaden Bandgeschichte Kompositionen, die in den Strophen drücken und in den Refrains an reichlich Tiefe gewinnen. Und eben mit diesem Zusammenspiel haben Darkest Hour seinerzeit auf Victory Records schon reichlich Furore gesorgt. Damit sind sie heut zu Tage sicherlich nicht mehr so ganz allein, haben dafür im Gegensatz zu vielen anderen jedoch musikalische Alleinstellungsmerkmale und besondere Trademarks.

Foto: Mary Lou Larson / Offizielles Pressebild

ALBUM
Perpetual Terminal
Künstler: Darkest Hour

Erscheinungsdatum: 23.02.2024
Genre: ,
Label: MNRK
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Perpetual Terminal
  2. Societal Bile
  3. A Prayer To The Holy Death
  4. The Nihilist Undone
  5. One With The Void
  6. Amor Fati
  7. Love Is Fear
  8. New Utopian Dream
  9. Mausoleum
  10. My Only Regret
  11. Goddess Of War, Give Me Something To Die For
Darkest Hour Perpetual Terminal
Darkest Hour Perpetual Terminal
7.5
FAZIT
Man kann John Blakemore Henry förmlich vor sich sehen, wie er in der peitschenden und aufgewühlten See ganz vorn mit angespanntem Arm und hervortretender Ader so dick wie ein Drahtseil am Fockmast hängt und der Welt im finalen „Goddess Of War, Give Me Something To Die For” Textzeilen wie „Ride with me, die with me, the feral instinct guiding me, kill on sight“ entgegen brüllt. Da kann man gar nicht anders als mit der großen Masse weiter zu rudern wie der Teufel.