Review
AlternativeRock
Kritik: Cory Wells - Harboring The Hurt I've Caused
Mitte März: Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen langsam, aber sicher in den zweistelligen Bereich. Die Sonnenstrahlen sorgen zwar ...
VON
Mauritz Hagemann
AM 20/03/2024
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Mitte März: Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen langsam, aber sicher in den zweistelligen Bereich. Die Sonnenstrahlen sorgen zwar mitunter für Frühlingsgefühle, doch gemütliche Abende vor dem Kamin sind für die nächsten Monate eigentlich nicht mehr angesagt. Wäre da nicht „Harboring The Hurt I’ve Caused“, das neue und zweite Studioalbum von Cory Wells. Der Singer-Songwriter aus Kalifornien hat sich schon mit seinem erfolgreichen Debüt „The Way We Are“ weltweit einen Namen gemacht. Schauen wir einmal, ob der in der letzten Woche erschienene Nachfolger in die Fußstapfen des großen Bruders treten kann.
Eine enorme musikalische Bandbreite
Der Titel verrät schnell, dass es auf „Harboring The Hurt I’ve Caused“ nicht allzu fröhlich zugehen wird. Und das bestätigen die ersten Töne sehr deutlich. Der Opener und Titeltrack startet behutsam, steigert sich aber immer mehr und zeugt von Cory Wells beeindruckender Bandbreite – musikalisch wie gesanglich. Am Ende zeigen sich sogar Post-Hardcore-Anleihen. Dieser Song geht schnell unter die Haut.
Zerbrechlich, zerreißend, wunderschön
Auch Songs wie „Gravity“ oder das bereits vorab als Single veröffentlichte „Hopeless“ bleiben schnell im Ohr. Gerade „Hopeless“ hat gute Karten, den Titel als bester Song des Albums zu gewinnen. Geschmäcker sind bekanntlich und zum Glück verschieden, doch Cory Wells gelingt hier das, was man als den perfekten Song bezeichnen kann.
Zerbrechlich und gefühlvoll in den Strophen, kraftvoll, melodisch und zerreißend im Refrain. Wer bei diesem Songs nichts fühlt, sollte sich wirklich Sorgen machen. „Do You Like That You Love Me” wurde ebenfalls bereits als Single veröffentlicht. Der Song spielt zwar nicht ganz so stark mit den Extremen wie „Hopeless“, zeigt aber wiederum viele Zutaten eines guten, weil einprägsamen und einfühlsamen Songs.
Pointierte Texte, eingängige Melodien
Man muss auf „Harboring The Hurt I’ve Caused“ wirklich lange nach den negativen Aspekten suchen. Vielleicht könnte man die immer wieder recht ähnlichen Songstrukturen nennen. Gleichwohl wird das Album dadurch weder vorhersehbar noch langweilig. Cory Wells hat sowohl instrumental als auch gesanglich so viel zu bieten, dass jeder Song einen ganz eigenen Charakter hat.
„Empty“ ist zum Beispiel ein Song, von dem man auf den ersten Blick oder auch nach den ersten Sekunden gar nicht viel erwartet. Der Refrain weiß dann aber auf ganzer Linie zu überzeugen. „Our glass was empty but it seemed full to me“ – die Texte von Cory Wells sind pointiert und lassen sich nur ganz schwer aus dem Kopf bekommen.
I’m gonna love you for a long long time
Mit neun Songs und einer Spielzeit von nur 31 Minuten macht Cory Wells auf „Harboring The Hurt I’ve Caused“ der ein oder anderen Punkband Konkurrenz. Und auch wenn die Songs, die sich weiter hinten auf der Platte befinden, nicht mehr ganz so schnell den Weg ins Gedächtnis finden, wird es keineswegs redundant.
Und zum Glück hat Cory Wells in „Long Long Time“ nach viel Herzschmerz noch eine versöhnliche Botschaft für uns: „And I think I’m gonna love you for a long long time“. Wer sich durch das neue Album gehört hat, wird diesen Satz ohne Frage auch mit „Harboring The Hurt I’ve Caused“ in Verbindung bringen.
Foto: Alex Bemis / Offizielles Pressebild
Harboring The Hurt I’ve Caused
Künstler: Cory Wells
Erscheinungsdatum: 15.03.2024
Genre: Alternative, Rock
Label: Pure Noise Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Harboring The Hurt I've Caused
- Gravity
- Hopeless
- Natural Disaster
- Do You Like The Way You Love Me
- Empty
- Breathe Again
- Reprise
- Long Long Time
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