MoreCare Week: Songs for a Crisis – Teil 1

Sicherlich kennt ihr diese Phasen im Leben. Es gibt Zeiten, in denen wir uns alle mal traurig, erschöpft oder niedergeschlagen fühlen, was unterschiedliche Gründe haben kann. Mal ist es eine verlorene Liebe, ein langwieriger Streit oder zu viel Stress im Job oder der Schule. Solche Gefühllagen sind nicht schön und die meisten von uns versuchen, sich selbst von solchen Situationen abzulenken. Ein einfaches Mittel gegen Frust und Trauer: Musik.

Für jeden Einzelnen gibt es diese persönlichen Songs, die uns selbst durch bzw. aus Krisenzeiten helfen oder schon geholfen haben. Das können gänzlich unterschiedliche Genres und Richtungen sein, sei es DER Heavy Metal Track mit Power und Stimmgewalt oder einfühlsam und melancholisch vom liebsten Singer-Songwriter.

In unserem Team haben sich einige Mitglieder im Rahmen der MoreCare Week Gedanken gemacht, welche Songs sie hören, um wieder Kraft und Hoffnung auf bessere Zeiten schöpfen zu können.

Kevin

1. „Afterall“ von Beartooth hat mich durch ein paar dunklere Zeiten gebracht, weil er von musikalischer Seite aus eine Wärme versprüht, in die man sich in dem Moment gerne einwickelt. Außerdem kommt in den Lyrics ganz gut durch, dass es okay ist, sich mit seinen Problemen auseinander zu setzen. Nebenbei sind Beartooth auch eine meiner absoluten Lieblingsbands.

2. Ich finde, dass die Band Gloria sehr persönliche und gefühlvolle Songs schreibt. Der Song „Eigenes Berlin“ spricht bzw. sprach mir aus der Seele. Die Gesamtstimmung des Songs strahlt darüber hinaus eine Kälte und Anonymität aus, die mir in dem Moment gut getan hat.

3. Ich habe die Band Sandlotkids durch eine damalige Freundin entdeckt. Als ich dann aus der Heimat wegzog hat der Song „Down Memory Lane“ mich jedes Mal aufs Neue an die vergangene Zeit zurück gebracht, wenn das Heimweh dann doch einmal hochkam. Manchmal braucht man in solchen Momenten Ablenkung und manchmal ist es auch schön, Gedanken an früher zu haben.

Sebastian S.

1. The Ghost Inside – „Shiner“
2. Pearl Jam – „State of Love and Trust“
3. Foo Fighters – „Everlong“

Das sind meine Favoriten, die mich seit Jahr und Tag aufbauen oder zumindest ein Vakuum um mich herum aufbauen können, in welchem mir die Welt davor gleichgültig ist. „Don’t ever dim“ aus dem TGI-Song habe ich auf meinem Unterarm tattoowiert.

Pia

1. Mein aus-der-Seele-Schrei Song ist „Best Of Me“ von den Foo Fighters. Allgemein kann ich die Band nicht hören, ohne dass ein Auge trocken bleibt. Besonders nach diesem Track fühlt sich meine Seele aber immer irgendwie rein an.

2. Egal wie scheiße es mir geht, bei „Let It Go“ von den Donots schwenkt die Stimmung immer direkt in gute Laune um. Man fühlt sich wieder wie damals, als man den Song das erste Mal auf MTV gesehen hat und alles irgendwie noch so unbeschwert war.

3. „Angelstar“ von 3 Feet Smaller ist der Song, der mir am meisten bedeutet, den ich aber nur hören kann, wenn es mir so richtig richtig scheiße geht und ich meine beste Freundin vermisse.

Linn

Ich habe bisher das Glück gehabt, niemals lange an einem Ort der Dunkelheit verweilt zu haben, jedoch war der Krebsdiagnose und der anschließende Tod meines Vaters wohl die bisher dunkelste Zeit meines Lebens. Ich war orientierungslos, quälte mich durch eine Ausbildung, in der ich nur versagte und immer hing mir der Tag, an dem er den Kampf gegen die Krankheit verlieren würde, im Hinterkopf. Ich kämpfte mit meiner Trauer, mit meiner Wut, mit meiner Verzweiflung und schaffte es, diese Gefühle durch Musik zu kanalisieren. Warum vor allem Jesse Leach und Adam Dutkiewicz mit ihren Bands Killswitch Engage und Times Of Grace die richtigen Worte und Melodien gefunden hattenm weiß ich heute nicht mehr, jedoch bin ich jetzt trotz Momenten der Trauer an einem Ort der Klarheit. Ich bin mir sicher, dass mein Vater heute stolz auf mich wäre.

1. Killswitch Engage – „Always“
2. Times Of Grace – „The End Of Enternity“
3. Alter Bridge – „In Loving Memory“

Julia S.

1. Für mich ist „Strangers“ von In Her Own Words ein absoluter Herzschmerz-Song. Ich habe diesen Song rauf und runter gehört, als mich die vermeintliche Liebe verlassen hat. Die Lyrics und die theatralische Stimme von Sänger Joey lassen mich spüren, dass ich mit meinen Gefühlen und dem Chaos drum herum nicht alleine bin.

2. Es treten manchmal Menschen in unser Leben, die meinen, sie müssten es uns ein kleines bisschen beschissener machen. In jeglicher Form und Art und Weise. Ich bin froh, dass das letzte Mal nun schon einige Zeit her ist, aber um ein wenig Wut rauslassen zu können, konnte ich immer gut auf diesen Klopper von A Day to Remember zurückgreifen.

Maik

1. 2013 hatte ich einen schweren Autounfall, nachdem ich am Steuer eingeschlafen war. Zu der Zeit war ich sehr umtriebig, hatte mich vielen Projekten gewidmet und wenig auf mich selbst geachtet. „Keepsake“ von Balance & Composure ist ein Song, den ich damals und kurz nach der Trennung meiner damaligen Freundin, wenige Wochen nach dem Unfall, sehr viel gehört hatte. „Keep it for keepsake“, also „Behalte es in Erinnerung“ habe ich mir dann auch tätowieren lassen, um mich eben stets daran zu erinnern, dass ich besser auf mich aufpassen muss.

2. „The worst mistake to make is to be afraid to make mistakes. And I can’t believe this took so long to learn, it should be so obvious, like a man cannot be measured by the number of people he’s fucked, like numbers on a payslip are no indication of worth.“ Apologies, I Have None ist eine Band, die es wie keine zweite schafft, es auf einfache, aber treffende Weise auszudrücken, was wohl viele von uns denken. Immer, wenn „Sat In Vicky Park“ läuft, bekomme ich Gänsehaut und Tränen in den Augen, weil mich der Song so positiv mitreißt.

3. Ich gehöre zu den Leuten, die in ihren 20ern alles andere als Bock auf Haus kaufen und Kinder zeugen hatten. Vielmehr wollte ich lieber mit meiner Band unterwegs sein, mich ausprobieren, mich selbst finden. „And now my older friends are all getting married with kids and I’m just stoked to play a basement“ – Make Do And Mend beschreiben in „Oak Square“ das Gefühl, lieber seiner Passion als dem Geld zu folgen. Auch wenn die Lyrics alles andere als positiv stimmen, so war der Song für mich immer ein Antreiber und Inspiration für meine Klamottenmarke „Oakheart Clothing“.

Marco

1. Bei keinem anderen Shouter kann ich den Schmerz und die Trauer so spüren wie bei Tom Weaver von Casey. So viele Zeilen vom Album „Love Is Not Enough“, auf dem auch der Song „Little Bird“ zu finden ist, brachten meine Gedanken und meinen Schmerz manchmal fast ein wenig zu genau auf den Punkt. Es tut manchmal gut, uns unseren komplexen aufgestauten Emotionen zu stellen und alles rauszulassen, damit danach doch wieder ein kleines Licht am Horizont scheint.

2. Ein zweiter Song aus der Post-Hardcore-Ecke, „In Sickness & Health“ von Acres: Ein perfekter Mix aus ruhigen und lauten Passagen und ein wahnsinniges Brett, was die Gitarrenarbeit angeht. Wenn bei 2:01 das Solo gemeinsam mit den von Hall verschwommenen Parts im Hintergrund beginnt, kriege ich jedes Mal richtig Gänsehaut. Ein weiterer Break-Up-Song, der besonders im letzten Part textlich bestimmt für so viele von uns nachempfindbar ist.

3. Der Song „Open Letter“ von The Amity Affliction ist sozusagen ein Dankesschreiben an alle Freunde, die immer da sind, wenn man mal nicht mehr weiter weiß. Auch ich bin unendlich dankbar für mein Umfeld, das mich immer auffängt und wieder auf die Beine stellt, wenn ich es benötige. Es ist immer jemand da, wenn du ihn brauchst, auf dieser Welt bist du niemals ganz alleine!

Monsi

Für mich gibt es immer zwei Wegem durch schwere Zeiten zu kommen. Zum Einen den negativen Gefühlen mit Pauken und Raketen entgegentreten, oder aber den Gefühlen Platz zum Ausbruch zu geben.

1. Normalerweise gehöre ich eher zu Fraktion 2, aber manchmal will man sich einigeln und den kalten Schauer über den Rücken jagen lassen, um sich danach besser zu fühlen. Hier ziehe ich den Song „Isolated““ von Sidewalks and Skeletons zurate. Ein atmosphärisches Instrumentalstück aus dem Witchhouse-Genre. Ein Genre, was vor Melancholie und Emotionalität trieft, ohne einen einzigen Ton über die Lippen kommen zu lassen; und dennoch schafft es der Song, Gefühle für mich greifbar und verarbeitbar zu machen.

2. Danach darf dann aber auch schon gerne die Party abgehen! Und da ziehe ich DIE Partygaranten aus Castrop Rauxel – Eskimo Callboy und ihren Song „Final Dance“ (obwohl sich eigentlich fast jeder Song der ersten drei Alben der Jungs dazu eignet – und „Hypa Hypa“ natürlich) – „Everything is out of control!“ Und das ist in diesem Falle gut so!

3. Und wenn man auf dem Höhepunkt der Energie darfs dann auch gerne mal ein Song sein, der einem Energie gibt und ein wahres ausiovisuelles Leuchtfeuer in der inneren Dunkelheit zündet. Da gibt es für mich nur einen Track: „Wild Eyes“ von Parkway Drive, mehr muss ich wohl nicht sagen, oder?

Solltest du selbst das Gefühl haben, dass du dich in einer belastenden Situation befindest, dann kontaktiere bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhältst du anonym Hilfe von Beratern, die mit dir Auswege aus schwierigen Situationen finden und eine großartige Stütze sein können. Danke, dass du es versuchst!