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Hardcore

Kritik: Year Of The Knife - "No Love Lost"

Wenn es eine Band gibt, die in jüngster Vergangenheit eine besonders schwere Zeit durchgemacht hat, dann sind es wohl Year ...

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Wenn es eine Band gibt, die in jüngster Vergangenheit eine besonders schwere Zeit durchgemacht hat, dann sind es wohl Year Of The Knife. Die Gruppe blickt zurück auf einen verheerenden Autounfall, in dessen Folgen die Bandmitglieder um Frontmann Tyler Mullen nach wie vor zu kämpfen haben. Das neue Album „No Love Lost“, welches am 27. Oktober 2023 erscheint, ist damit auf gleich zwei Weisen wichtig. Zum einen ist es eine beruhigende Nachricht, dass die US-Gruppe wieder Musik machen kann, zum anderen fließen die Einnahmen dieses Albums direkt in die benötigte Pflege der Bandmitglieder. Wie die neue Scheibe klingt, das verraten wir euch in unserer Rezension.

So klingt „No Love Lost“ von Year Of The Knife

Wenn man „No Love Lost“ mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es wohl „knackig“. Das liegt zum einen am tighten und akkuraten Sound der Band. Dieser bewegt sich in Songs wie „Heaven Denied“ oder „Alice“ klar im Hardcore-Bereich, weist in Tracks wie „Mourning the Living“ oder auch „Return the Agony“ beinahe doomige Nuancen auf, die das Trommelfell im Zentrum erschüttern.

Auf der anderen Seite passt das Adjektiv „knackig“, da Year Of The Knife mit „No Love Lost“ neun Tracks präsentieren, die insgesamt eine Spielzeit von knapp 20 Minuten aufweisen. Dass das keineswegs ein Nachteil ist, beweist „Last Laugh“, der kürzeste Song, mit 0:47 Minuten. Trotz seiner Kürze weist das Stück alle Elemente eines herkömmlichen Songs auf, ist noisy, zeitgleich strukturiert, trifft genau das Maß an Intensität, das es bei einer solchen Songlänge benötigt.

Year Of The Knife bringen ein entscheidendes Element mit

Betrachtet man die bisherigen Veröffentlichungen von Year Of The Knife, so weichen die Genres, die die Band auf „No Love Lost“ anschlägt, keineswegs davon ab. Was ein besonderes Merkmal der Gruppe ist, ist allerdings eine ordentliche Portion Groove, die sie in ihre doch eher schweren und heavy Song hineinlegt. Das wird zum Beispiel beim Opener „Sometimes“ deutlich, der trotz seiner Blastbeats und den daran angepassten Gitarrenriffs stets einen Vibe mit sich trägt, der unterbewusst auf die Hörerschaft überspringt. Ähnlich verhält es sich bei „Your Control“, der mit seinen großen Pausen im Intro sicher perfekt für einen Opener auf einem Konzert geeignet wäre. Beflügelt wird der Groove auch durch den Einsatz des Basses, der in zahlreichen Passagen den Grundvibe des Songs maßgeblich mitträgt.

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Knüppel, Knüppel, Knüppel

Und dann gibt es da noch die Songs, die vor Härte und Wut nur so strotzen. So der Track „Wish“, der einen unruhigen, wilden Circlepit-Vibe auslöst und besonders durch seine Gradlinigkeit überzeugt. Dabei erinnern die Background Vocals in ihrer Intensität an Knocked Loose-Gitarrist Isaac Hale.

Der Titeltrack „No Love Lost“ beschließt den neuen Longplayer von Year Of The Knife. Zeitgleich ist es der längste Song, der beinahe an die 4 Minutenmarke reicht. An das diabolisch-mehrstimmige Intro schließt sich ein eher gradliniger Song im klassischen Aufbau an. Auffallend ist dabei die zunehmende Schwere, welche das Lied gegen Ende wie ein völlig neues Stück klingen lässt. Einzig die Synthesizer in den letzten Takten des Songs wirken deplatziert, da sie vorher keine Verwendung im Song oder auf dem gesamten Album fanden; darüber lässt sich bei dieser Brutalität allerdings schnell hinweg sehen.

Foto: Year Of The Knife / Offizielles Pressebild

ALBUM
No Love Lost
Künstler: Year Of The Knife

Erscheinungsdatum: 27.10.2023
Genre:
Label: Pure Noise Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Sometimes
  2. Wish (feat. Devin Swank & Sanguisugabogg)
  3. Mourning The Living
  4. Alice
  5. Last Laugh (feat. Dylan Walker & Full of Hell)
  6. Your Control
  7. Heaven Denied
  8. Return The Agony
  9. No Love Lost
Year Of The Knife No Love Lost
Year Of The Knife No Love Lost
8
FAZIT
Mit ihrem neuen Album „No Love Lost“ liefern Year Of The Knife wahrscheinlich eines ihrer wichtigsten Alben. Fachlich weist das Album das auf, wofür die Band steht: Schnörkellose Härte, Rohheit und gleichzeitig einen filigranen Groove, der unterschwellig mitwirkt. Besonders die kurzen Stücke des Albums kommen gut an, da sie mit der geballten Härte genau das richtige Maß anschlagen, ohne zu belastend für die Gehörgänge zu werden. Hier liegt ganz klar in der Kürze die Würze!