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AlternativeEmoPop-Punk

Kritik: The Deadnotes - "Forever Outsider" (EP)

Mit über zehn Jahren Bandkarriere, zwei großartigen Alben, diversen EP’s und Konzerten in ganz Europa sind die Deadnotes schon wahre ...

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Mit über zehn Jahren Bandkarriere, zwei großartigen Alben, diversen EP’s und Konzerten in ganz Europa sind die Deadnotes schon wahre Urgesteine der deutschen Musikszene. Nun schlagen sie mit der EP “Forever Outsider” ein neues Kapitel auf und nehmen uns dabei mit in ihre bunte Welt, in der es mit jedem Hören etwas Neues zu entdecken gibt. Keine eindeutige Schublade bleibt nach diesen vier Songs noch für das Duo übrig. Und das ist auch gut so. Denn am Ende des Tages sollte es in der Musik nicht darum gehen, eine bestimmte Zielgruppe abzuholen, sondern darum, sich voll und ganz künstlerisch zu entfalten.

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Schon ihr letztes Album “Courage” (2020) konnte mit viel Abwechslung, kreativen Rhythmen und einer Menge Herzblut punkten. Irgendwo war aber sicherlich dort schon zu spüren, dass die Deadnotes nach mehr streben als eine verdammt gute Alternative/Emo-Band zu sein. So wurden mit den darauf folgenden Singles “Easy Summer” und “Deer in the Headlights” zunächst einmal die Fahrwasser eines vielschichtigeren Sounds getestet. Mit auf ihre neue EP nehmen sie die daraus neu gewonnene Leichtfüßigkeit und die Erweiterung ihres Sounds um genreuntypische Instrumente.

Die Deadnotes wagen viel

Auf “Forever Outsider” bringt jeder Song ein eigenes Alleinstellungsmerkmal mit. Der Titeltrack besticht mit einem gesunden 2000er-Pop-Rock-Vibe, der stellenweise an Coldplay oder Robbie Williams erinnert. “Downward Spiral” hingegen überzeugt als verspielter Pop-Punk-Hit mit einem ohrwurmartigen Chorus, der fast schon als moderneres “Gives You Hell” durchgeht. “A Glade Inside The Vines” kommt mit einer gewissen Epik und einem bedächtigen Aufbau daher, während “Dog Years” noch am ehesten an ihr vergangenes Material erinnert. Das aber auch nur bis zum Moment, bis der Song mit Dancehall-Beats und Latin-ähnlichen Klängen angereichert wird.

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Es passiert viel auf “Forever Outsider”. Neue Elemente poppen spontan auf und verschwinden wieder; Saxophon-Soli und Gitarren-Soli geben sich die Klinke in die Hand, während Parts früher oder später enden als erwartet. Diese Experimentierfreudigkeit steht dabei aber niemals der Eingängigkeit der Songs im Weg. So führen die Deadnotes immer wieder zum wichtigsten Kerngedanken der Songs zurück und landen jeden Schlenker und jedes Kunststück mit selbstsicherer Eleganz. Auch das reichhaltige Instrumentarium aus Bläsern, Streichern, Kinderchören, Keys und Percussion-Elementen grätscht niemals unpassend dazwischen.

Gegensätze treffen aufeinander

Vielleicht hätte man an der ein oder anderen Stelle etwas gradliniger vorgehen können. Vielleicht hätte man Part XY noch ein bisschen mehr Zeit zur Entfaltung geben können. Vielleicht hätte man Element XY auch ohne Probleme weglassen können. Aber die Deadnotes wären sicher nicht die Deadnotes, wenn sie diese vier Songs nicht genau auf diese Weise geschrieben hätten. So bleibt es schlussendlich einfach Geschmackssache, ob man sich vom Bombast der Arrangements erschlagen fühlt oder sich an der schieren Spielfreude der Freiburger erfreut.

“Let’s take a ride, let’s bury our past, honey.” Auf lyrischer Seite zeigen sich die Deadnotes tatendurstiger denn je. Sie selbst bezeichnen “Forever Outsider” nicht nur als eine EP, sondern auch als eine Einstellung dem Leben gegenüber. So besingen sie Themen wie soziale Unzugehörigkeit, Unsicherheiten im Liebesleben, sowie die Schwierigkeiten, sich ohne Ängste dem Hier und Jetzt hinzugeben. Dabei legen sie jedoch stets einen optimistischen Grundton an den Tag, der wunderbar mit der Verspieltheit und Eingängigkeit der Songs Hand in Hand geht. Die Deadnotes haben ihre Kraft nach den Herausforderungen der Pandemie wiedergefunden – und motivieren nun die Zuhörenden, es ihnen gleich zu tun.

Foto: Bernhard Schinn, Paul Ambrusch / Offizielles Pressebild

ALBUM
Forever Outsider (EP)
Künstler: The Deadnotes

Erscheinungsdatum: 26.05.2023
Genre: ,
Label: 22Lives Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Forever Outsider
  2. A Glade Inside The Vines (feat. Shitney Beers)
  3. Downward Spiral
  4. Dog Years
The Deadnotes - Forever Outsider
The Deadnotes - Forever Outsider
8.5
FAZIT
Mit ihrer EP “Forever Outsider” sprengen die Deadnotes jegliche Genre-Ketten und stellen ihre Experimentierfreudigkeit und eine starke Message in den Vordergrund. Die vier Songs schaffen es dabei, gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Eingängigkeit und Vielschichtigkeit zu balancieren. Trotz gelegentlicher Reizüberflutung gehen selbst die gewagtesten Arrangements und Strukturen voll und ganz auf und verhelfen dem Duo zu einem aufregenden nächsten Schritt auf ihrer musikalischen Reise.