Review
Punkrock
Kritik: Slime - "Wem gehört die Angst"
Wenn man gefragt wird, ob man die neue Platte einer Band wie Slime reviewen möchte, dann sagt man selbstverständlich nicht ...
VON
Kevin Postir
AM 15/03/2020
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Wenn man gefragt wird, ob man die neue Platte einer Band wie Slime reviewen möchte, dann sagt man selbstverständlich nicht nein. Die Hamburger Punk-Band, die sich 1979 gründete, hat mit „Wem gehört die Angst“ ihr mittlerweile achtes Studioalbum veröffentlicht. Wir haben uns ganz genau angehört, was die Band um Sänger Dirk „Dicken“ Jora auf den 13 neuen Songs verarbeitet und geben euch Einblicke in das Werk.
Slime setzen auf „Wem gehört die Angst“ klare Zeichen
Das Album beginnt gleich mit dem gleichnamigen Titelsong, zu dem bereits ein Musikvideo veröffentlicht wurde. „Wem gehört die Angst“ klingt beim Einstieg zwar anfangs etwas arrhythmisch und holprig, nimmt im Anschluss aber deutlich an Fahrt auf. Das Hauptaugenmerk liegt spürbar auf den Texten und dem Gesang. Textlich geht es hauptsächlich um das Geschäft mit der Angst, um Kapitalismus, der Angst schürt, um Profit zu machen und um die Frage, ob man eigentlich noch Herr über seine eigene Angst ist. Musikalisch leitet die Band mit dem Song das gesamte Album ein.
„Wem gehört die Angst“ stellt einen tanzbaren Punk-Song mit Ohrwurmcharakter dar. Dass die Band weiß, wie man gute Ohrwürmer schreibt, beweist sie auch im Song „Die Suchenden“. Dieser Track ist im Off-Beat geschrieben und sticht daher auf dem Album heraus. Der Refrain wird durch den Background-Gesang unterstützt und erhält dadurch seinen Ohrwurmcharakter. Die zweite Stimme gibt dem gesamten Song eine neue Farbe, die sich beim Hören festsetzt.
Die Songs Nummer zwei und drei des Albums sollten zusammen behandelt werden, da sie zueinander gehören, auch wenn sie unterschiedlicher garnicht sein könnten. Mit „Paradies“ und „Hölle“ veröffentlicht die Band zwei Tracks, die zumindest thematisch in die gleiche Kerbe schlagen. Während „Paradies“ eher ein positiver Song ist, der die Jugendzeiten der Band behandelt und im Hintergrund mit Effekten wie Demonstrationsrufen und Helikoptergeräuschen auffährt, ist „Hölle“ deutlich düsterer angelegt, lädt im Refrain zum Pogo ein, bremst die Stimmung in den Strophen allerdings durch die Verwendung gezupfter Gitarren. Mit Parolen, wie „Die Hölle, das sind wir“ wird der Hörer und auch das Live-Publikum zum Mitsingen animiert.
Ein thematisches Feld darf selbstverständlich nicht fehlen, wenn es um ein Slime-Album geht. Die aktuelle politische Lage und generelle politische Strömungen werden in diversen Songs thematisiert. „Wenn wir wollen“ ist ein Protestsong, der aktuelle Geschehnisse, wie beispielsweise den Klimawandel, kommentiert und sich für das Anpacken und das Aktivwerden ausspricht. Dabei ist der Song musikalisch und textlich recht simpel strukturiert, wodurch er eine große Hörerschaft ansprechen dürfte. „Die Toten wollen wieder alleine sein“ behandelt darüber hinaus generell den Konservatismus und Rechtspopulismus, der sich unter anderem gegen offene Grenzen und die Aufnahme geflüchteter Personen ausspricht. Mit Zeilen, wie „lieber linksversifft als braunverstrahlt“ ist der Song zusätzlich sehr gut für das Mitsingen auf Konzerten konzipiert.
In eine ähnliche Richtung geht auch „Die Masse“, auch wenn der Song mit Zeilen wie „die Masse hat keine Klasse“ teilweise eher in ein Haus-Maus-Reimschema abdriftet und etwas abgedroschen klingt.
„Kein Mensch ist illegal“ macht das deutlich besser. Die Aussagen sind klar formuliert, kommen direkt beim Hörer an und die Wut, die in dem Song mitschwingt, ist sowohl authentisch als auch treffend. Sowohl das politische Feld als auch das gesamte Album wird mit dem Song „Solidarity“ abgeschlossen. Dieser ist sowohl der einzige englischsprachige sowie auch der einzige akustische Song des Albums. Mit einem folkigen Sound, der an Bands wie die Dropkick Murphys oder Flogging Molly erinnert, solidarisiert sich die Band mit Antifaschisten auf der ganzen Welt und hebt den Song durch die Verwendung der englischen Sprache auf ein internationales Level.
Foto: Slime / Artwork zu „Wem gehört die Angst“
Slime News
Wem gehört die Angst
Künstler: Slime
Erscheinungsdatum: 13.03.2020
Genre: Punkrock
Label: Arising Empire
Medium: CD, Vinyl, etc
- Wem gehört die Angst
- Paradies
- Hölle
- Die Suchenden
- Wenn wir wollen
- Ebbe und Flut
- Die Toten wollen wieder alleine sein
- Weißer Abschaum
- Die Masse
- Fette Jahre
- Kein Mensch
- Odyssee
- Solidarity
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