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PunkrockRock

Kritik: Fake Names - "Expendables"

Was ist der große Vorteil bei Supergroups? Man weiß, dass die einzelnen Mitglieder ihr Handwerk grundsätzlich beherrschen. Das allein ist ...

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Was ist der große Vorteil bei Supergroups? Man weiß, dass die einzelnen Mitglieder ihr Handwerk grundsätzlich beherrschen. Das allein ist doch schon Grund genug, einmal bei Fake Names und ihrem neuen und zweiten Album „Expendables“ reinzuhören.

Alles, was im Punk-Rock Rang und Namen hat

Für den Fall, dass das Selftitled-Debütalbum an der ein oder dem anderen vorbeigegangen sein sollte, folgt vorab die obligatorische Bandvorstellung. Entstanden ist die Band aus der eher freundschaftlich-lockeren Zusammenarbeit von Brian Baker und Michael Hampton. Die beiden Gitarristen waren Teil der legendären Hardcore Punkbands Minor Threat (Baker) und S.O.A. (Hampton). Brian Baker ist zudem seit inzwischen fast 30 Jahren Teil von Bad Religion. Außerdem gilt er als einer der besten Gitarristen des Punk Rock-Kosmos.

Die beiden kennen sich aber tatsächlich schon seit ihrer Kindheit und haben sich auch musikalisch nie ganz aus den Augen verloren. So entstand dann aus einer gemeinsamen Jamsession die Idee für Fake Names. Und weil mit dem Bassisten Johnny Temple (Girls Against Boys) und vor allem mit Sänger Dennis Lyxzén (Refused) zwei Herren für das gemeinsame Projekt gewonnen werden konnten, die ebenfalls keine Unbekannten sind, ist der Begriff Supergroup keineswegs übertrieben. Für „Expendables“ konnte mit Fugazi-Drummer Brendan Canty übrigens die nächste Szenegröße gewonnen werden.

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Doch wie klingt dieses Projekt, welche Mischung kommt bei diesen delikaten Zutaten heraus? Schon das Debütalbum im Jahr 2020 ließ erkennen, dass es bei Fake Names sowohl in Sachen Songwriting als auch beim Sound weitaus weniger brachial und temporeich zugeht als es die Herkunft der Bandmitglieder vermuten lässt „Targets“, der Opener des neuen Albums lässt dann auch schnell erahnen, dass sich stilistisch wenig ändern wird. Der Song zeigt aber auch, wie gut das US-amerikanische Songwriting-Duo mit dem schwedischen Sänger harmoniert. Der Song ist sowohl in den Strophen als auch im Refrain genauso erfrischend, wie man sich einen ersten Track wünscht.

Eine transatlantische Beziehung der ganz besonderen Art

Und auch der folgende Titeltrack „Expendables“ lässt erkennen, dass sich die Band in Sachen Tempo dieses Mal durchaus am ihnen bestens bekannten Hardcore Punk orientiert hat. Aber die Band nutzt hier sehr geschickt den Spielraum, der durch das Songwriting gewährt wird. Denn hier bewegen sich Fake Names auch auf „Expendables“ irgendwo zwischen UK Punk, Powerpop und Post-Rock. Das gibt vor allem der Stimme von Dennis Lyxzén viel mehr Möglichkeiten und so entwickelt sich der Refrain zu einem echten Ohrwurm.

Dass Lyxzén ein überaus talentierter, weil vielseitiger Sänger ist, dürfte bekannt sein. Doch eben diese Vielseitigkeit muss auch genutzt werden. Und das tut er auf „Expendables“ durchweg. Wie schon erwähnt. Songwriting und Gesang sind hier eine transatlantische Beziehung der ganz besonderen Art.

Von vorne bis hinten abwechslungsreich

In der Mitte des Albums nehmen Fake Names ab und zu, etwa in „Don’t Blame Yourself“ auch stärker den Fuß vom Gaspedal. Das führt dazu, dass ein solcher Song etwas weniger eingängig ist, zeigt aber erneut die Bandbreite, mit der wir es bei Fake Names zu tun haben. Die Highlights der Platte sind aber tatsächlich gerade die Songs, in denen es mit mehr Tempo zur Sache geht. „Damage Done“ ist so ein Song, der auch schon beim ersten Hören im Ohr bleibt. Es mag in Sachen Songwriting nicht der komplexeste Song des Albums sein. Aber er ist abwechslungsreich genug, um die Stimme von Dennis Lyxzén zu Höchstleistungen herauszufordern.

„Too Little Too Late” rundet „Expendables“ schließlich ab. Und auch wenn der Song vor allem durch sein markantes Gitarrenriff im Gedächtnis bleibt, so trifft der Titel weder auf den Song noch auf das Album zu. Fake Names liefern mit „Expendables“ ein differenziertes und vielseitiges Album ab, das von vorne bis hinten Spaß macht. Und auch wenn die Mitglieder der Band schon einige Jahre auf dem Buckel haben: Das Album kommt gerade zur rechten Zeit.

Foto: Glen E. Friedman / Offizielles Pressebild

ALBUM
Expendables
Künstler: Fake Names

Erscheinungsdatum: 03.03.2023
Genre: ,
Label: Epitaph Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Targets
  2. Expendables
  3. Delete Myself
  4. Go
  5. Don't Blame Yourself
  6. Can't Take It
  7. Damage Done
  8. Madtown
  9. Caught In Between
  10. Too Little Too Late
Fake Names Expendables
Fake Names Expendables
8
FAZIT
Um einmal beim Titel des Albums zu bleiben: Es mag zwar sein, dass auch eine solche Supergroup wie Fake Names expendable, also entbehrlich, verzichtbar, verbrauchbar ist. Wer ist schon unsterblich? Aber ganz ehrlich, wir sollten froh sein, dass Fake Names gibt. Dieses Projekt sprüht nur so vor Energie und macht richtig Spaß. Auf Platte und ganz sicher auch live.