Review

ProgressiveRock

Kritik: Caligula's Horse - "Charcoal Grace"

Mit ihrem bereits sechsten Studioalbum knüpfen Caligula’s Horse aus Brisbane, Australien an den erfolgreichen Release von „Rise Radiant“ an und ...

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Mit ihrem bereits sechsten Studioalbum knüpfen Caligula’s Horse aus Brisbane, Australien an den erfolgreichen Release von „Rise Radiant“ an und offenbaren, warum sie international zur Spitze des Prog Metals gehören.

Alles beim Alten bei Caligula’s Horse?

„The World Breathes With Me“ beginnt mit ätherischen Klängen und melodiösem Anfang ruhig und bedacht. Bereits früh zeigt sich, was eine der großen Stärken im Songwriting von Caligula’s Horse ist: ihr Hang zu bittersüßer Melodieführung und einen darin verwobenen bedrückenden Vibe der Melancholie.

So nimmt sich der Albumopener mit 10 Minuten Spielzeit genug Zeit, um seine Wirkung zu entfalten und dann in rhythmisch fokussiertem Riffing klarzumachen, dass der Prog Metal Sound der Band keinen poppigen Affären gewichen ist. Stattdessen liefert die Overtüre des Albums einen verspielten instrumentalen Auftakt bevor sich die Vocals (die darüber hinaus zuerst ziemlich tief im Mix vergraben liegen) hinzugesellen.

Die typische Caligula’s Horse-Dynamik

Im Folgenden bleibt „The World Breathes With Me” allerdings weitestgehend unaufgeregt, baut auf einen guten Refrain und einen kurzen Cleanpart, der Dynamik in den Track bringt. Am Ende klingt der Track wie ein typischer Caligula’s Horse-Song und hält somit zum Beginn des sechsten Albums alles, was die Band aus Australien hätte versprechen können.

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„Golem“ hingegen hat etwas mehr Drive und zeigt sich heavier. So flirten Caligula’s Horse mit Djent und einem treibenden Metalansatz, der mit dezenten Shouts voller Power daherkommt und auch im stürmischen Refrain durchweg mitreißt.

Ein Album im Album

Das Herzstück des Albums ist „Charcoal Grace“ unterteilt in vier Teile: „Prey“, „A World Without“, „Vigil“ und „Give Me Hell“. Ersteres beginnt mit einem elektronischen Beat und einer düsteren Stimmung, die zwischenzeitlich an Leprous erinnert – dann aber in epischen Gitarrenmelodien in andere Sphären abdriftet. Wieder zeigt die Band, wie geschickt sie mit dem dynamischen Wechselspiel aus laut und leise umgehen kann. So gelingt die musikalische Reduktion bestens und lenkt den Fokus voll und ganz auf Jim Greys narrativen Gesang.

Dabei funktioniert es am besten das Konzeptstück in voller Gänze auf sich wirken zu lassen. So zeigt „A World Without“ einen ruhigen, träumerischen Ansatz, der trotz teilweise ungewöhnlicher 5/4-Taktung unfassbar eingängig und unaufdringlich wirkt. Auch „Vigil“ zeigt sich mit Akustikgitarren, Gesang und Piano eher ruhig als stürmisch.

Das Highlight des Albums

Letzteres wird dann auf „Give Me Hell“, dem Finale des Vierteilers nach vorne getrieben. Durch das ganze Stück hinweg finden sich wunderbare Melodien, die mit rhythmisch anspruchsvollem Ansatz perfekt in Szene gesetzt werden, wodurch sich „Give Me Hell“ mit seiner Dramaturgie als eines der spannendsten Tracks des Albums exponiert. Am Ende bieten Caligula’s Horse ein kleines Album in ihrem Album, das die konzeptionelle Tiefe von „Charcoal Grace“ offenbart.

„Salt“ bleibt unspektakulär als ruhige Zwischennummer nur wenig im Gedächtnis. „The Stormchaser“ hingegen wird seinem Titel gerecht – zeigt sich aber auch von funky Prog Rock-Seite inmitten der Metalgitarren. Das Resultat ist ein kurzweiliger und abwechslungsreicher Track, der enorm smooth daher kommt und mit großem Refrain förmlich überrollt.

Ein Hammer zum Ende

Zum Ende des Albums verlangen Caligula’s Horse mit dem zwölfminüter „Mute“ nochmal alles ab. Mit epischem Ansatz und melodischen Gitarren rufen die Australier zum Ende nochmal alle Trademarks ab, für die man ihre Musik lieben kann. So besticht ein kurzer Moment in dem eine Flöte die Melodieführung übernimmt und in einen ruhigen Cleanpart leitet.

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„Mute“ klingt stellenweise so wunderbar smooth und reduziert, dass die zwölfminütige Spielzeit kaum zur Last fällt, da man sich so sehr im musikalischen Geschehen treiben lassen kann. Es ist ein Auf und Ab, das wellenartig mitreißt und zum Ende des Albums klar macht, dass Caligula’s Horse zurecht eine der gefeiertsten Prog-Bands der Stunde sind. Nicht zuletzt, weil sie sowohl in ihren Metal-Parts als auch in den soften Cleanparts auf voller Linie überzeugen.

„Charcoal Grace“ ist top produziert und zeigt Caligula’s Horse von ihrer bisher klanglich modernsten Seite. Insgesamt fehlt es vielleicht aber ein bisschen an einer Kante, die die letzten 10% aus diesem Sound herauskitzelt – so wirkt das Album hier und da ein bisschen zu glattgebügelt und geht nur wenig Risiko. Das mag aber auch daran liegen, dass die Band sich über die letzten Jahre eine führende Stellung innerhalb der Prog Metal-Szene erspielt hat und sich nun voll und ganz auf ihren Sound fokussieren kann.

 

 

 

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(@caligulashorse)

Foto: Caligula’s Horse / Offizielles Pressebild

ALBUM
Charcoal Grace
Künstler: Caligula's Horse

Erscheinungsdatum: 26.01.2024
Genre: ,
Label: InsideOutMusic
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. The World Breathes With Me
  2. Golem
  3. Charcoal Grace I: Prey
  4. Charcoal Grace II: A World Without
  5. Charcoal Grace III: Vigil
  6. Charcoal Grace IV: Give Me Hell
  7. Sails
  8. The Stormchaser
  9. Mute
Caligula's Gorse Charcoal Grace
Caligula's Gorse Charcoal Grace
8.5
FAZIT
Wer mit Prog Metal bisher nur wenig Berührungspunkte hatte, für den könnte „Charcoal Grace“ ein wahres Gateway-Album sein. Oft nur im Unterton komplex, ist die Musik von Caligula’s Horse oft sehr gut nachvollziehbar. Eingängigkeit und Spaß stehen an erster Stelle, weshalb man für die Musik der Australier nicht zwingend einen Taschenrechner benötigt. Reinhören lohnt auf voller Länge.