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Kritik: Baroness - "Stone"

Alles neu bei Baroness? Im zwanzigsten Karriere-Jahr wagen die Progressive Metaller eine Neuausrichtung und verlassen den Pfad ihrer durch Farben ...

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Alles neu bei Baroness? Im zwanzigsten Karriere-Jahr wagen die Progressive Metaller eine Neuausrichtung und verlassen den Pfad ihrer durch Farben inspirierten Alben. Nach “Red” (2007), “Blue” (2009), “Yellow & Green” (2012), “Purple” (2015) und zuletzt “Gold & Grey” (2019) schlagen Baroness ein frisches Kapitel auf.

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Baroness zählen zweifellos zu den verlässlichsten und beliebtesten Vertreter:innen ihres Genres. Doch gerade der letzte Output “Gold & Grey” kam bei der treuen Fanschaft nicht unbedingt gut weg, was unter anderem am etwas zerfahrenen Songwriting und der sehr dürftigen Produktion lag. Ein schlechtes Omen also, dass die Band nun erstmals in derselben und ebendieser Besetzung nun am Folgewerk “Stone” arbeitete? Mitnichten!

Für das Songwriting hatten sich Baroness, um Mastermind John Baizley, für einen Monat in einer Ferienwohnung in Barryville, New York einquartiert, um dort, umringt von der Natur, das Album nicht nur zu schreiben, sondern auch selbst zu produzieren. Man wolle sich nicht immer wiederholen, gab Baizley zum Entstehungsprozess zu verstehen, während Drummer Sebastian Thomsen von einer “intensiven kollektiven Mentalität” sprach.

Was nach allgemeinem PR-Sprech klingt, ist doch sehr wohl in jedem Moment von “Stone” zu spüren. War “Gold & Grey” mit insgesamt siebzehn Songs eine recht lange und komplexe Angelegenheit, so nehmen sich Baroness auf “Stone” etwas zurück und belassen es diesmal bei zehn Songs und immerhin rund 45 Minuten Laufzeit.

Baroness: Wie ein wilder Roadtrip

“Embers” täuscht als Opener die Ruhe an, doch der Sturm lässt mit “Last Word” nicht lange auf sich warten. Im Sommer als erste Single präsentiert, verzaubert der Song nicht nur alle, die sich damals in das “Yellow & Green” Album verliebt hatten, sondern zeigt auch die neue Präsenz von Gina Gleason, deren Backingvocals mehr Gewicht bekommen hat im Vergleich zum Vorgängeralbum. “Beneath The Rose” wagt den Schritt zurück zu den Sludge Metal Roots, während John Baizley neben seiner bekannten Stimmfarbe auch Variationen anbietet, die im Mix des nervösen Songs für einen spannenden Vibe sorgen.

Daran angeschlossen, quasi als direkte Fortsetzung, setzt “Choir” – eines der Highlights des Albums – an. Spätestens hier laufen Baroness wirklich zur Hochform auf. Kein Song für zwischendurch, sondern wahlweise für eine Autofahrt im Gewittertreiben oder für eine Verfolgungsfahrt in der Wüste. Was Baizley und Co. hier anbieten, ist wirklich großes Kino und erzeugt diverse Bilder, die nur darauf schließen lassen, ob man hier nicht insgeheim Material für einen Soundtrack angefertigt hat.

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Insgesamt wirkt “Stone” wie ein Album wie aus einem Guss. Lediglich “The Dirge” wirkt als Interlude etwas deplatziert, was nicht gegen den Song an sich spricht, aber hier unnötig die Geschwindigkeit rausnimmt – vermutlich aber eine bewusste Entscheidung der Band. Mit “Anodyne” geht es wieder in die Progressive Rock-Richtung, bevor “Shine” eine ordentliche Prise Psychedelic in die Mischung gibt und sich als weitere, astreine Roadtrip-Nummer anbietet. Überhaupt fühlen sich die Songs sehr zeitlos an, ohne sich zu sehr an aktuelle Retro Rock-Experimente zu versuchen, sondern ganz eigen und sehr authentisch unterwegs zu sein. Kein Wunder: Baroness verstehen es wie ganz wenige Bands zwischen eindringlichen Prog und Sludge Metal-Momenten, auch mal in Richtung Alternative abzudriften, ohne sich dabei zu verzetteln. Dennoch versprüht auch “Shine” gegen Ende eine sehr unheimliche Stimmung, die regelmäßig auf dem Album zu vernehmen ist.

Wieder auf dem richtigen Pfad

Wer nach der klassischen Baroness-Hymne Ausschau hält, wird wohl spätestens bei “Magnolia” fündig. Auf knapp unter acht Minuten lockt der Song erst auf die falsche Fährte, indem er sich unter einem Akustikgewand versteckt, um dann von jetzt auf gleich zuzuschlagen und nach vorne zu peitschen, bevor er immer wieder neue Wendungen nimmt, Baizley dabei aber stets voller Hingabe singt und gröhlt. Eigentlich ein perfekter Abschluss, doch mit “Under The Wheel” lassen Baroness nochmal schwere und schleppende Gitarren los, die im Verlauf die Überhand nehmen, aber am Ende doch eingefangen werden können. “Bloom” setzt dann – kongruent zum Opener “Embers” – wieder auf leise Töne ala Lord Huron oder Radical Face und sucht nach einem versöhnlichen Ende, um dabei aber doch ein mulmiges Gefühl zu hinterlassen: “I’ve found a heart, that I couldn’t break. No matter how hard I try.”

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Ob nun als Konzeptalbum zu verstehen oder nicht: Mit “Stone” melden sich Baroness in jedem Falle äußerst stark zurück und beschränken sich dabei gar nicht allzu sehr in Sachen Einflüsse und Klangwelten, wirken aber wieder sehr viel greifbarer. Wie ein wilder Roadtrip vergehen die rund 45 Minuten wie im Flug und lassen dabei allerlei Kopfkino zu, was dem Langzeitfaktor der Platte definitiv zugutekommt.

Foto: Ebru Yildiz / Offizielles Pressebild

ALBUM
Stone
Künstler: Baroness

Erscheinungsdatum: 15.09.2023
Genre:
Label: Abraxan Hymns
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Embers
  2. Last Word
  3. Beneath The Rose
  4. Choir
  5. The Dirge
  6. Anodyne
  7. Shine
  8. Magnolia
  9. Under The Wheel
  10. Bloom
Baroness Stone
Baroness Stone
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FAZIT
Baroness sind und bleiben eine wahnsinnig spannende Band. Mit ihrem sechsten Studioalbum "Stone" meldet sich das Quartett stark zurück und unterstreichen ihren Status als eine der derzeit vielseitigsten Progressive Metal-Bands.