Review

ProgressiveThrash Metal

Kritik: Azusa - "Loop Of Yesterdays"

Azusa meinen es ernst. Nach ihrem Debütalbum „Heavy Yoke“ im Jahr 2018 legt die Supergroup um Ex-TDEP Bassist Liam Wilson, ...

VON

Azusa meinen es ernst. Nach ihrem Debütalbum „Heavy Yoke“ im Jahr 2018 legt die Supergroup um Ex-TDEP Bassist Liam Wilson, Christer Espevoll, David Husvik (beide Ex-Extol) und Eleni Zafiriadou (Ex-Sea + Air) nach. Kompromissloser als je zuvor knallt das internationale Quartett auf „Loop Of Yesterdays“ 35 Minuten voller Aggression und großartiger Riffs raus, die noch immer so berauschend frisch wirken, wie auch schon auf „Heavy Yoke“.

Azusa verleihen auf „Loop Of Yeasterdays“ dem Thrash Metal einen neuen Anstrich

„Memories Of An Old Emotion“ beginnt in gewohnt brachialer Stimmung mit hartem Sound und aggressiven Thrash Metal-Riffing. Azusa bringen aber schnell für einen kurzen Moment ihre träumerische Seite ein, die mit Elenis bezaubernden Stimme und ätherischen Cleangitarren aus den dunklen Thrash-Wolken hervorschimmert.

Diese kurzen Intermezzi klingen wie ein Tagtraum, aus dem kurz darauf von den heftigen Gitarren in die Realität zurückgeholt wird. „Memories Of An Old Emotion“ ist ein fulminanter Auftakt, der mit jeder Menge Groove, Power und Aggression direkt klar macht, dass auch „Loop Of Yesterdays“ ein Album voller Energie sein wird.

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Die rhythmischen Elemente, die sich in der Musik von Azusa verstecken, sind so komplex verzahnt, dass auch Freude von Bands wie Meshuggah voll auf ihre Kosten kommen. Doch die Musik von Azusa ist viel abwechslungsreicher und kombiniert diese rhythmischen Verkettungen mit starken Thrash-Riffing und den Momenten der Klarheit. Azusa liefern mit „Loop Of Yesterdays“ ein wahres Wechselbad der Gefühle.

Ob dezentes Death Metal-Riffing in „One Too Many Times“, Meshuggah-eske Rhythmusketten (“Detach”), oder das kurze cleane Interlude “Support Becomes Resistance” – Azusa beweisen Vielfalt, die auch im Titeltrack, ein cleanes Stück mit Akustikgitarren, einem Cello und narrativen Vocals, unterstrichen wird.

Spielerisch virtuos konstruieren Azusa ein Klangbild, das wirklich realitätsverzerrend wirkt und aufgrund der gut ausgespielten Kontraste so wunderschön eckig ist, dass man gar nicht genug davon bekommen kann.

Ein Track der ebenfalls bestens als Single fungiert hätte, ist „Rapture Boy“. Mit dissonanten Riffing und vertracktem Taktschema startet „Rapture Boy“ wunderschön unkonventionell und erschwert es dem Hörer, zu folgen. Doch sobald der Break einschlägt, beweisen Azusa, wie verdammt gut ihr Songwriting ist.

Mit grandiosem Riffing scheint der Dillinger Escape Plan-Einfluss durch, der um Elemente, die an BTBAM erinnern, erweitert wird. Dazu gesellt sich ein psychedelischer Cleanpart, der leicht jazzig wirkt und das Pacing des Songs etwas zurückschraubt.

Azusa arbeiten bei „Rapture Boy“ nicht nur mit großartigen Harmonien, sondern spielen ihr Momentum perfekt aus. Insbesondere die Akkorde im Break des Songs erzeugen zusammen mit dem Gesang einen unfassbar fesselnden und emotionalen Moment, der diesen Track zu einem wahren Highlight des Albums werden lässt.

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Die Kürze der Songs auf „Loop Of Yesterdays“ lässt es zu, dass dieses Album, trotz teilweise wirklich stark verworrener Strukturen („Skull Chamber“), nicht zu einer Reizüberflutung wird. Auch der nahezu omnipräsente Groove in den Songs ermöglicht es, Zugang zur Musik von Azusa zu finden. So ist das Riffing teilweise so brachial und aggressiv, dass man gar nicht anders kann, als mit dem Kopf im Takt dazu zu wippen („Kill / Destroy“).

Der erdige Gitarrensound und der verwaschene Cleansound lassen „Loop Of Yesterdays“ wie einen berauschenden, realitätsverzerrenden Trip wirken, der auf seine psychedelische, wie auch auf seine enorm harte Weise begeistert. Azusa ziehen ihre Rezipienten in den Bann, der sich durch Elenis Gesang, wie der Gesang einer Sirene, als heimtückisch entpuppt. Nach dem ersten Hören dieses Albums ist klar, dass man mehr hören möchte.

Foto: Simon Skreddernes / Offizielles Pressebild

Azusa News

ALBUM
Loop Of Yesterdays
Künstler: Azusa

Erscheinungsdatum: 10.04.2020
Genre: ,
Label: Indie Recordings / Solid State
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Memories Of An Old Emotion
  2. One Too Many Times
  3. Detach
  4. Seven Demons Mary
  5. Support Becomes Resistance
  6. Monument
  7. Loop Of Yesterdays
  8. Ratpure Boy
  9. Skull Chamber
  10. Kill / Destroy
  11. Golden Words
  12. Aching Ritual
8.5
FAZIT
Azusa haben ihren Sound zu 100 Prozent gefunden. „Loop Of Yesterdays“ ist ein überdurchschnittlich starkes Album, das spätestens jetzt jedem klar macht, wie ernst die Band es meint. Auch die eigene Bezeichnung „Avant Thrash“ passt auf die Musik, die auf diesem zweiten Album geboten wird. Dabei sind Azusa so wunderschön komplex, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit ist, bis viele Prog-Fans diese Kombo auch für sich entdecken.

Azusa sind die Brise frischer Wind, auf die Thrash Metal-Fans seit Jahren warten und die bisher nur selten in solcher Durchschlagskraft ausgespielt wurde.

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