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The Funeral Portrait: „Unsere Musik ist ein Zufluchtsort für alle, die sich allein fühlen“

Frontmann Lee Jennings im Interview.

VON AM 09/09/2024

The Funeral Portrait haben sich einer klaren Message verschrieben: „Wir stehen für die Außenseiter ein – denn wir sind auch welche.“ Mit einer Mischung aus 2000er-Emo und modernem Radio-Rock, inspiriert von Bands wie My Chemical Romance, Avenged Sevenfold, Papa Roach und Fall Out Boy und einer Prise Theatralik, hat die Band aus Atlanta eine Nische gefunden, in der sie sich wohlfühlt. „Wir sind im Prinzip southern-fried MCR, scherzt Frontmann und Gründungsmitglied Lee Jennings im MoreCore-Interview.

Mit ihrem neuen Album „Greetings from Suffocate City“ wollen The Funeral Portrait einen Safe Space erschaffen – einen Zufluchtsort für „die Unverstandenen, Verdrängten und Ausgegrenzten.“

The Funeral Portrait haben sich neu erfunden

Seit der Vorgänger-Platte „A Moment of Silence“ (2016), die mit einem starken Post-Hardcore-Touch daherkam, hat sich viel verändert. Mit einem neuen Line-up, bestehend aus den Gitarristen Cody Weissinger und Caleb Freihaut, Bassist Robert Weston, Schlagzeuger Homer Umbanhower und Jennings als einzig verbliebenes Gründungsmitglied, hat sich die Band komplett neu erfunden. „Wir waren alle der Meinung, dass es echter und angemessener ist, den Sound der Band zu verändern, um etwas zu schaffen, das uns als Gruppe widerspiegelt“, erklärt er und fährt fort:

„Die Entstehung von ‚Greetings from Suffocate City‘ war ziemlich verrückt. Wir hatten schon fast eine ganze Platte fertig, aber die meisten Songs kamen dann doch nicht auf die finale Version. Dann, drei Jahre später, haben wir weitere Singles gecuttet und noch mehr neue hinzugefügt. Es war ein flüssiger Prozess.“ Mit den Co-Produzenten Johnny Andrews (Three Days Grace, Motionless In White, Halestorm) und Lø Spirit (Motionless In White) sowie Lee Rouse konnten The Funeral Portrait ihre Vision schließlich verwirklichen.

Herausgekommen sind 14 Tracks, bei denen vor allem die Message im Vordergrund steht – stets vorgetragen mit einem theatralischen, ja schon fast dramatischen Vibe. Jeder Song erzählt eine andere Geschichte. „Alien“ zum Beispiel thematisiert das Gefühl, sich von anderen Menschen abgekoppelt zu fühlen, während „Suffocate City“ sich um die Angst dreht, im Leben nicht voranzukommen. Hierfür haben sich Jennings und Konsorten keinen Geringeren als Ice Nine Kills-Frontmann Spencer Charnas rangeholt. „Er ist ein absoluter Schatz“, schwärmt Jennings. „Er hat dem Feature wirklich viel Liebe entgegengebracht und sogar im Video mitgespielt.“

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Ohrwürmer wie „Holy Water“ und „You’re So Ugly When You Cry“ mit Bert McCracken von The Used laufen bereits bei den großen Radiosendern wie SiriusXM Octane. Dazu kommen Festivalauftritte, Headliner-Konzerte und Live-Shows mit Szenegrößen wie Shinedown, Underoath und Pvris. Man könnte also sagen: Es läuft!

Zwischen der großen Bühne und mentaler Gesundheit

Im Vordergrund steht dabei immer die „Coffin Crew“, wie sich die Fangemeinde von The Funeral Portrait nennt. „Bei unserer Musik geht es darum, die Message der Künstler:innen weiterzutragen, die uns als Kinder das Gefühl gegeben haben, weniger allein zu sein“, erkärt Jennings. „In der Hardrock-Szene gibt es genauso viele Menschen, die einsam und traurig sind und Schwierigkeiten haben, wie in Underground-Fangemeinden. Wir wollen einen Ort bieten, an dem jeder dazugehört, sich sicher fühlt und ein Gefühl von Gemeinschaft hat.“

Aus diesem Grund geht der Musiker auf seinen Socials offen mit seiner mentalen Gesundheit um, spricht über seine Zwangsstörung und seine Ängste. „Es ist auf jeden Fall schwer, im Internet ehrlich und ‚real‘ zu sein“, gesteht er. „Aber die Leute müssen wissen, dass jeder kämpft und jeder Probleme hat.“

Nicht nur die Botschaft, die TFP mit ihren Songs vermitteln wollen, ist für Jennings extrem wichtig, sondern auch „die Bilder und die Geschichte der Videos spielen eine Rolle.“ Das lässt sich damit erklären, dass viele Bandmitglieder bereits während ihrer Schulzeit an Theaterstücken mitgewirkt haben und dadurch schon früh in Berührung mit „den ganz großen Inszenierungen“ gekommen sind.

Logisch, dass Jennings auf die Frage nach einer Wunsch-Collab sofort an den US-amerikanischen Filmkomponisten und Grammy Award-Gewinner Danny Elfman (Nightmare Before Christmas, Charlie und die Schokoladenfabrik etc.) denkt: „Wir sind alle große Fans seiner Arbeit. Könnt ihr euch vorstellen, dass er mit uns an einer Rockoper arbeitet? Wir auf jeden Fall.“

Zum Glück müssen wir nicht mehr lange warten, bis uns The Funeral Portrait in Europa einen Besuch abstatten werden. Bisher waren die US-Amerikaner nur in ihrer Heimat auf Tour. 2025 finden die sogenannten „Devotion Ceremonies“, wie die Gruppe ihre Live-Shows nennt, dann endlich auch in Europa statt: „Wir können noch nicht ins Detail gehen, aber nächstes Jahr werden wir zu 100 % den Sprung über den großen Teich wagen.“ Und bis dahin lassen wir „Greetings from Suffocate City“ einfach auf Dauerschleife laufen.

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Foto: Aaron Mash / Offizielles Pressebild

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