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Live beim Wacken Open Air 2022: Welcome Back, Metalheads!

Ein kleiner Ausflug auf das größte Meta-Festival der Welt.

VON AM 12/08/2022

So oft wir dieses Jahr schon damit getitelt haben, ist es etwas ganz Besonderes für mich, endlich wieder sagen zu können: Es ist 2022 und Wacken is back! Nach zweijähriger Zwangspause und wie Thomas Jensen es nennen würde „Saure Gurken-Zeit“ dürfen wir endlich wieder den Holy Ground stürmen, moshen, crowdsurfen, den Zeltplatz suchen, Bier mit Freun/mden trinken und uns unvergessliche Tage und Nächte machen. Doch einiges hat sich auf dem heiligen Acker geändert…

RÜCKBLENDE:
Mittwoch früh irgendwo auf einer Shell Tankstelle in Itzehoe. Es ist gegen ein Uhr nachts und wir warten auf den Rest unserer Bande. Eigentlich sollten wir noch schlafen, bevor es am nächsten Tag richtig los geht, aber wir sind viel zu aufgeregt und euphorisiert auf das, was uns endlich wieder bevor steht: Vier Tage auf dem legendären Wacken Open Air, ein Festival, das nicht nur berühmt ist für seine extravagante Superlative in Größe, Liebe zum Detail und Selbstinszenierung, sondern eben auch für ein ganz besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Fans.

Wir unterhalten uns also stundenlang durch die Nacht bis der Morgen graut und die Wacken-Family nach drei Jahren wieder vereint ist. Bald werden wir allerdings feststellen müssen, dass es ein ziemlich böser Fehler war, nicht doch noch etwas vorzuschlafen…

Wacken Wednesday – Wait and Shine

Während wir in den vergangenen Jahren niemals ein ernsthaftes Problem damit hatten, von der Tankstelle auf den Campground zu kommen, gestaltet sich die Anreise dieses Jahr als echte Tortur. Die Sonne ballert vom Himmel und heizt unsere Autos im Stop and Go-Verkehr durch die Wacken-Dörfer Richtung Acker immer weiter auf. Dabei dauern die Stops immer länger, teilweise warten wir bis zu einer Stunde, bis sich unser Auto wieder wenige Meter fortbewegt. Die Vorfreude ist groß, aber dieses Verkehrschaos trübt bereits etwas die Laune und lässt bereits Mittwochmorgen vermuten, dass einige organisatorische Dinge dieses Jahr noch nicht wieder so gut funktionieren wie 2019.

Gute vier Stunden später befinden wir uns auf unserer Campingfläche. Anscheinend werden alle Autos aus allen Richtungen über die selbe Straße gelenkt, sowas könnte der Grund für die erhöhte Wartezeit sein. Nachdem unser Camp dann in kürzester Zeit aufgebaut ist und die ersten Astra-Dosen geöffnet sind, geht’s zur Bändchenausgabe bzw. Akkreditierungsstelle. Auch wenn sich hier die Wege meiner Menschen und des MC-Teams trennen: Spaß hatten wir die restlichen Stunden wohl alle nicht.

Denn auch an der essentiellen Bändchenausgabe kommt es zu außergewöhnlich langen Wartezeiten von teilweise mehreren Stunden. Durch den erstmalig stattfindenden Wacken Wednesday könnte ich mir auch vorstellen, dass sich die Abholung von Bändchen am Mittwoch noch weniger entzerrt als die letzten Jahre – schließlich wollen die Leute für ihr Geld auch möglichst viele Bands sehen.

Was natürlich dabei zusätzlich killt, ist die Sonne und Hitze, die einen schon beim bloßen Stehen in Schweiß ausbrechen lässt. Wenigstens gibt es zusammen mit dem Bändchen eine Trinkflasche obendrauf – an sich cool, deprimierend aber, wenn man an den Metalbag der letzten Jahre denkt, prall gefüllt mit essentiellen Festival-Accessoires auf den in diesem Jahr aus Kostengründen verzichtet wurde. Damit enden allerdings auch die Main-Problems der Wacken-Woche.

Erstmals findet 2022 der Wacken Wednesday statt – ein exklusiver Festivaltag, an dem sich die Meute mit einem zusätzlichen Ticket für 66,66 Euro mit Bands wie Avantasia und Epica auf die nächsten Tage einstimmen kann. Kommt recht gut an, wobei das Gelände noch recht überschaubar wirkt. Viele (öhhööm) hatten sich das Ticket sicherlich natürlich auch nur wegen Till Lindemann gekauft, der ja leider absagen musste. Und auch wenn Thomas Jensen in einem Interview behauptet „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“ gibt es noch keine News, ob der Rammstein-Frontmann seine Show im nächsten Jahr nachholen wird. Wir drücken die Daumen.

Wednesday, Wechselkurs, Wasteland – Veränderungen auf und um den Acker

Was aber jetzt schon safe ist, ist der Fortbestand des Wacken Wednesday, der ab nächstem Jahr fest als vollwertiger Festivaltag im Programm steht – inklusive zusätzlichen 60 Euro für das komplette Wacken-Ticket.
Einiges hat sich auf dem Wacken Open Air 2022 verändert – was so und warum kann uns natürlich Wacken-Co-Gründer Thomas Jensen im Interview auuuusführlichst erklären.

Thomas Jensen über die Veränderungen auf dem Wacken 2022 und das Festival 2023:

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Klar ein Festival braucht immer eine gewisse Art von Entwicklung und das Wacken Open Air ist immer ganz vorne mit dabei, alles größer und monumentaler zu machen – wie ich schon sagte, das beste Festival der Selbstinszenierung. Cashless Payment ist eine moderne Entwicklung, ein Schritt Richtung Digitalisierung. dem trotzdem einige Metaller nicht ganz so positiv entgegen gesehen haben. Tatsächlich lief das Konzept recht problemlos ab, bis auf wenige Stände deren Abbuchsystem mal kaputt war. Dafür kann das Wacken aber nix. Für was das Wacken allerdings schon etwas kann, ist die Tatsache, kein gescheites Internet vor Ort zu haben – sodass man teilweise weder seinen Aufladestand abrufen konnte noch neu aufladen konnte; was gefährlich ist, wenn man sich ohne Bargeld nicht mal ein Wasser holen kann. Alternativ konnte man ja auch manuell aufladen, das kostete allerdings Gebühren – ganz schön frech.

Was in diesem Jahr ebenfalls anders ist und was sogar Bands wie Arch Enemy auffällt, ist der Bühnen- und Village-Aufbau in diesem Jahr. Schwierig, ein wertendes Urteil darüber zu fällen, ich mochte es lieber, wie es vorher war. Man kommt zwar nun schneller zu W:E:T und Headbangers Stage, allerdings kollidieren diese Stages mit den Klängen der Wackinger Stage, da diese nun auf selber Höhe stehen. Die Louder Stage steht weiter entfernt von den Hauptbühnen Faster und Harder, was ihr dagegen ganz gut tut.

Wasteland und Wackinger sind nun getrennt, sodass Wasteland sich etwas eigenständiger etablieren kann als nur als Teil der Mittelalter/Wickinger-Area des Wackingers. Die Heimat der Darsteller:innen Wasteland Warriors ist dieses Jahr gefühlt noch aufwendiger aufgebaut; mit sehr viel Liebe zum Detail verkaufen postapokalyptische Wesen Schmuck, Patches und Kunstgegenstände, spritzen Besucher:innen nass und veranstalten auf ihren Maschinen Wettrennen. Über der Mad-Max-Area hängt vor allem nachts ein massiver Kerosin-Geruch, hier ist die kleine Gas-Krise auf die wir gerade zusteuern, definitiv noch nicht angelangt. Innerhalb der Wackinger Village hat sich sonst nicht viel verändert, so gibt es immer noch Barbarenspieß und Spiele.

Brandneu ist (wie Thomas Jensen uns Samstags berichtet, weil wir es vorher nicht bemerkt haben) die neunte Stage des Festivals: Die LGH-Bühne im Landgasthof in Wacken – also eine kleine Bühne in dem Laden, in dem Jensen an der Theke beschlossen hat, ein Festival in sein kleines Dörfchen zu setzen. Dort spielen währen W:O:A vor allem Coverbands wie die von Motörhead oder Ozzy Osbourne. Es soll aber auch die einzige Bühne sein die in Zukunft nicht abgebaut wird während der Acker 361 Tage still liegt. Wir sind gespannt, wie es damit weiter geht.

Wir lassen den super anstrengenden Meddel-Mittwoch gemütlich mit Bierchen auf dem Acker ausklingen – im Rücken die milden Klänge von Tobias Sammets zartem Stimmchen, vor uns drei weitere Tage voller guter Mukke, warmen Bier und Wetter-Extremen.

Wacken Thursday – We are Wacken and we play Rock and Roll

Das Schöne am Wacken Festival ist ja auch, dass eine gewisse Vielfalt vor und auf der Bühne herrscht – gerade was Genres angeht. Und auch wenn ich Wacken 2022 aufgrund meiner Redakteurinnen-Position nur sehr wenig Bands zu Gesicht bekomme, ist der Wacken-Donnerstag für mich definitiv ein sehr rockiger Tag.

Nachdem die Sonne an diesem Tag noch viel stärker brennt als am vorherigen und wir nach unserem zwanzig Minuten Marsch vom Camp zur Bühne einen kleinen Hitzschlag-Break machen müssen, geht’s um 14:30 Uhr los mit feinstem Rock’N’Roll von Thundermother. Die schwedische all-female-Kombo scheint hier ihre deutsche Fan-Gemeinde vor der Louder-Stage versammelt zu haben, denn es ist für die Uhrzeit schon einiges los. Mit vier bereits veröffentlichten Alben im Gepäck geben die in schwarz und gold gekleideten Hard-Rockerinnen alles, performen sogar taufrische Sounds ihres brandneuen, bald erscheinenden Albums, das natürlich passend zu ihren hautengen Anzügen Black and Gold heißt.

Thundermother

Thundermother

Thundermother

Thundermother

Thundermother
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Nach erneutem Ausruhen, Hydrieren und Fresh machen geht’s um 18:30 Uhr an der selben Stelle weiter mit den Altrockern von Rose Tattoo. Die Hardrocker aus Australien betreten selbstsicher die Bühne und begeistern nicht nur ihr mit Freuden mitwippendes und groovendes Publikum zu der altehrwürdigen Stimme von Gary „Angry“ Anderson, sondern schaffen es auch mit der Line „Let It Rain“ für eine kurze Abkühlung zu sorgen.

Rose Tattoo

Rose Tattoo

Rose Tattoo

Rose Tattoo

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Einen kleinen Abstecher machen wir zu Mr. Accept und Sopran-Legende Udo Dirkschneider der uns mit seiner alles durchdringenden Stimme, seiner voluminösen Präsenz und faszinierenden Energie, die er in seine Hits wie „Princess of The Dawn“, „Balls To The Wall“ oder „Metal Heart“ steckt, komplett wegbläst. Mal wieder ein Beweis dafür, dass guter Oldschool-Metal niemals ausstirbt, sondern eher reift.

Das Highlight des Tages stellt der Amon Amarth-Überraschungsauftritt zwischen den beiden Main-Stages dar. Ursprünglich wenige Tage vor dem Festival als AA-Coverband Guardians Of Asgaard ohne feste Uhrzeit und Ort angekündigt, lüftet das Wacken einige Stunden vor dem Auftritt das Geheimnis. Mit am Start haben die schwedischen Death-Metaller ein paar Hits und einige neue Tracks ihres gerade erst erschienenen Albums „The Great Heathen Army“. Die Menge tobt natürlich, gehören Amon Amarth zu Wacken doch irgendwie dazu wie Matsch und Staub. Und wenn ich mich recht erinnere gab es so etwas ähnliches bereits 2017 oder 18.

Amon Amarth

Amon Amarth

Amon Amarth
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Mit meiner Gruppe vereint, lasse ich mich dazu breitschlagen, vor dem Hauptact die Main-Stage nochmal zu verlassen und im Wasteland die US-Groove-Metal-Band Butcher Babies anzuschauen. Und tatsächlich lohnt sich der Ausflug, denn das Quintett aus Los Angeles legt richtig stark los und liefert starke, einprägsame Tracks zum Headbangen ab. Die Gruppe um die ehemaligen Radio-Moderatorinnen Heidi Sheperd und Carla Harvey sollte man definitiv in Zukunft auf dem Schirm haben.

50 Jahre Judas Priest – Playback oder kein Playback, das ist heute die Frage

Zum Donnerstags-Headliner hat sich der Bereich der Hauptbühnen krass aufgefüllt, ganz Wacken will wohl den Auftritt der Heavy-Metal-Legenden von Judas Priest sehen und dabei sein, wenn zum 50-jährigen Bestehen (übrigens bereits seit drei Jahren) der Giganten Metal-Geschichte geschrieben wird. Der deutliche gealterte Sänger und Frontmann Rob Halford rockt die Bühne, ähnlich eines etwas in die Jahre gekommenen Tigers der von Seite zu Seite streift und sich zum Brüllen bücken muss. Nicht viel ist noch übrig von den beeindruckend hohen Screaming-Künste des Altrockers, dafür hat er jetzt einen fetten Rauschebart, der ihn nochmal um gute zehn Jahre älter scheinen lässt.

Judas Priest

Judas Priest

Judas Priest

Judas Priest

Judas Priest

Judas Priest

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Es ist eine Ehre, eine Instanz wie Judas Priest live performen sehen zu dürfen, deshalb sehen wir über die den Abend bestimmende Diskussion, ob Halford nun live tutet oder seine Stimme doch vom Band gespielt wird, einfach mal ab (obwohl die wahnsinnig schräge Singübungs-Einlage eindeutig für zweiteres spricht). Zum Ende hin kommt sogar noch einmal richtig Stimmung auf: Rob kommt in bester und ehrwürdiger JP-Manier zu „Hell Bent For Leather“ mit Motorrad auf die Bühne „gecruised“, darauf folgen die Klassiker „Breaking The Law“ und „Living After Midnight“ zu dem die Menge nochmal richtig zu tanzen und mitsingen beginnt.

Judas Priest

Judas Priest

Judas Priest

Judas Priest

Judas Priest
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Den Donnerstag lassen wir heute feucht-fröhlich im Wackinger Paradies mit viel Bier und verschiedenstem Essen (von Spätzle mit Hollandaise bis zu selbst belegtem Knobi-Brot) ausklingen.

Wacken Friday – Von Alligatoren, Maden und Kurts

Das Erste, was wir Freitag feststellen dürfen, ist, dass es kühl bis kalt geworden ist. Faszinierend, wie das Wetter auf diesem Acker jedes Jahr absolut unberechenbar ist, aber nicht umsonst ist der Leitspruch: „Rain Or Shine“. Es „rain-ed“ heute zwar auch nicht, „shine“ gibt’s heute aber auch eher weniger zu sehen. So muss ich mit Bedauern feststellen, dass meine einzige lange eingepackte Hose gerissen ist und erstmals ein langarmiger Pulli zum Einsatz kommen darf. Also hier mein wichtigster Wacken Survival Tipp: Seid wettertechnisch auf alles – absolut alles – vorbereitet!

Hinein in den taufrischen Morgen, geht’s bei uns früh los mit dem Auftritt der momentan super gehypten und erfolgreichen finnischen Post-Hardcore-Band Blind Channel auf der Faster Stage. Und obwohl es wahnsinnige 11:30 Uhr morgens ist, haben sich viele Metal-Lärchen aus ihren Zelten gepellt und hier versammelt, um die ehemaligen ESC-Finalisten zu beäugen und mit ihnen den Lifestyle Of The Sick And Dangerous zu feiern.

Blind Channel

Blind Channel

Blind Channel

Blind Channel

Blind Channel

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Ein gelungenes Opening für die Mainstage, dem wir gleich ein kleines Interview mit den Jungs angehangen haben:

Back To The Roots mit Blind Channel auf dem Wacken Open Air:

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Der Tag geht wild weiter und obwohl wir noch gar nicht beim spektakulären Headliner angekommen sind, können wir auf der Louder Stage genremäßig ein weiteres Phänomen beobachten, welches zunächst scheinbar nicht ins Line-Up passt, beim zweiten Hinschauen aber sehr schnell deutlich werden lässt, dass die Wacken Menschen auch scharf auf deutschen Hip-Hop sind. Dieses Jahr rockt nämlich niemand Geringeres als Alli-Alligatoah die Bühne und sorgt für eine Stimmung, die ihresgleichen sucht. Moshpits, Circlepits, Stauborkane und eine nicht enden wollende Menge an Crowdsurfern feiern zu der Event-leicht-angepassten Musik des Rappers und Komponisten. Zum Besten gibt er auf seiner selbstmitgebrachten Mini-Bühne Hits wie „Fick Ihn Doch“, „Trauerfeierlied“, „Monet“, dem thematisch passenden „Fuck Rock’N’Roll“ und bietet seinen Jünger:innen die Zerstörung einer Akustik-Gitarre dar. Ebenfalls ein kleines Highlight des W:O:A 2022.

Alligatoah

Alligatoah

Alligatoah

Alligatoah

Alligatoah

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Den Wacken Freitag rockten außerdem Bands wie Bleed From Within, Lacuna Coil, Lost Society, Kissin Dynamite oder Nasty.

Nasty

Nasty

Nasty

Nasty

Lacuna Coil

Lacuna Coil

Lacuna Coil

Lacuna Coil

Bleed From Within

Bleed From Within

Bleed From Within

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Gleich zweimal gab sich heute Nergal von Behemoth die Ehre, denn vor dem Auftritt seiner Metal-Band gab’s milde Folk- und Blues-Töne mit seinem Nebenprojekt Me And That Man, bei dem der berühmte Extreme-Metal-Frontmann ganz brav mit Hut und ohne Schminke auf der Headbangers performt. Um 19:30 Uhr stand Nergal dann aber in gewohnter Behemoth-Manier auf der Bühne und brannte imaginäre Kirchen und Kruzifixe nieder.

Behemoth

Behemoth

Behemoth

Behemoth

Me And That Man

Me And That Man

Me And That Man

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Slipknot: Die Maden feiern Debüt auf dem heiligen Acker

Wer an diesem Abend ebenfalls Metal-Geschichte schrieb, waren die US-amerikanischen Metal-Giganten Slipknot, die 2022 als Super-Headliner tatsächlich ihr Debüt feiern durften. Japp, es stimmt. Die einzig wahren Iowa-eraner, Pioniere ihres Genres, eine der größten Metalbands der Welt, haben vorher nie auf dem weltweit größten Metal-Festival in Wacken performen dürfen. Nun endlich aber war es soweit und man spürte, dass jeder der 100.000 Menschen auf dem Gelände, inklusive Band, einfach nur auf diesen Moment gewartet hatte, der nun gekommen war.

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Punkt 22:15 Uhr ging es los mit dem AC/DC Opener „For Those About To Rock“ inklusive Kanonenschüsse auf der Bühne. Abgelöst von gut 30 Sekunden Country-Musik fällt das Slipknot-Banner und das Publikum vor der Harder-Stage rastet aus. Dort wo wir stehen, geht es noch recht human zu, während in den vorderen Reihen gedrückt, gedrängelt, gemosht und geschwitzt wird bis zum Kollaps. Corey Taylor sieht und hört man an, dass auch er diesen Auftritt herbeigesehnt hat.

„I waited my whole fucking life to say these words: Good evening Wacken!”

Und Wacken nimmt sie auf wie Könige, feiert sie wie die Legenden, die sie nun mal sind. In ihrem Set sind alle Hits zum Mitsingen und Bangen am Start: Von „Duality“ über „Wait And Bleed“ bis „Psychosocial“. Aber auch die neusten Tracks wie „The Dying Song“ dürfen nicht fehlen; auch hier beweist das Wacken-Publikum, dass es textsicher ist. Die Bühne brennt und Crowdsurferin um Crowdsurfer steuern die Bühne an, auf der die neun maskierten Metaller ihre millionenfach-verkauften Hymnen live performen. Die Harder Stage ist heute Abend definitiv für jeden Metalhead The-Place-To-Be.

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Was allerdings ebenso wie auf dem Knotfest nicht gut ankommt, ist der verfrühte Abzug Slipknots von der Stage – gute zwanzig Minuten zu früh. Warum Slipknot sowohl in Oberhausen als auch hier ein 1:45h Slot gegeben wird, obwohl sie ein 1.30h Set spielen – wir verstehen es auch nicht.

Ganz vorbei ist der Wacken Friday damit aber noch nicht. An Slipknot knüpft noch eine ganz besondere Überraschung an die doch noch einige Besucher:innen vor den Mainstages hält: The Halo Effect sind eine noch recht neue Melodic-Death-Metal Band, dennoch sind sie keine Unbekannten im Business. Sogar ganz sicher nicht: Die 2019 gegründete schwedische Kombo hat am Mikrofon Mikael Stanne am Start, besser bekannt als Sänger von Dark Tranquility, und an Gitarre, Gitarre, Bass und Schlagzeug finden wir mit Niclas Engelin, Jesper Strömblad, Peter Iwers und Daniel Svensson ausschließlich Ex-In-Flames-Members vor. Ein spannendes Projekt, das auf jeden Fall Gehör verdient, denn die fünf Männer liefern ab und überzeugen mit ihrem progressiven Sound, der glücklicherweise nicht klingt wie eine IF- oder DT-Covergruppe.

Mit einem kleinen Wacken-Original schließen wir diesen Freitag ab und gönnen uns ein paar Mambo-Orgel-Cover-Songs von Mambo Kurt auf der Headbanger Stage. Wirklich ernstzunehmen ist der klimpernde Entertainer im 70s Look zwar nicht, dennoch sorgt er für eine besoffene Schunkel-Stimmung in seinem kleinen hier eingefundenen Publikum, das Spaß daran hat, lallend mit fremden Nebensteher:innen einen Walzer auf’n Acker zu legen. Genug für mich – ich muss ins Bett.

Wacken Saturday – Women of Metal United

Nach einer unsagbar kalten Nacht, bricht der letzte Tag des Wacken Open Airs 2022 an. Und auch an diesem Samstag starten wir bereits früh durch und machen uns um 11 Uhr auf zur W:E:T-Stage. Nein, nein definitiv nicht zum Kölschen Frühshoppen, sondern wir machen einfach weiter, wie wir den letzten Abend (fast) aufgehört haben: Eine Runde Nu-Metal mit den Slipknot-Sprösslingen Vended.

Vended

Vended

Vended

Vended

Vended

Vended

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Während unsere Pia danach bei Neaera vor der Faster abhängt, gebe ich mir den Auftritt der Deutsch-Punkerin Deine Cousine auf der W:E:T-Stage. Beide Bands schicken die Leute, die es zu ihren frühen Slots gepackt haben, gut gelaunt und durchgepogt in den letzten Wacken-Tag des Jahres.

Neaera

Neaera

Neaera

Neaera

Neaera

Neaera

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Der Rest des recht abgekühlten Tages wird – wild. Denn für unsere kleine MoreCore-Familie wird’s heute stressig, da wir von Interview zu Interview heizen und leider gar nicht so viel mitbekommen, was auf dem Acker und auf den Bühnen eigentlich so abgeht. Zwischen den Talks mit Arch Enemy und Infected Rain gebe ich mir eine Runde Tarja und lasse mich bei angenehmen (!) Sonnenschein von der schwarzhaarigen, finnischen Sopranistin verzaubern. Die Opera-Metallerin zieht mit ihrer alleseinsaugenden Stimme und ihrer energetischen Performance die Menge in ihren Bann und bietet ein symphonisches Nachmittagsprogramm, alternativ zu kreischenden Gitarren und treibenden Blastbeats.

Aus Gründen, die Thomas Jensen heißen, verschlägt es uns später nochmal ins schwermetallastigste Dorf der Welt, wo wir erstmals mit unseren eigenen Augen die LGH– also die LandGastHof-Stage erblicken. Auf der kleinen Bühne im Nebenraum des Restaurants spielen gerade Morörizer, eine Motörhead-Coverband. Davon bekommen wir nicht viel mit, vielmehr interessiert uns das Dachgeschoss, in welchem wir den Wacken-Gründer treffen sollen – und überraschenderweise auch die Metal-Battle-Gewinner Sable Hill! Verrückt? Ohja! Was draus geworden ist, seht ihr im bald kommenden Interview mit den japanischen Boys aus Tokio.

Doch nun schnell wieder zurück aufs Gelände.

Ohne es gewollt zu haben, gestalte ich meinen Tag heute vor allem mit weiblich-besetzten Bands. Faszinierend, dass dies zufällig möglich ist, denn gerade in der so stark männlich geprägten Metal-Welt ist es erstaunlich, dass ein Festival, dass diese Szene ja irgendwie abbildet, nicht gerade wenig diverse Bands auf ihren (Main-)Stages spielen lässt (und sie müssen dafür nicht mal zwingend Doro heißen!). Auch wenn diese vorsichtige, positive Bewertung nicht heißt, dass es nicht noch mehr Vielfalt im Bandbooking geben kann und soll. Auch die Releases für nächstes Jahr verheißen schon mal Gutes, denn mit Jinjer, Nervosa und Burning Witches stehen bereits drei nicht-deutsche und nicht-Doro-heißende, weiblich-besetzte Bands fest. Lieben wir!

Um 22:45 Uhr treffen wir auf der Faster-Stage auf gute Bekannte: Arch Enemy heizen dem Wackener Infield ordentlich ein und begeistern die dicht-an-dicht-gedrängte Menschenmenge. Hier auf Wacken sind die Erzfeinde eine der größten Bands der Welt und werden damit ihrem Mega-Slot kurz vor dem Samstag-Headliner mehr als gerecht. Eröffnet wird mit der im November erschienenen Nummer „Deceiver, Deceiver“, weiter geht’s mit alten Hits wie „Ravenous“ und „The Eagle Flies Alone“, aber auch brandneues Material der elften Platte „Deceivers“ wie „House Or Mirrors“ darf nicht fehlen.

Arch Enemy

Arch Enemy

Arch Enemy

Arch Enemy

Arch Enemy

Arch Enemy

Arch Enemy

Arch Enemy

Arch Enemy

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Außerdem gab es eine kleine Überraschung zu… partizipieren? Es wird gemunkelt, dass ein Musikvideo während des Auftritts der schwedischen Melo-Death-Band gedreht wurde. Was ihre besondere Überraschung war, wollten uns Alissa und Michael allerdings auch in unserem kleinen Plausch nicht verraten.

Hört hier wie sehr Arch Enemy das Wacken Open Air am Herz liegt

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Um Punkt 22.00 findet sich das Metal-Publikum vor den Monitoren der Double-Main-Stages ein denn nun wird das Line-Up der nächstjährigen Ausgabe bekanntgegeben. Das Wacken 2023 steht im Zeichen von Wikingern und … anscheinend auch Zombies. Zur Verkündungs-Show gibt es musikalische Untermalung von Sängerin Adrienne Cowan und Gitarrist Sascha Paeths. Zur Verkündung der Bands gibt es Freudenschreie, vor allem als die Dropkick Murphys, Jinjer und der Super-Headliner Iron Maiden verkündet werden. So.. see you next year, Wacken!

Der letzte Slot: Rain or Blood?

Eine Viertelstunde später stehe ich vor der schweren Entscheidung, mir die Power-Metaller mit der Orgel und der Opernstimme von Powerwolf auf der Mainstage zu geben oder meinen Women-Of-Metal-Tag durchzuziehen und die super sympathische Lena Scissorhand von Infected Rain, die wir zuvor zum Interview getroffen hatten, anzuschmachten. Da Headbangers und Harder nicht aaaaallzu weit auseinander liegen, wechsle ich, nachdem ich die ersten drei Tracks der blutrünstigen Werwölfe durchgetanzt und gesungen habe, zu der wahnsinnig lebendig-energetischen Show des infizierten Regens.

Infected Rain

Infected Rain

Infected Rain

Infected Rain

Infected Rain

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Ich muss gestehen es ist mein erster Auftritt der moldauischen Nu-Metal-Band, doch ich liebe alles daran. Die Bühne ist zunächst in Rotlicht gehüllt, die Stimmung geht direkt in Farbschema und den Vibe der Band über. Die Musik brettert über das Publikum hinweg und Lena schmeißt ihre orangenen Dreads durch die Lüfte, während sie zwischen Clean- und Growl-Parts hin und her swiped. Ihr besonders naher Kontakt zu ihren Fans fällt auf, teilweise schnappt die Sängerin sich sogar die Handys der Menschen in der ersten Reihe und filmt sich beim Singen.

Infected Rain

Infected Rain

Infected Rain

Infected Rain

Infected Rain

Infected Rain

Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Der Auftritt von Infected Rain ist gegen 23:30 vorbei, ich stiefel also schnell rüber, um noch das Ende von Powerwolf zu sehen – und auch wenn ich einige gute Tracks verpasst habe, schaffe ich es zum Glück noch zur Vampirbeschwörung und rufe „We Drink Your Blood“ in den (nicht ganz roten) Nachthimmel hinauf.

Eigentlich schon in Aufbruchstimmung treffen wir uns auf ein letztes Abschiedsbierchen vor der Mainstage. Im Hintergrund gibt es Lordis „Hug You Hardcore“ zu hören, das zu unserer kleinen diesjährigen Metal-Hymne wird. Bis zum großen Finale à la „Hardrock Hallelujah“ schaffen wir es allerdings nicht mehr – zu sehr kickt die Müdigkeit und das Erfolgsgefühl das erste Wacken seit drei Jahren hinter uns gebracht zu haben. Von Traurigkeit keine Spur – nur Vorfreude auf’s nächste Jahr.

Beitragsfoto im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

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