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Live bei: Knotfest Germany 2022 in Oberhausen (30.07.2022)

Ein Fest für alle Maggots

VON AM 06/08/2022

Zum zehnjährigen Jubiläum des 2012 von den US-amerikanischen Maskenmännern Slipknot ins Leben gerufenen Knotfest gibt’s dieses Jahr eine ganz besondere Premiere für alle Maggots hierzulande: Die deutsche Ausgabe ist da! Wir waren beim ersten Knotfest Germany am Start und erzählen euch, was vor und in der Oberhausener Rudolf-Weber-Arena so abging.

So war das Knotfest Germany 2022

Mit einiger Stau-geschuldeten Verspätung kommen wir mittags endlich an, checken ein und machen uns auf den Weg in die Arena, um zumindest die letzten Songs der Slipknot-Sprösslinge von Vended zu hören. Wenn man sich die Schlangen am Einlass anschaut, dürften einige nicht in den Genuss der Band von Griffin Taylor und Simon Crahan gekommen sein – jedenfalls, wenn man sich das Geld für das VIP-Ticket, das neben dem Eintritt in das Slipknot-Museum und einem Slipknot-Sweater und weiteren Extras auch einen eigenen VIP-Eingang beinhaltete, gespart hatte.

Da im tropischen Deutschland draußen mal wieder ärgste Hitze wütet, ist der klimatisierte Innenraum der Rudolf-Weber-Arena von vornherein sehr attraktiv. Hier ist schon einiges los und die Fluktuation an Menschen im Slipknot-Gewand, die sich die neue Generation anschauen wollen, dementsprechend groß. Auf den Rängen der Halle lässt sich gediegen aus allen Richtungen und Höhen die Bühne und den Innenraum beobachten.

Vended

Bereits um kurz nach 15 Uhr geht’s hier gut ab: Vended machen ordentlich Stimmung und beweisen, dass sie ihren Dads in Nichts nachstehen. Griffin Taylor ist der geborene Frontmann und heizt dem Publikum mit seinen Ansagen ordentlich ein. Die Performance wirkt super professionell und ich bin immer noch baff über den Vended-Sound, der klingt wie Slipknot 2.0 (vor allem die Vocals vom Taylor-Youngster).

Zum nächsten Act geht’s raus in den Außenbereich und zur Mainstage. Tatsächlich gar nicht mal so leicht für Leute, denen das Gelände nicht geläufig ist. Der intuitive Weg führt Richtung Musik zum Ein-/Ausgang der Halle, der via Treppe zum Infield führt. Dort werden aber erst einmal alle Leute, die raus wollen, weggeschickt und auf einen unterirdischen Ausgang in der Arena verwiesen. Von dort aus darf man erst einmal nochmal um den ganzen Pudding laufen. Das Festival reagiert aber bald und nutzt eben genannten intuitiven Weg bald als Standard. Hier könnte also das Konzept nochmal überarbeitet werden, genauso wie die nicht ganz optimale Beschilderung des Geländes. Gerade aufgrund des recht eng getakteten Zeitplans werden die Wege zumindest für diejenigen, die möglichst alle Bands sehen wollen, zum Problem.

Bleed From Within stürmen die Outdoor-Stage

Wer es aber pünktlich nach draußen und vor die große Outdoor-Bühne schafft, der wird dafür von Bleed From Within mehr als belohnt. Die Schotten schaffen es auch zu dieser noch recht frühen Zeit mit all ihrer Erfahrung aus 17 Jahren Bandgeschichte, die Leute vor der Bühne zu begeistern. Mit „I Am Damnation“ startet die Band direkt mit dem Opener ihres erst im Juni erschienenen Albums „Shrine“ und auch im weiteren Verlauf der Setlist werden noch einige der neuen Songs gespielt – Bleed From Within machen jedenfalls auch bedingt durch den guten Sound mächtig Werbung für sich und für die Ende des Jahres anstehende Tour.

Malevolence

Nach dem – nicht nur wegen der Temperaturen – heißen Auftritt von Bleed From Within geht es ohne Pause in der Arena mit Malevolence weiter und obwohl es hier aufgrund der schon erwähnten fleißig arbeitenden Klimaanlage ganz schön frisch ist, bringen auch Malevolence die Fans in Bewegung. Bei den Engländern dauert es zwar aufgrund der angesprochenen Laufwege ein wenig, bis sich die Halle füllt, doch die Band zeigt sich davon wenig beeindruckt und legt direkt los. Auch Malevolence haben erst vor einigen Wochen ihr neues Album „Malicious Intent“ veröffentlicht und starten das Set auch mit dem Titelsong. Das knapp vierzigminütige Set greift aber auch auf ältere Songs wie „Self Supremacy“ zurück und lässt eine sehr zufriedene Crowd zurück.

Jinjer

Das Festival-Gelände ist zwar nicht riesig, zusammen sind Arena und Outdoor-Bereich aber groß genug für die etwa 17.500 Besucher:innen. Um in den Bereich des vorderen Wellenbrechers zu kommen, muss man gesonderte Wege nutzen, die die Zuschauerströme via Ampeln regeln. Zu Jinjer ist zwar bereits einiges los vor der Bühne, es gibt aber noch grünes Licht für den ersten Wellenbrecher.

Jinjer

Jinjer

Jinjer
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Die Sonne brät vom Himmel, vor der Stage ist es aber bereits schattig, als die ukrainischen Metaller von Jinjer die Bühne betreten. Eine gute Dreiviertelstunde gibt es hier einer stimmigen Mischung aus dem Djent-/Progressive-/Groove-Metal-Repertoire der Kombo um Frontfrau Tatiana Shmailyuk zu lauschen, zu headbangen und zu tanzen. Nicht nur die Luft ist heiß, sondern auch das Publikum taut mehr und mehr auf und man sieht immer mehr Menschen tanzen und feiern.

Jinjer

Jinjer

Jinjer
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Cattle Decapitation und Ghostemane

Dieser Eindruck setzt sich mit einem Blick in die Rudolf-Weber-Arena fort. Auf der Indoor-Stage des Knotfest Germany geben sich hier gerade Cattle Decapitation die Ehre und füllen den Innenraum vor der Bühne mit Mosh-Wütigen und Crowdsurfern.

Parallel ballert Ghostemane mit seinm überirdischen Elektro-Industrial-Klängen auf der Mainstage und begeistern damit ein ebenfalls sehr gut befülltes und ravendes Outdoor-Infield.

In Flames

Ghostmane

Ghostmane

Ghostmane

Ghostmane

Ghostmane
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Tesseract, In Flames und Meshuggah 

Nachdem sich zu Ghostemane bereits ganz schön viele Metalheads draußen angesammelt haben, wird es zu den britischen Progressive-Rockern Tesseract in der Knotfest-Arena nicht mehr ganz so voll. Bis zum Ende des Auftritts leert sich die Halle sogar nochmal ganz gewaltig, was höchstwahrscheinlich mit der bald anstehenden Show der Modern-Metaller von In Flames draußen auf der Mainstage zusammenhängt. Das zwei Bühnen-Konzept an verschiedenen Orten ist zwar cool und bietet Abwechslung und Entzerrung, bedeutet aber auch gleichzeitig, dass es ohne eine ständige Hin-und Her-Rennerei unmöglich ist, alle Bands zu sehen.

Tesseract

Tesseract

Tesseract

Tesseract
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Dazu gibt es auch noch einen ganz besonderen Ort auf dem Knotfest zu besuchen: Das hauseigene Slipknot-Museum, dass in den Katakomben der Arena eingerichtet wurde. In einem doch recht überschaubaren Raum sind zahlreiche ehemalige Original-Bühnenoutfits, Requisiten, Instrumente und natürlich die Masken der Herren aus Iowa ausgestellt – zum Bestaunen und teilweise sogar auch zum Anfassen und Ausprobieren. Für jede:n Maggot also definitiv ein kleines Highlight. Dafür muss man allerdings auch eine recht lange Wartezeit in Kauf nehmen!

Während In Flames nun die Mainstage rocken und neben ihren bekanntesten Hits auch den brandneuen Track “State Of Slow Decay” abliefern, wird es richtig voll auf dem Outdoor-Gelände. Die Besucher:innen sammeln sich bis zu den im hinteren Bereich aufgebauten Imbissbuden, um zu tanzen, mit zu grölen und den Nacken ordentlich zu shaken.

In Flames

In Flames

In Flames

In Flames
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Das etwa 70-minütige Set wird zu einem wilden Ritt durch inzwischen über 30 Jahre Bandgeschichte, denn neben neuen Tracks gibt es auch einige alte Schätze wie „Behind Space“ vom ersten Album Lunar Strain zu hören. Ein mehr als würdiger Vorgeschmack auf das neue Album und die anstehende Tour Ende des Jahres!

In Flames

In Flames

In Flames

In Flames
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Übrigens war In Flames-Fronter Anders Fridén kurz vor ihrem Auftritt noch bei MoreCore TV zu Gast! Was er uns zum neuen Album und mehr zu erzählen hatte, erfahrt ihr im Video-Interview, das wir euch nachfolgend für’s Protokoll nochmal bereitgestellt haben.

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Auch in der Arena liefern die Djent-Experten Meshuggah einen mega heavy Auftritt ab und schließen die Indoor-Stage damit ab. Die Stimmung steigt und man merkt immer mehr, dass das erste deutsche Knotfest auf seinen Höhepunkt zusteuert.

Slipknot

Gegen neun Uhr verwandelt sich das Infield vor der Mainstage in ein Meer einer pulsierenden Menschenmasse, in die immer mehr Fans aus der inzwischen verriegelten Arena strömen. Das Slipknot-Banner hängt und verspricht die baldige Ankunft der Nu-Metal-Giganten als Headliner. Nach einem Intro aus AC/DC’s “For Those About To Rock” und einem kleinen Country-Track á la June Carter, wird mit einem großen Knall der Vorhang gelüftet und die neun Maskenmänner aus Des Moines erscheinen auf der Oberhausener Bühne. Slipknot legen direkt los und lassen die Menge toben.

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Slipknot
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Eineinhalb Stunden beschallen die Amerikaner das Gelände um die Rudolf-Weber-Arena. Mit am Start sind natürliche jegliche Slipknot-Hymnen von “Duality”, über “Psychosocial” bis zu “The Heretic Anthem”, Tracks wie das 2018 veröfentlichte “All Out Life” sowie der super neuen Track “The Dying Song”.

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Slipknot

Slipknot
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

Auch wenn Coreys neue Maske weniger gruselig, sondern eher irritierend-lustig wirkt, bringen seine kraftvollen-feurigen Ansagen die Maggot-Family, wie er sie nennt, zum Ausrasten. Das ganze Festival bebt bis 22.45 der letzte Ton verhallt. Da im Timetable 23 Uhr als Stage-Ende angekündigt war verlassen die deutschen Fans noch recht zögerlich das Infield bis schließlich die Outro-Music vom Band läuft und Slipknot mit wehender Knotfest-Deutschland-Fahne die Bühne verlassen.

 

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In The End: Wir hatten eine wahnsinnig gute Zeit auf dem ersten deutschen Knotfest in Oberhausen – und wenn man unsere eilig durchgeführte Blitzumfrage auf dem Gelände als Maßstab nimmt, gilt dies auch für die große Mehrheit der etwa 17.500 Besucher:innen, die nicht nur aus dem gesamten Land, sondern auch aus dem benachbarten Ausland angereist sind . Die Bands sind für deren Fans ohnehin über alle Zweifel erhaben, doch auch die Organisation kommt im Großen und Ganzen gut weg. Die Location des Areals um und in der Rudolf-Weber-Arena ist groß, gut zugänglich und bietet durch das Zwei-Bühnen-Konzept eine coole Abwechslung. Auch das Museum ist ein besonderes Highlight für jeden Diehard-Fan der Band aus Iowa.

Was vor allem auch noch hervorzuheben ist sind die sehr gut aufgeteilten und ausreichend vorhandenen Wasserstellen und Sanitär-Möglichkeiten. Woran das Festival für eine mögliche Neuauflage des Knotfest noch arbeiten könnte, ist das Beschilderungs- und Leitsystem. Dasselbe gilt für die nicht immer nachvollziehbare Zugangssteuerung durch ein Ampelsystem. Aber wenn das schon alles an Kritik ist und  wenn man dann den Time Table noch etwas entzerren würde, dann wäre man beim nächsten Knotfest Germany schon nahe dran am perfekten Festival.

Beitragsbild im Auftrag von MoreCore.de: Pia Böhl (piaboehl)

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