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Live bei: Reload Festival 2023 (17.08-19.08.2023)
Drei Tage volles Programm in Sulingen.
VON
Mauritz Hagemann
AM 26/08/2023
Von Mitte Mai bis Mitte September ist es beinahe an jedem Wochenende dasselbe Bild. Freunde der gepflegten Open Air-Unterhaltung haben die Qual der Wahl zwischen mehreren äußerst attraktiven Festivals. Am vorletzten August-Wochenende ist es allerdings ganz besonders heftig. Während das Summer Breeze Open Air zumindest örtlich keine Konkurrenz für das Reload Festival im niedersächsischen Sulingen darstellt, gibt es mit dem Elbriot Festival in Hamburg eine auch in Sachen Line-Up durchaus vergleichbare Veranstaltung.
So war das Reload Festival 2023
Die dauert wohlgemerkt aber nur einen Tag, während es beim Reload Festival ganze drei Tage zur Sache geht. Und so bekommt offensichtlich jedes Festival genug vom Kuchen ab – über zu wenige Besucher:innen gab es jedenfalls von keinem der Festivals offizielle Beschwerden.
Donnerstag
Das Reload Festival geht ohne Frage als Traditionsveranstaltung durch. Nicht nur, weil das Festival schon seit dem Jahr 2006 existiert, sondern auch, weil sich die Veranstalter ganz bewusst nicht jedem Trend hingeben wollen, wie Festival-Gründer Andre Jürgens uns hier im Interview vor dem Festival geschildert hat. Und so sieht dann auch das Festivalgelände aus. Das allermeiste spielt sich auf der einen großen Main Stage ab, die beiden kleinen Bühnen sind nur Beiwerk und werden gerade an den Festivaltagen 2 und 3 kaum bespielt. Und auch das Infield kommt klassisch daher. Keine große Shopping Mall, wenig Rahmenprogramm und eine vielfältige vegane Auswahl sucht man auch vergeblich. Jede:r so wie man es mag, aber ein wenig mehr Innovation kann sicher auch dem Reload Festival nicht schaden. Oder wie der große Sponsor des Festivals es ausdrücken würde: dare to be different.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (stray.view)
Reload Festival 2023: Ein besonderer Start
Different ist allerdings tatsächlich der erste Festivaltag, an dem das Infield nur in Teilen geöffnet ist und sich das musikalische Geschehen auf den beiden kleinen Bühnen abspielt. Der Grund dahinter: Der erste Tag ist eine Art Schnuppertag und auch diejenigen, die sich kein Festivalticket gekauft haben, dürfen ein wenig Festivalluft einatmen. Ohne Frage eine nette Idee und darüber hinaus gute Tradition in Sulingen, doch neben guter Stimmung schon am späten Nachmittag fällt auch die erhebliche Alkoholisierung vieler Besucher:innen deutlich auf. Aber auch hier gilt: Jede:r so, wie man es mag.
Musikalisch hat der erste Tage aber auch schon einiges zu bieten. Angefangen von Slope, die schon nachmittags die Menge vor der Plaza Stage in Bewegung bringen bis zu Bands wie Malevolence oder Callejon, die eigentlich ein ganzes Stück zu groß für die kleine Bühne sind. Dementsprechend kuschelig wird es dann auch am Abend. Das wird die meisten Besucher:innen aber nicht stören, zeigt sich das Wetter am Donnerstag doch eher herbstlich und am Abend ziemlich frisch.
Freitag
Passend zur vollständigen Öffnung des Infield am Freitagmorgen gibt es einen Wetterumschwung und die Temperaturen steigen gewaltig. Endlich richtiges Festivalwetter. Am Freitag spielt sich – wie schon erwähnt – das musikalische Geschehen nahezu ausschließlich an der großen Main Stage ab. Insgesamt etwa 16 Stunden Live-Musik am Stück. Ob es Besucher:innen gibt, die sich das gesamte Programm von morgens bis abends geben? Wenn, dann dürften es jedenfalls nicht allzu viele sein.
Allerdings füllt sich auch bei den Bands, die früh am Tag ran müssen, zumindest der Bereich vor der Bühne schon recht ansehnlich. Landmvrks sind eben auch um 12.30 Uhr absolutes Pflichtprogramm. Doch auch davon abgesehen hat der Freitag das Zeug zum stärksten der drei Festivaltage. Sicher, Agnostic Front wird nicht jede:n vom Campingstuhl vor die Bühne katapultiert haben. Und auch Bands wie Mr. Hurley und die Pulveraffen oder Skindred werden sich nicht bei allen Festivalbesucher:innen im Spotify-Jahresrückblick auftauchen. Doch gerade die beiden letztgenannten Bands sind in Sachen Stimmung ein absolutes Muss. Und Stimmung ist bekanntlich gerade bei Festivals manchmal mehr wert als 100 % Übereinstimmung mit den persönlichen Vorlieben.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)
Viele musikalische Highlights
Je später der Abend, umso größer die Bands. Das ist gute Festival-Tradition und bei einem so traditionsbewussten Festival wie dem Reload wird das selbstverständlich ebenso gehandhabt. Mit Killswitch Engage, Trivium und In Flames gibt es gleich drei ganz große Namen der Szene am Stück. Alle drei Bands zeigen dann wie erwartet, dass sie ihren Platz weit oben auf dem Festivalplakat mehr als verdient haben.
Nach In Flames gibt es mit Sleep Token dann noch eine recht spontane Zugabe auf der Main Stage. Eigentlich sollten die Londoner den zweiten Festivaltag nämlich auf der kleinen Plaza Stage beschließen. Doch aus „produktionstechnischen Gründen“ entscheidet man sich kurzfristig um. Keine ganz schlechte Idee, denn gerade eine Band wie Sleep Token lebt auch von ihrem Bühnenbild. Ob es an der Uhrzeit liegt oder am eher traditionellen Musikgeschmack des Reload-Besucher:innen, dass es bei Sleep Token weniger voll wird als man hätte erwarten können? Auch darüber kann man nur spekulieren, vorstellbar ist aber beides. Diejenigen, die ausharren, belohnt das Kollektiv um Vessel aber mit einer wie immer beeindruckenden Show.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (stray.view)
Samstag
So schnell kommt also schon der dritte und letzte Festivaltag. Und das Wetter hat auch an diesem Tag wieder einige Überraschungen parat. Mittags ist es noch schwüler als am Freitag, am Abend gibt es dann den ein oder anderen Regentropfen. Doch alles in allem nichts, was die Fans beim Reload Festival aus der Ruhe bringen könnte. Sturmfest und erdverwachsen, man kennt es ja aus Niedersachsen.
Auch an diesem Samstag geht das Programm wieder früh los und steigert sich im Laufe des Nachmittages und Abends kontinuierlich. Das Reload Festival wird immer wieder als reines Metal-Festival bezeichnet, was sicher in weiten Teilen auch zutreffend ist. Doch zum Charme des Festivals gehört es auch, dass sich immer wieder Bands in das Line-Up mischen, die man hier eigentlich nicht erwartet. Zum Beispiel Guano Apes, die natürlich in erster Linie über ihre Songs aus den 90ern und 00ern überzeugen können, aber mit ihrem Sound für die erfrischenden Farbtupfer im Line-Up sorgen. Aber auch in Sachen Metal und Metalcore hat das Festival am Samstag noch einige Kracher im Programm. Imminence überzeugen schon am frühen Nachmittag, While She Sleeps und Beartooth tun es ihnen am Abend gleich. Und auch der absolute Favorit unserer Infield-Umfrage Knocked Loose begeistert die Massen am Nachmittag.
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (stray.view)
Die ersten Bands für 2024 stehen schon fest
Nach den Wünschen für 2024 gefragt, wünschen sich viele Fans übrigens einfach noch einmal dieselben Bands wie in diesem Jahr. Die junge Dame, die sich Amon Amarth wünscht, kann sich hingegen schon am Nachmittag des letzten Tages freuen, denn genau die präsentiert das Reload Festival neben einigen anderen Top-Acts als den ersten Headliner des kommenden Jahres.
Ein Blick auf die ersten Bands für 2024 zeigt, dass es wieder traditionsbewusst daher geht. So wie es das Reload Festival am liebsten mag und wie es auch von den Fans seit Jahren honoriert wird. Mit etwa 14.500 Besucher:innen pro Tag gibt es 2023 übrigens einen neuen Rekord. Und etwa 5.000 verkaufte Tickets schon in den ersten Tagen könnten ein Hinweis darauf sein, dass es im nächsten Jahr nicht unbedingt weniger werden. Auch ohne viel Drumherum – ein bisschen mehr Innovation wagen darf das Reload Festival aber trotzdem. Tradition und Zukunft vereint – das wäre doch ein schöner Werbespruch für 2024.
Beitragsbild im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (stray.view)
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