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Kritik: Times Of Grace - "Songs Of Loss And Separation"

Times Of Grace sind zurück! Die Band um Killswitch Engage-Gitarrist Adam Dutkewicz und Sänger Jesse Leach veröffentlicht nun ihr zweites ...

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Times Of Grace sind zurück! Die Band um Killswitch Engage-Gitarrist Adam Dutkewicz und Sänger Jesse Leach veröffentlicht nun ihr zweites Album, nachdem 2011 erschienenen „The Hymn Of A Broken Man“. Dabei baut das Projekt auf einen altbekannten Sound, der sich jedoch alles andere als eindimensional darstellt.

„Songs Of Loss And Separation“ ist ein Album, das vor allem auf emotionaler und textlicher Ebene Großes offenbart.

Anmut

„The Burden Of Belief“ beginnt ruhig. Sanft und anmutig legen die leicht verzerrten Gitarren in Blues Rock-Manier einen nebligen Schleier, der durch die Vocals durchbrochen wird und die ersten Lichtstrahlen des neuen Albums offenbart. Times Of Grace leben durch diese Momente, in denen der Gesang klar im Fokus steht und die Lyrics mit besonderer Bedeutung beleuchtet.

„How can I let go, how can I find peace?” singt Leach und baut damit auf semiotischer Ebene auf den nachdenklich stimmenden Gitarren auf. Der Zweifel, den die Lyrics von „The Burden Of Belief“ offenbaren, lässt diesen Albumopener zu einem emotionalen Rocksong werden, der vor allem mit seinem ausdrucksstarken Refrain in voller Anmut glänzt. Erst im Ende blitzen die leichten Metal-Elemente mit dezent im Hintergrund platzierten Shouts durch und lassen diesen balladesken Track zu einem Werk avancieren, das sich zurecht bestens als erste Single eignete.

Auch „Mend You“ baut auf diesen Sound. Die Hooks schmiegen sich angenehm an und werfen einen Kontrast zu den rockigen Gitarren, die auch aufgrund der lupenreinen Produktion und dem rhythmisch detaillierten Schlagzeug besonders Groove betont erklingen. Eine Parallele zu A Perfect Circle ist nicht zwingend auf den ersten Blick zu hören.

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Es gelingt Times Of Grace durch die Repetition einzelner Riffs und vor allem aber durch die harmonisch ausgeschmückten Refrains ein ähnliches Momentum aufzubauen, das bezaubernd und mesmerisierend zugleich wirkt und dann wieder in einem großen Finale aufblüht.

Härte

„Songs Of Loss And Separation” ist keineswegs ein Album voller Rockballaden, wie „Rescue“ einschlägig unter Beweis stellt. Der Metalcore-Sound wird zwar weniger hart präsentiert, baut aber auf melodisches Riffing und satte Breaks, die um den atmosphärischen Rock-Sound ergänzt werden. Mit Bezug auf den Refrain des Songs bieten Times Of Grace einen Zufluchtsort, der vor allem Fans der härteren Seite eine warme Umarmung schenkt. Einen ähnlichen Sound liefert „Bleed Me“, das beinahe folkloristisch angehaucht klingt.

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Der Anmut, den bereits der Opener offenbarte, ist auch im bombastischen Sound von „I’m Not Heavenless“ zu finden. Die Wiederholung dieser Phrase übermittelt die tiefe Thematik des Songs mitsamt langsamen Metal-Instrumentals, die die Einschlägigkeit dieses Textes betonen. Die Suche nach dem Glauben, die Suche nach Verdammung, Erlösung und Befreiung ist es, die „I’m Not Heavenless“ konstant behandelt. Mit einem Spoken Word-Part und einem sich über lange Zeit aufbauendem Break ist dieser Track zweifelsohne das Stück mit dem meisten Impact und der höchsten emotionalen Wirkung. Das Ende des Tracks wirkt befreiend, lässt die aufgeworfenen Fragen jedoch unbeantwortet.

Betäubung

Songs wie „Medusa“ bauen auf bedrückende Stimmung und greifen die Elemente, die auf den vorherigen Songs bereits zu greifen waren, erneut auf: Düsterer Metalcore, der in Nuancen in einen Alternative Metal Sound abdriftet und mit großer Fokussierung auf die Vocals ausgeführt wird. Mit „Currents“ greifen Times Of Grace genau diesen Punkt wieder auf und liefern einen hymnischen, bedrückenden Alternative Metal-Song, der mit den Vocal-Layers nahezu berauschend wirkt und im Refrain in härtere Sphären abdriftet.

„To Carry The Weight“ führt uns einmal mehr zurück in die balladeske Welt von Times Of Grace. Erneut ist es der dramaturgische Aufbau, der den Track spannend werden lässt und ihn bis zum Ende mehr und mehr zuspitzt. Mit „Cold“ knüpft man direkt an diesen Ansatz an und liefert wenig Neues, wenn auch die Vocal-Performance im Refrain des Tracks wieder einmal auf ganzer Länge von sich überzeugt.

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Zwischen all der wunderschönen Melancholie ist es ausgerechnet die Harmonie, die Times Of Grace so gut steht. Beide Aspekte ziehen sich wie ein roter Faden durch das oft kalt wirkende Klangbild des Albums, das mit dem Trübsal-geladenen „Forever“ zu Ende geht. Wie am Anfang des Albums ist es Leachs Gesang, isoliert mit Gitarren, der das Narrativ des Liedes langsam aufbaut und erneut gegen Ende in härteren Klängen ausbricht.

Wenn man Times Of Grace etwas ankreiden möchte, dann eventuell dieser dramaturgische Aufbau, der sich durch viele der Lieder zieht. Dies ist jedoch keine Faulheit, sondern viel mehr ein Beweis dafür, wie gut das Konzept hinter diesem Songwriting funktioniert.

Foto: Times Of Grace / Offizielles Pressebild

ALBUM
Songs Of Loss And Separation
Künstler: Times Of Grace

Erscheinungsdatum: 16.07.2021
Genre: , ,
Label: Warner Music
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. The Burden Of Belief
  2. Mend You
  3. Rescue
  4. Far From Heavenless
  5. Bleed Me
  6. Medusa
  7. Currents
  8. To Carry The Weight
  9. Cold
  10. Forever
Times Of Grace Songs Of Loss And Separation
Times Of Grace Songs Of Loss And Separation
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FAZIT
Zwischen all dem, was Times Of Grace uns auf „Songs Of Loss And Separation” liefern, steckt natürlich jede Menge Killswitch Engage-Identität. Es würde wundern, wäre diese Parallele gar nicht ersichtlich. Dennoch ist Times Of Grace eine ganz andere Band. Ein Element, das sich fast durchweg findet, ist das Tamburin, das den Sound der Band mit Eingängigkeit komplettiert. Aber auch die Fokussierung auf den Text und die Vocals zusammen mit den tiefen Thematiken, die Sänger Jesse Leach behandelt, machen den Sound von Times Of Grace so besonders.

Seien es Blues, Folk oder Metalcore. Der Alternative Metal-Sound von Times Of Grace wird durch all diese Elemente vervollständigt und in Kombination all dieser Elemente zu etwas besonderem. „Songs Of Loss And Separation“ ist genau das, wofür der Titel des Albums deskriptiv steht: Lieder, die eine Trauer in sich tragen und diese klanglich übermitteln. Dabei baut die Band auf großes Momentum, mitreißende Atmosphäre und jede Menge Expertise im Bereich des Songwritings.