Review

Punkrock

Kritik: The Lawrence Arms - "Skeleton Coast"

Mehr als zwei Dekaden fasst die Bandhistorie der Jungs von The Lawrence Arms. 1999 gegründet, beschert uns das Trio bestehend ...

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Mehr als zwei Dekaden fasst die Bandhistorie der Jungs von The Lawrence Arms. 1999 gegründet, beschert uns das Trio bestehend aus Brendan Kelly, Chris McCaughan und Neil Hennessy am Freitag mit „Skeleton Coast“ ihr mittlerweile siebtes Studioalbum.

Nach eigenen Angaben besteht seit der Gründung der Band der musikalische Anspruch, sich von Album zu Album stetig neu zu fordern und den eigenen Sound an seine Grenzen zu treiben. Wir haben uns die 14 Songs-starke Platte angehört und nehmen euch mit auf eine Reise an die Küste.

Auch dieses Album produzierte die Band gemeinsam mit Matt Allison und reiste dafür in die Sonic Ranch Studios nach Texas. Dies stellte für die Band eine Veränderung dar, produzierten sie doch zuvor sämtliche Platten in ihrer Heimatstadt, Chicago.

The Lawrence Arms liefert mit „Skeleton Coast“ ein abwechslungsreiches und emotionsgeladenes Album

Vorab ist zu sagen, dass durch das Vorhandensein von zwei unabhängigen Sängern (Kelly und McCaughan) zusätzlich zwei Texter in der Band sind, die ihren Songs ganz eigene Einflüsse zukommen lassen. Auf „Skeleton Coast“ wechseln sich die beiden Sänger pro Song ab und auch die Schreibstile variieren dadurch und offenbaren die jeweilige Handschrift des Einzelnen.

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Während Brendan Kelly durch ein strikteres, gradlinigeres Songwriting überzeugen kann, wohnt den Lyrics von Chris McCaughan ein stärkerer lyrischer und metaphorischer Anspruch inne. Diese unterschiedlichen Einflüsse werden vom gewohnt düsteren Punkrock-Sound der Band ummantelt.

Kelly selbst beschreibt den Sound der neuen Platte folgendermaßen:

„Es ist vielleicht etwas düster, aber es geht um die Suche nach Licht in der Dunkelheit, die man dann auch findet, auch wenn diese Momente manchmal sehr kurz und unauffällig erscheinen.“

Vergleichbar wäre der Klang von The Lawrence Arms darüber hinaus mit Künstlern, wie Nathan Gray oder The Gaslight Anthem. Die düstere Grundstimmung des Albums wird gleich in den ersten Textzeilen des Albums, auf „Quiet Storm“ deutlich. Dort heißt es „There is no past, there is no future“, wodurch die Band den eigentlichen Moment in den Vordergrund rückt.

Aus den anfänglichen cleanen Gitarrenklängen erwächst ein straight gespielter Punkrock-Song, der besonders durch seinen erwachsenen Sound, nicht zuletzt vollendet durch die Vocals, auffällt. Die Schlagzeugspur auf „Skeleton Coast“ wirkt hingegen zu Teilen stark komprimiert, wodurch ein Großteil der Klangtiefe verloren geht. Dies ist zum einen bei den Becken hörbar, zum anderen wirkt auch die Snare-Drum ein Stück weit entfremdet.

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„Planes, Trains And Automobiles“ ist der erste neue Song mit den Vocals von Brendan Kelly. Der raue Sound verleiht dem Stück einen deutlich eigenständigen und rohen Sound, der im positiven Sinne durchaus an DIY-Projekte erinnern lässt. Dies wird darüber hinaus verstärkt, indem an einzelnen Stellen über den Takt hinaus gesungen wird, wodurch die Vocals etwas wilder erscheinen.

Der Track profitiert hiervon allerdings deutlich, denn aus musikalischer Sicht weicht „Planes, Trains And Automobiles“ nur wenig von seinem Vorgänger ab. Eine Eigenheit, die einige Songs des Albums besitzen ist, dass sie mit Tiergeräuschen enden, beispielsweise dem Heulen eines Kojoten oder Ähnlichem. Dies ist nicht nur auf „Planes, Trains And Automobiles“ zu hören, sondern beispielsweise auch auf „Dead Man’s Coat“, der trotz seines düsteren Textes etwas dahinplätschert, auch wenn Musik und Lyrics in diesem Song eine starke Einheit bilden.

Eine animalische Geräuschkulisse ist auch am Ende von „Under Paris“ zu erkennen. Auffällig in diesem Song ist der deutlich ruhigere Mittelteil. Dadurch wird sowohl der Drive des Songs gekonnt gebremst, als auch die Dynamik durch ein leiseres Instrumentenspiel beeinflusst.

Die Verwendung der akustischen Gitarre ist nur in Nuancen hörbar, was an der deutlichen Komprimierung des Sounds liegt. Ein Element, welches allerdings deutlich hörbar ist, ist das Kratzen des Plektrums während der Benutzung der Akustikgitarre.

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Auch hier ist die Balance zwischen diesem Element und dem Gesamtsound nicht ganz ausgeglichen. Einen ähnlichen Eindruck erhält man beim Song „Demon“. Hier wird der ruhige Mittelteil durch das einsetzende Solo aufgelöst, wodurch ein harmonischer Übergang geschaffen wird.

Im Song „Ghostwriter“ wird mit der Zeile „I drove the highways of a skeleton coast“ der Titel des Albums eingebaut. Generell besitzt der Song eine besondere Schwere, die auf den Hörer übertragen wird. Die hoch gesungenen „Wohos“ klingen zwar eher dünn und verwaschen, ergeben mit Blick auf den Gesamtsound des Songs absolut Sinn und beabsichtigen, nicht im Vordergrund zu stehen, sondern den Klang des Tracks zu ergänzen.

Den finalen Song des Albums stellt „Coyote Crown“ dar. Zum Soundkonzept des Stücks ist zu sagen, dass dieser einen anderen Weg wählt, als es dies zuvor geschehen ist. Klanglich spielt das Stück vielmehr mit einem verträumten Thema, bei dem mir gleich Bilder eines verregneten Roadtrips an die Küste in den Kopf kommen.

Zwar wirken die Vocals in den Höhen etwas dünn, was die Stimmung und Authentizität des Songs allerdings nicht schmälert. Zum Ende hin ist darüber hinaus ein doppeltes Gitarrensolo zu hören, welches mit der Zeit verblasst und ein stimmungsvolles Ende des Songs darstellt und darüber hinaus das gesamte Album abrundend beendet.

Foto: Ben Peir / Offizielles Pressebild

ALBUM
Skeleton Coast
Künstler: The Lawrence Arms

Erscheinungsdatum: 17.07.2020
Genre:
Label: Epitaph Records
Medium: CD

Tracklist:
  1. Quiet Storm
  2. PTA
  3. Belly Of The Whale
  4. Dead Man's Coat
  5. Pigeons And Spies
  6. Last, Last Words
  7. Demon
  8. Ghostwriter
  9. How To Rot
  10. Under Paris
  11. Goblin Foxhunt
  12. Lose Control
  13. Don't Look At Me
  14. Coyote Crown
The Lawrence Arms Skeleton Coast
The Lawrence Arms Skeleton Coast
7.5
FAZIT
Mit „Skeleton Coast“ gelingt den Männern von The Lawrence Arms ein weiteres, emotionsgeladenes Album, das nahtlos an die bisherigen Werke der Band anknüpft. Der schwere Sound wird durch die unterschiedlichen Schreibstile und Gesangsarten der beiden Sänger ergänzt und wirkt dadurch abwechslungsreich. Auch die alternierenden Gesangsparts beider Stimmen weisen Abwechslungsreichtum auf, wovon die Platte nur profitiert.

Zur Produktion des Albums ist zu sagen, dass der Sound zu Teilen überproduziert und zu gedrungen klingt, wodurch vor allem die Drums und die Akustikgitarren leiden. Hier wäre mehr Raum für den Sound wünschenswert. Insgesamt wird das Album den Fans der Band zusagen und besitzt darüber hinaus auch das Potenzial, einem größeren Publikum zuzusagen.