Review

Melodic HardcorePost-Hardcore

Kritik: Touché Amoré - "Lament"

Es hat etwas voyeuristisches, wenn man einer Band dabei zusieht, wie sie sich über mehrere Jahre und Alben hinweg ihren ...

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Es hat etwas voyeuristisches, wenn man einer Band dabei zusieht, wie sie sich über mehrere Jahre und Alben hinweg ihren Ängsten stellen, Trauer verarbeiten und ihren persönlichsten Gedanken freien Lauf lassen. Entsprechend nahe geht es einem dann auch, wenn man hört, dass wohl endlich Licht am Ende des Tunnels zu sein scheint. Touché Amoré haben sich in den letzten Jahren still und heimlich zu einer der wohl populärsten Post-Hardcore-Bands entwickelt.

„Schuld daran“ ist nicht nur das unaufdringliche und bodenständige Auftreten der Band um Sänger Jeremy Bolm, sondern auch deren äußerst starker musikalischer Output, der mit “Stage Four” (2016) den Höhepunkt erreicht hatte.

Touché Amoré: Endlich das Licht am Ende des Tunnels

Selten ging eine Platte so durch Mark und Bein wie das vierte Studio-Album des Quintetts aus Los Angeles, das sich in voller Länge um Bolms Mutter dreht, die nach ihrer Krebserkrankung 2014 verstarb, während Touché Amoré auf der Bühne standen.

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It’s October 9th which means Lament is officially out worldwide. We’ve been working on this album on and off for a couple years now and for it to be finally out feels extremely gratifying. Working with @ross_robinson was a dream and a privilege we don’t take for granted. He taught us new things about ourselves every step of the way and this album wouldn’t be what it is if it wasn’t for his most sincere devotion to every decibel of sound any of us made from an incorrect note, embarrassing voice crack or getting something just right. We can’t thank the hard working people at @epitaphrecords enough for indulging all our wild ideas with vinyl packaging / flexis / music videos and more. To @george_lesage for working with closely with Nick on the photography. Our management team of @blzjames and @alexandermerchant who guided us to the finish line strategically and with such care that a thank you a day for years to come wouldn’t do that hard work justice. To @steveevetts for mixing, @westwestsidemusic for mastering, @lxestrada & @zach_tuch_ for Pre Production, @okayfineandy, @julienrbaker and @jurtice for lending us your voices however big or small, we understand that finding the time and energy in the times we are living in can feel like monumental tasks so to have your energy and grace on this album is something we’ll cherish forever. Last but not least thank you to the kindness, patience, and understanding of those who have purchased the LP, streamed the album, or shared a kind word about its release. Following Stage Four wasn’t an easy task and often felt unachievable. We are so proud of Lament and we hope you enjoy it as much as we enjoyed making it.

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Klang “Stage Four” entsprechend düster und melancholisch, hebt sich “Lament” mit einem vergleichsweise “hellen”, vielleicht sogar für Touché Amoré-Verhältnisse positiven Sound ab. In Zusammenarbeit mit Produzent Ross Robinson (Limp Bizkit, Korn, At The Drive-In) entstanden, probieren Bolm und seine Kollegen viel aus, bleiben sich dabei aber erfreulicherweise sehr treu.

So wechseln sich mal shoegazige Gitarren (“Exit Row”), die an späte Title Fight erinnern, mit dem Schlagzeug-Gewitter von Drummer Elliot Babin in “Savoring” ab, was relativ typisch für den Sound der Band ist, in dieser Intensität dann aber doch überraschend kommt.

“Reminders” hingegen ist einer der großen Hits der Platte, wenn Bolm im pop-punkigen Refrain zum großen Sing-A-Long ansetzt und man nicht drumherum kommt mitzugröhlen. Im zugehörigen Musikvideo finden sich übrigens nicht nur eine Menge knuddeliger Haustiere, sondern auch diverse bekannte Gesichter von Bands wie Rise Against, AFI, Quicksand, Every Time I Die, Converge und vielen mehr.

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In Sachen Intensität kann “Lament” mit seinem Vorgänger leider (oder doch zum Glück) nicht ganz mithalten, auch wenn man Touché Amoré wenig vorwerfen kann. “Lament” ist sehr abwechslungsreich und hält mit Andy Hull von Manchester Orchestra sogar ein fantastisches Feature in “Limelight” bereit, das am Ende in ein packendes Duett mündet.

Dennoch fällt Bolm gesanglich im Vergleich zum insgesamt äußerst gelungenen Instrumental leicht ab. Hier hätte ich mir den einen oder anderen cleaneren Part, wie dem Chor in “A Broadcast” oder bei “Palm Dreams” bzw. “Flowers And You” von “Stage Four” gewünscht.

Nichtsdestotrotz ist “Lament” ein starkes Album, das bevorzugt mit Kopfhörern angehört werden sollte, um vollends in den Sound eintauchen und alle Details raushören zu können.

Foto: George Clarke / Offizielles Pressebild

ALBUM
Lament
Künstler: Touché Amoré

Erscheinungsdatum: 09.10.2020
Genre: ,
Label: Epitaph Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Come Heroine
  2. Lament
  3. Feign
  4. Reminders
  5. Limelight
  6. Exit Row
  7. Savoring
  8. A Broadcast
  9. I'll Be Your Host
  10. Deflector
  11. A Forecast
Touché Amoré Lament
Touché Amoré Lament
8
FAZIT
"Lament" ist ein weiterer Beweis dafür, dass Touché Amoré zu den derzeit beliebtesten Post-Hardcore-Bands gehören. "Reminders" ist schon jetzt ein sicherer Anwärter für einen dauerhaften Platz in der Setlist. Der insgesamt positivere Sound tut dem Quintett wirklich gut, auch wenn Bolm stimmlich gerne häufiger aus seiner Komfortzone hätte treten können.