Review
HardcorePunkrock
Kritik: The Pill - "Hollywood Smile"
The Pill aus Frankfurt leisteen mit ihrem Debüt-Album Generationenarbeit. „Hollywood Smile“ erscheint am 05. April 2024 und versucht, den klassischen ...
VON
Kevin Postir
AM 01/04/2024
Artikel teilen:
The Pill aus Frankfurt leisteen mit ihrem Debüt-Album Generationenarbeit. „Hollywood Smile“ erscheint am 05. April 2024 und versucht, den klassischen Hardcore-Punk der 80er und 90er Jahre in die Jetztzeit zu heben. Ob das der noch jungen Band mit viel Erfahrung gelingt, das erfahrt ihr in unserer ausführlichen Review.
The Pill zeigen uns mit ihrem Debüt ihr „Hollywood Smile“
Es ist wie eine musikalische, moderne Band-Lovestory. Die Instrumentalisten von The Pill, die ihre Erfolge in den 1990ern und 2000er Jahren zu verbuchen haben, wollten es noch einmal wissen und suchten Verstärkung am Mikrophon. Sängerin Sam fanden sie über eine Online-Plattform für Musiker:innen und so nahm das Projekt The Pill seinen Lauf. Das Debüt-Album „Hollywood Smile“ spiegelt genau diese Kombination der Generationen wider. Stilistisch definitiv im klassischen Punk und Hardcore vergangener Jahrzehnte angesiedelt, bringt Sängerin Sam die notwendige Frische in die Musik.
Zehn Songs in 20 Minuten – The Pill agieren auf „Hollywood Smile“ nach alter Schule. Genau so schnörkellos und direkt sind Songs, wie „Switch“, oder „Salaryman“ aufgebaut und kommen gleich zum Punkt. Dabei agiert die Band stets in einem moderaten und tanzbaren Tempo, ohne dabei zu poliert zu klingen. Der Gesang erweitert den Sound der Band und bietet auf der einen Seite eine frische und energetische Dynamik, auf der anderen Seite klingt er nach einer liebevollen, zwanzigjährigen Whiskybehandlung. Gedanken an Bands, wie The Distillers bleiben da nicht fern, denn auch The Pill weisen auf „Hollywood Smile“ einen starken Westküsten-Sound auf. Wer da keine Lust bekommt, das Longboard zu entstauben, der hat nicht richtig hingehört!
The Pill bieten Messages!
Neben all der Nostalgie für den ursprünglichen Hardcore weist die Band das auf, wofür das Genre eigentlich steht: Eine Menge Messages! Dabei ist es erfrischend, wie unverblümt, direkt und wütend die Gruppe politisch Position bezieht und das herausschreit, was ihr auf dem Herzen liegt. Die bereits veröffentlichte Single „Government Whore“ stellt das optimale Beispiel hierfür dar. The Pill präsentieren sich unverkopft und gradlinig.
Die Besonderheit an den Songs auf „Hollywood Smile“ ist, dass sie neben aller Rohheit dennoch einen starken Ohrwurm-Faktor besitzen. So beispielsweise in „Somewhere“ zu hören. Die Band bietet einen eingängigen, melodischen Mid-Tempo-Song, der zu den stärksten auf dem gesamten Album gehört. Einzig das Gitarrensolo, mit dem der Track endet, könnte eine Kürzung vertragen. Auch „The Bitter Pill“ besitzt einen Refrain, der sich tief in die Gehörgänge frisst. Dies wird allerdings ein Stück weit durch die eher trägen Strophen relativiert, die dem Lied einen kleinen Stimmungsdämpfer geben.
Nuancen machen die Vielfalt!
Mit ihrem Debüt-Album haben sich The Pill ganz klar einem zentralen Genre verschrieben. Dennoch bietet die Platte eine Vielfalt, die sich eher in den kleinen Dingen ausdrückt. Während der Titeltrack „Hollywood Smile“ auf der einen Seite wütend, dreckig und hart klingt, so ist es auf der anderen Seite eine unterschwellige Melancholie, die dem Stück innewohnt. Dadurch wirkt die Komposition angenehm ausgeglichen und vielseitig, ohne überladen zu klingen. „Parking Lot“ ist ein weiteres Beispiel für Vielfalt. Der Fokus liegt stark auf der erzählenden Natur der Strophen. Sängerin Sam beweist sich als Storytellerin und zeichnet lyrische Bilder in ihren Strophen. Spannend wird allerdings, wie sich die geballte Wortdichte in Kombination mit dem hohen Tempo live umsetzen lässt.
„Complex“ bietet das große Finale. The Pill zeigen sich zum Schluss des Albums selbstbewusst und stark. Damit wird die Spannungskurve, die sich über „Hollywood Smile“ aufgebaut hat, mit einer starken Tendenz nach oben hin abgeschlossen. Auch dieser Track weist allerdings eine Schwachstelle auf, die dem gesamten Album zu Grunde liegt. Die Produktionsqualität, besonders der Instrumente hätte insgesamt etwas höher sein können. Auch mit einem etwas klarer ausproduzierten Sound hätte die Authentizität nicht gelitten und hätte gleichzeitig das Wiederhör-Potenzial erhöht. Es bleibt allerdings zu sagen, dass diese Kritik keineswegs ein Dealbreaker ist, sondern auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt ist.
Foto: Amin Weber / Offizielles Pressebild
The Pill News
More Reviews