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Death MetalDoom Metal

Kritik: Swallow The Sun - "Moonflowers"

Mit ihrem Death Doom-Sound haben Swallow The Sun sich in den letzten 20 Jahren als feste Szenegröße etabliert. In Finnland ...

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Mit ihrem Death Doom-Sound haben Swallow The Sun sich in den letzten 20 Jahren als feste Szenegröße etabliert. In Finnland reichte es mit dem letzten Album für Platz 1 der Albumcharts. Doch mit Popmusik hat die Band nur wenig zu tun. Stattdessen liefern sie einen Sound der Bedrückung, der Misere und der Trauer, wie auch „Moonflowers“ erneut unter Beweis stellt.

Bedrückende Stimmung

„Moonflowers“ beginnt mit einem Track, der in 3/4-Taktung zum Walzer tanzen einlädt. Dieser Walzer ist jedoch ein sehr melancholischer und bedrückender Tanz. Auch der Titel „Moonflowers Bloom In Misery“ zeigt, dass sich die Finnen auf ihrem neuen Album ganz der Melancholie hingeben wie schon immer. Mit einem Vibe, der an die ruhigen Tracks von Opeth erinnern mag, gehen es Swallow The Sun sanft an. Doch es dauert nicht lange, bis die Wut im Songwriting der Band ausbricht. Es sind die brachialen Vocals, die mit verzerrten Gitarren ausbrechen wie ein Vulkan. Dazu kommen elegische Streicher, die die Traurigkeit in der Musik wortwörtlich unterstreichen.

Dass „Enemy“ zu einer Single wurde, liegt wohl an der Eingängigkeit des Songs. Mit dem Wechselspiel aus Härte und einer wohlsamen Ruhe, die in den cleanen Parts zu finden ist, überzeugt „Enemy“ bestens vom Sound der Band. Doomiger als „When A Shadow Is Forced Into The Light“ ist der Track ein Beweis dafür, dass “Moonflowers” in noch düstereren Sphären enstanden ist. Auch der etwas härtere Unterton spricht dafür, wenn auch Swallow The Sun niemals den Bezug zu ihrer atmosphärischen Seite verlieren.

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Oh, du bittersüße Melancholie

Kaum ein anderer Ausdruck trifft das musikalische Geschehen auf „Moonflowers“ besser auf den Kopf. Zum einen ist es nicht einfach die Musik von Swallow The Sun zu verdauen. So haben Tracks, wie „Woven Into Sorrow“ einen herunterziehenden Vibe. Zum anderen ist es die Schönheit dieser Melancholie, in der man sich nur zu gerne wälzt. Die ruhigen Doom Tempi und das mitreißende Ambiente hüllen die Hörer*innen ein und fesseln mit Spannung. Auch der Gesang von Sänger Mikko sorgt dafür, dass man diesen Fängen nur schwer entkommt.

Noch ätherischer und in Ambiente gefangen strukturiert sich „Keep Your Heart Safe From Me“, das dieses Momentum jedoch auch zu kontrastieren versteht und so ähnlich wie „Enemy“ ein bipolares Klanggeschehen ist. Es ist noch immer etwas Melodic Death Metal in der Gitarrensprache der Band, die sich grundsätzlich minimalistisch, aber mit gekonntem dramaturgischem Kitzel ausdrückt. So wiederholen sich viele Parts in der Musik mehrmals, bauen dadurch allerdings auf eine mitreißende Wirkung.

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Zwischen poppigem Rock und Black Metal

Auch „The Void“ fügt sich ähnlichen Sphären, baut jedoch auch Synthesizer mit ein, die dem Beginn des Tracks einen anderen Vibe geben. Mit einem Ulver-esken Ansatz sticht der Song durch eine gekonnte Pop-Note positiv heraus. Die treibende Bassline führt durch den Song, der etwas schnelllebiger scheint als die anderen Tracks auf „Moonflowers“. Dennoch baut auch „The Void“ auf die doomigen Gitarrenwände, die jedoch etwas weniger brachial eingearbeitet sind.

Apropos Brachialität: Eine Überraschung stellt „This House Has No Name“ dar. Der letzte Track des Albums beginnt zuerst sinfonisch, um das Segel dann abrupt zu wenden. Mit Blast Beats und harten Riffings ist der Albumcloser ein wahrer Black Metal-Track, der zeigt, dass Swallow The Sun sich auch voll und ganz der Abrasion widmen können.

So ist „Moonflowers“ am Ende ein Album, das sich vielseitiger zeigt als sein Vorgänger und mit dieser Vielseitigkeit und überraschenden Momenten überzeugt. Am Ende hätte es jedoch vielleicht ein bisschen mehr dieser Abwechslung sein können, um aus einem guten ein sehr gutes Album zu machen.

Foto: Jussi Ratilainen / Offizielles Pressebild

ALBUM
Moonflowers
Künstler: Swallow The Sun

Erscheinungsdatum: 19.11.2021
Genre: ,
Label: Century Media Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Moonflowers Bloom in Misery
  2. Enemy
  3. Woven Into Sorrow
  4. Keep Your Heart Safe from Me
  5. All Hallows' Grief
  6. The Void
  7. The Fight of Your Life
  8. This House Has No Home
  9. Moonflowers Bloom In Misery (Classical Version)
  10. Enemy (Classical Version)
  11. Woven Into Sorrow (Classical Version)
  12. Keep Your Heart Safe From Me (Classical Version)
  13. All Hallows' Grief (Classical Version)
  14. The Void (Classical Version)
  15. The Fight Of Your Life (Classical Version)
  16. This House Has No Home (Classical Version)
Swallow The Sun Moonflowers
Swallow The Sun Moonflowers
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FAZIT
Die dynamischen Wechsel zwischen sanften, ruhigen und leisen Passagen und der eruptiven, lauten Seite voller Aggression macht die Musik von Swallow The Sun so spannend. Dazu komponieren die Finnen träumerische Melodien, die sich schnell ins Gedächtnis prägen. Fans zwischen Katatonia, Opeth und My Dying Bride werden lieben, was „Moonflowers“ liefert. Vielmehr aber bleiben sich Swallow The Sun in ihrem Sound treu und liefern ein weiteres starkes Album ab, das den Klang der Finnen weiter konsolidiert.