Review

AlternativeRock

Kritik: Same Side - "Same Side" (EP)

Für viele Musiker, die in Bands aktiv sind, ist der Schritt, das eigene Solo-Projekt zu verwirklichen, eine logische Weiterentwicklung in ...

VON

Für viele Musiker, die in Bands aktiv sind, ist der Schritt, das eigene Solo-Projekt zu verwirklichen, eine logische Weiterentwicklung in der persönlichen Karriere. So kommt es, dass unter dem Namen Same Side das gleichnamige Projekt von Kevin Geyer an den Start geht.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

📸: @unclewooly

Ein Beitrag geteilt von (@samesideca) am

Den meisten dürfte er als Gitarrist und Sänger bei The Story So Far und Elder Brother ein Begriff sein. Nun veröffentlicht der Musiker zusätzlich zu den Bandprojekten seine eigene Musik. Auf den fünf Songs der Selftitled-EP nimmt uns Geyer nach eigenen Angaben mit auf eine ganz persönliche, musikalische Reise.

Same Side debütiert auf seiner ersten Selftitled-EP solide

Stilistisch ist zu sagen, dass sich die Musik nicht komplett von den weiteren Bandprojekten abwendet, sondern in gewisser Weise sogar noch das ein oder andere musikalische Element weiter ausarbeitet. Beide Bands sind unter anderem auch für ihre eher ruhigen, melancholischen Songs bekannt und die fünf Tracks auf der Debüt-EP des Musikers sind ruhig. Sehr ruhig.

Die Idee für die einzelnen Songs entstanden bereits vor einiger Zeit, als Geyer einige persönliche Entwicklungen durchmachte. So wuchs die Idee einer eigenen EP und eines Solo-Projektes. Die Stücke haben daher für ihn eine therapeutische Bedeutung und brachten ihn durch unterschiedliche Zeiten.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

📸: @ericsoucy

Ein Beitrag geteilt von (@samesideca) am

Die Platte beginnt mit dem Stück „Smoke“. Aus musikalischer Sicher erwartet den Hörer eine Mischung aus akustischen und elektronischen Gitarren, die gemeinsam einen sehr sanften, ruhigen Sound kreieren. Der Fluss, der im Intro dabei geschaffen wird, erinnert in Teilen an Musik der Smiths, die mit einer ähnlichen verträumten Melancholie spielen.

Dabei wirkt der Sound, passend zum Titel, nahezu schwerelos und zerbrechlich. Das angefügte Gitarrensolo, das den Gesang für einen Moment ablöst, sticht durch seine Lautstärke hervor und stört dadurch die Harmonie im Song für einen kurzen Moment. Zum Gitarrensound ist zu sagen, dass dieser definitiv eingängig ist, das träumerische Gefühl des Stücks aufgreift und gleichzeitig durch seinen crunchigen Sound nicht an seiner Präzision verliert. Damit steht er im Kontrast zu der sonst eher zarten Gesangsstimme.

Mit „Stuck In A Hole“ beschreitet Geyer (innerhalb seiner Genregrenze) einen etwas anderen Weg. Der Song beginnt mit zwei akustischen Gitarren. Hinzu kommt eine dezente Rassel, die gemeinsam mit dem Gesang einsetzt. Im Laufe des Stücks wird im Hintergrund ein atmosphärischer Klangteppich aufgebaut, der allerdings sehr dezent bleibt. Wenn man „Smoke“ auf das Wort ‚verträumt‘ reduzieren könnte, dann würde man „Stuck In A Hole“ auf das Wort ‚dezent‘ reduzieren.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Insgesamt liegt das Hauptaugenmerk auf den Vocals, die in ihrer technischen Ausfertigung ein Stück weit ein Lounge-Feeling versprühen und an Künstler, wie Jack Johnson, erinnern.

Auch bei „The Way It Seems“ sind die Klänge des Songs eher ruhiger Natur. Die Songzeile „Let it go easily“ trifft die Gesamtstimmung wohl am besten. Auch in diesem Song ist ein Gitarrensolo enthalten, welches sich an den Vibe anpasst und mit seinem crunchigen, britischen Sound sehr entspannt und lässig daherkommt.

Die Soli der Stücke bereichern die Songs definitiv, wirken in keiner Weise unnötig oder aufgesetzt, sondern nehmen die individuelle Stimmung des einzelnen Stücks sehr gut auf. Einziger Kritikpunkt ist der Lautstärkeunterschied zwischen Solo und Gesang.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wenn man den gesamten Aufbau von „Fall Back In Again“ betrachtet, so hätte dieses Stück auch sehr gut an den Anfang der EP gepasst. Die Akkordfolge der Gitarren, die zu Beginn hörbar ist, versprüht einen leierkastenartigen Eindruck. Dies wird zusätzlich durch die wiederkehrende Pause innerhalb der Takte verstärkt.

Zusätzlich zum Soundteppich, der sich im Laufe des Tracks aufbaut und ihm die nötige Breite verleiht, kommt der Gesang, welcher durch diverse Filter und Effekte einen wabernden Klang besitzt und dadurch die Stimmung des Stücks maßgeblich beeinflusst. So kommt es, dass „Fall Back In Again“ einen nahezu psychedelischen Sound aufweist.

Durch das repetitive Akkordschema wird dies noch weiter verstärkt. Allerdings ist zu sagen, dass diese Herangehensweise nur bedingt funktioniert. Durch den minimalistischen Aufbau fehlt dem Track der letzte Kniff, der den Hörer final in den Bann zieht. So kommt es, dass die ersten beiden Drittel des Liedes schleppend wirken und dem ein oder anderen sogar zäh vorkommen können.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

📸: @unclewooly

Ein Beitrag geteilt von (@samesideca) am

Die E-Gitarre, die im letzten Drittel ein paar Akzente setzt, lockert das Ganze zum Schluss hin auf, kommt bei einer Songlänge von 4:35 Minuten allerdings etwas spät.

So, und nun müsst ihr stark bleiben. Der letzte Song von Same Side, auf der EP „Same Side“ heißt, wie sollte es anders sein … „Same Side“. Ob dies eine etwas inflationäre Verwendung des Titels ist, sei dahingestellt.

Insgesamt ist der letzte Song der EP etwas leichter zugänglich. Dies liegt vor allem daran, dass zum einen die atmosphärische Stimmung etwas heruntergeschraubt wurde und zum anderen der Song durch die stärkere Einbindung des Schlagzeugs deutlich mehr Struktur aufweist.

Auch in diesem Song ist die Balance der Lautstärke zwischen Solo und Gesang nicht ganz optimal, wodurch die Stimmung ein Stück weit leidet. Durch die klare Struktur des Songs wird die EP allerdings gekonnt abgeschlossen und letztendlich auch abgerundet.

Foto: Same Side / Offizielles Pressebild

Same Side News

ALBUM
Same Side (EP)
Künstler: Same Side

Erscheinungsdatum: 29.05.2020
Genre: ,
Label: Pure Noise Records
Medium: CD

Tracklist:
  1. Smoke
  2. Stuck In A Hole
  3. The Way It Seems
  4. Fall Back In Again
  5. Same Side
Same Side EP
Same Side EP
7
FAZIT
Mit der gleichnamigen EP macht Same Side einen ersten Schritt in die Welt der Solo-Künstler. Die Ruhe und Spiritualität, die den Songs innewohnt, sind deutlich spürbar, ebenso die persönliche Note, die jedem einzelnen Stück verliehen wurde. Insgesamt ist die EP in einem deutlich sanfteren Genre einzuordnen als die anderen Bandprojekte Geyers.

Das Spektrum, welches die unterschiedlichen Songs bedienen, ist insgesamt eher eng gehalten, sodass sie sich eher ähneln. Freunden dieses Stils wird das sicherlich gefallen. „Same Side“ trifft mit seiner verträumten Melancholie einen ganz bestimmten Nerv und ist für ganz bestimmte Phasen geeignet. Die Lautstärkenbalance zwischen Solo-Gitarre und Gesang ist ein Kritikpunkt, der angeführt werden muss; dieser stört allerdings nur bedingt. Wer Lust hat, sich einmal abseits von The Story So Far und Elder Brother mit Kevin Geyer zu beschäftigen, sollte der EP eine Chance geben. Jeder, der eine entspannte, ruhige Flucht aus dem Alltag sucht, dürfte hieran ebenfalls Gefallen finden.

Same Side News