
Review
Metalcore
Kritik: Of Virtue - "Omen"
Auf der Tour mit Being as an Ocean konnte man vor einigen Wochen gut beobachten, dass Of Virtue dem Publikum ...
VON
Mauritz Hagemann
AM 22/10/2023
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Auf der Tour mit Being as an Ocean konnte man vor einigen Wochen gut beobachten, dass Of Virtue dem Publikum hierzulande noch eher fremd sind. Doch es gelang der Band aus Michigan im Laufe des Sets äußerst gut, auch die skeptischen Fans von ihrem Sound zu überzeugen. Vor allem die Songs des neuen Albums „Omen“ kamen gut an. Keine ganz schlechten Vorzeichen für diese Review – also gehen wir rein!
Of Virtue wandeln jenseits starrer Genre-Grenzen
„Omen“ startet direkt mit Titeltrack, der mit einem wuchtigen Gitarrenriff und viel Atmosphäre direkt neugierig macht. Doch leider bleibt der Song ein wenig in den Kinderschuhen stecken und entwickelt nicht ganz die Größe, die man in den ersten Sekunden vermuten könnte. Nicht schlimm, wenn man weiß, was im Anschluss an guten Songs auf uns wartet. Da wäre zum Beispiel „Hypocrite“, dessen Refrain keine Anlaufzeit benötigt, um im Ohr zu bleiben. Der Sound der Band ist nur schwer einem Genre zuzuordnen – das macht es vielleicht für die ein oder den anderen zunächst schwer, mit der Band warm zu werden. Doch löst man sich von starren Genregrenzen, dann ist bei Of Virtue definitiv für alle etwas dabei.
Starke Hooklines
Die Stärke der Band liegt – das wird auch in Songs wie „Cold Blooded“ oder „Cut Me Open“ sehr schnell deutlich – zum einen in den schon erwähnten ohrwurm-tauglichen Refrains mit starken Hooklines. Zum anderen wäre da aber auch das starke Zusammenspiel der beiden Sänger Tyler Ennis und Damon Tate. Man mag Gründungsmitglied und Gitarrist Damon Tate ohne Frage für den vielseitigeren Sänger halten. Doch es war ohne Frage eine sehr weise Entscheidung der Band, vor einigen Jahren Tyler Ennis als weiteren Sänger mit ins Boot zu holen. Er sorgt nicht nur für die nötige Präsenz auf der Bühne. Auch musikalisch wird es bei Of Virtue durch seine Stimme noch einmal eine ganze Spur vielseitiger.
Langweilig wird es nur ganz selten
Eben diese Vielseitigkeit ist auch der Grund dafür, dass „Omen“ nur selten in Gefahr gerät, langweilig zu werden. Denn Of Virtue wagen zwar nur selten die ganz großen Experimente, variieren aber doch durchweg in Sachen Geschwindigkeit, Härte und Vocal-Einsatz. Zur Wahrheit gehört sicher auch, dass nicht jeder Song in der Mitte des Albums so leicht den Weg ins Gedächtnis findet wie die Tracks am Anfang. Und daher tut es auch gut, dass sich bei „Floating“ mit Dayseeker-Sänger Rory Rodriguez ein prominenter Gast hinzugesellt. Klar, eigentlich bräuchten Of Virtue nicht noch mehr gesangliche Variation. Doch Rodriguez bringt noch einmal eine ganz neue Note in den Sound des Albums.
Of Virtue von Anfang bis Ende auf hohem Niveau
Es gelingt der Band im Übrigen gut, das hohe Niveau des Anfangs weitgehend bis zum Ende beizubehalten. Wie schon gesagt, es ist ein Album und da dürfen auch Songs erlaubt sein, die mehr Lückenfüller als Überhits sind. Doch für „Omen“ gilt sehr klar: Die Hits sind in der Überzahl. Zum Beispiel das schon im letzten Jahr als Single veröffentlichte „Sinner“, das auch musikalisch noch einmal eine interessante, sphärische Seite von Of Virtue offenbart. Auf die ganz großen Experimente verzichtet die Band übrigens auch am Ende des Albums. Man hätte hier sicher noch einmal etwas mehr wagen können, doch seien wir ehrlich: Of Virtue sind so oder so vielseitiger als viele Bands ihres Genres. Wenn man die Band denn überhaupt einem Genre zuordnen kann – oder muss.
Foto: Austin Spruill / Offizielles Pressebild
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