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Rock
Kritik: Monster Magnet - "A Better Dystopia"
Eine Lebensweisheit besagt, dass man in die Zukunft schauen soll, statt in der Vergangenheit zu leben. Aber vielleicht ist es ...
VON
Sarah-Jane Albrecht
AM 17/05/2021
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Eine Lebensweisheit besagt, dass man in die Zukunft schauen soll, statt in der Vergangenheit zu leben. Aber vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn man einen vergangenen Zeitgeist der Musik wieder erweckt, um verborgene Schätze neu zu erkunden. Und dieses Prinzip haben Monster Magnet für ihr erstes Cover-Album verfolgt.
Für „A Better Dystopia“ hat man sich nicht mit populären Hits beschäftigt, sondern den Fokus auf verborgene Schätze der späten 60er und frühen 70er Jahre gelegt.
Monster Magnet begeben sich auf eine musikalische Reise
2020 war die Band auf einer Europa-Tour unterwegs, um ihr Hit-Album „Powertrip“ zum Besten zu geben. Kaum waren sie nach Hause zurückgekehrt, mussten sie ihre anstehende Tour in den USA absagen, da sich die Pandemie sich bereits ausbreitete.
So entstand eine neue, bislang unbekannte Situation für die Band, die seit 30 Jahren die Welt durch Touren erkundete. Also was macht man, wenn eine Gewohnheit gebrochen wird? Man muss Wege finden, um sich zu beschäftigen. Und somit lädt uns die Psychedelic-Rock-Legende Dave Wyndorf zu einer ganz persönlichen Playlist ein, in der er uns einige seiner All-Time-Favorites aus seiner Kindheit präsentiert.
Und somit beginnt es mit dem ausdrucksstarken „The Diamond Mine“, indem der Frontsänger einen klassischen Monolog von Dave Diamonds rezitiert. Die für uns mittlerweile unbekannte Person war ein amerikanischer Radio-DJ, dessen Sendungen in den späten 60ern und frühen 70er Jahren vielen Psychedelic- und Acid-Rock-Bands zu steigender Bekanntheit verholfen hat.
Ein wenig schneller als das Original spricht der Sänger das Intro ein und lässt es durch seine untermalenden Emotionen wie eine wirklich dringende Botschaft klingen.
Weiter geht es mit dem energiegeladenen Hawkwind-Klassiker „Born To Go“, der den eigentlichen Trip der Platte einleitet. Er weist ähnliche Züge auf wie die alten, originalen The Ramones-Songs, die mit starken Akkorden eines Gitarrensolos unterstützt werden. Unverwechselbar spielt Sänger Dave Wyndorf mit seiner Stimme und lässt sie in unmögliche Höhen und Tiefen schnellen, bei denen das Ohr kaum hinterherkommt.
Tracks wie “Be Forewarned” sind für das Format von Monster Magnet geschaffen. Denn Zeilen wie: “Some people think I’m an advocate of Lucifer Some say I’m a child of god, yes they do” repräsentieren die Persönlichkeit der Band. Besonders markant ist die Tenor-Stimme und das dominante Brüllen, welches in melodischen Akkorden der Gitarre ausläuft.
Weiter geht’s mit der bereits vorab veröffentlichten Psychedelic-Single „Mr. Destroyer“. Der Sound erinnert nicht nur nicht nur an die alten Kriegslieder über den Vietnamkrieg, er stammt auch dieser Zeit. Durch die wabernden Riffs und wirbelnden Vocal-Parts kommt es zu beinah visionären Wirkkräften, die Züge von Black Sabbaths „War Pigs“ tragen. Kein Wunder, dass man kurzerhand in andere Dimensionen verfällt.
Monster Magnet vereinen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Der von Jerusalem stammende Track „When The Wolf Sits“ ähnelt durch wabernde Riffs und einem Black Sabbath-Vibe seinem Vorgänger-Track. Jedoch verschwinden die psychedelischen Elemente von der Bildfläche und der Hard Rock stürmt den Platz. Ein ausgedehntes Gitarrensolo, stampfende Beats und der old-fashioned Chorus lassen die Haare im Takt der Musik wirbeln.
„It’s Trash“ ist ein typischer Garagen-Rock Track, der mit Punkrock gemischt wurde. Dieser handelt von einer Beziehung, die in die Brüche geht und der Partner angelogen wird. Total wütend über die Situation schreit sich der Sänger die Seele aus dem Leibe.
Zusätzlich wird sie von einem Echo-Effekt verzerrt, der die Stimmung angespannt und aggressiv wirken lässt. Durch das schnelle Trommeln der Drums und der erneute Fuzz-Sound der Gitarre wird die pure Hässlichkeit der Situation im musikalischen Sinne widergespiegelt.
Der Punkrock-Hit „Motorcycle (Straight To Hell)“ stammt von der Band Table Scraps und ist mit seinen drei Jahren wohl der jüngste und „modernste“ Song. Dave lernte sie vor einigen Jahren kennen und ging kurzerhand mit ihnen auf Europa-Tournee.
Durch den musikalischen Oldschool-Touch der verzerrten Stimme und der kratzigen Gitarren wirkt er altmodisch, rockig und vor allem wild. Zieht die alten Boots an und ab ins Auto, um den Track lauter zu hören, als es gesellschaftlich angebracht wäre.
Abschließend runden „Learning To Die“ und „Welcome To The Void“ die Dystopie ab, indem sie nochmals alles unter Beweis stellen, was dem Psychedelic-Rock zugeschrieben wird.
Die Reise in andere Dimensionen wird beendet, während der man sich lieber festgehalten hat. Ein Feuer aus Vintage und Oldschool, brennenden Fuzz-Leads, stampfenden Bässen und Drums führen zu einer halluzinogenen Fahrt.
Bild: Offizielles Artwork zu „A Better Dystopia“
Monster Magnet News
A Better Dystopia
Künstler: Monster Magnet
Erscheinungsdatum: 21.05.2021
Genre: Rock
Label: Napalm Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- The Diamond Mine
- Born To Go
- Epitaph For A Head
- Solid Gold Hell
- Be Forewarned
- Mr. Destroyer
- When The Wolf Sits
- Death
- Situation
- It's Trash
- Motorcycle (Straight To Hell)
- Learning To Die
- Welcome To The Void
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