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AlternativePost-HardcoreRock

Kritik: Future Palace - "Escape"

Mit Future Palace ging vergangenes Jahr ein neuer Stern am Band-Himmel auf. Das Trio aus Berlin brachte zuerst einige Singles ...

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Mit Future Palace ging vergangenes Jahr ein neuer Stern am Band-Himmel auf. Das Trio aus Berlin brachte zuerst einige Singles als Self-Release auf den Markt, bevor Arising Empire die Kombo unter ihre Fittiche nahm.

Nun bringen die Hauptstädter mit „Escape“ ihr Debüt-Album an den Start. Darauf zu finden sind insgesamt elf Tracks, die sich aus zwei Neuauflagen der Eigenveröffentlichungen, einer Akustik-Version und acht extra für das Erstlingswerk gefertigten Songs zusammensetzen. Mitproduziert wurde der Longplayer übrigens von Annisokay-Frontmann Christoph Wieczorek.

Future Palace überzeigen auf „Escape“ mit ihren musikalischen Qualitäten

Ihr neues Signing stellte Arising Empire im März dieses Jahres mit der Single „Illusionist“ vor. Für den Song holten sich Future Palace Unterstützung von Alazka-Frontmann Tobias Rische. Kein schlechter Schachzug, um gleich zu Beginn eine breite Hörerschaft auf sich aufmerksam zu machen. Doch auch abseits des Features haut der Track schon ganz ordentlich rein.

Präsente Gitarren, ein schneller Beat und die kräftige Stimme von Sängerin Maria, die sich bereits vor ihrer Karriere als Future Palace-Frontfrau bei YouTube als It’sPandaCore einen Namen machen konnte. Der niedlich anlautende Channel-Name der Sängerin wird ihrer Gesangsqualität in keinster Weise gerecht. Statt mit flauschigem Stimmchen überzeugt sie durchweg mit ordentlich Power hinter den Stimmbändern.

„Illusionist“ wird durch Risches Part im Break natürlich aufgewertet und bringt hier altbekannte Alazka-Vibes mit. Die Kirsche auf dem Sahnehäubchen, doch nicht nur allein deshalb ist der Track eine gut gewählte Single-Auskopplung. Zugegebenermaßen hätte er auch ohne das Feature funktioniert und vor allem Freunde von rockigen Post-Hardcore-Klängen abgeholt.

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„Twisted“ sowie auch „Maybe“ bringen beide eine gewisse musikalische Schwere mit, was sicherlich nicht zuletzt an den Lyrics liegt. Eine persönliche Thematik scheint beiden Tracks zugrunde zu liegen und auch Sängerin Maria gibt das gesanglich wieder: Die Songzeilen scheinen ihr regelrecht aus der Kehle zu springen, als wären sie dort schon länger gefangen. Stücke zum Mitfühlen.

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„Maybe“ zeigt das übrigens auch nochmal in einer Stripped-Down-Version. Die Single erschien auch als Akustik-Version mit dazugehörigem Musik-Video. Hier zeigt Sängerin Maria, dass sie nicht nur power-, sondern auch gefühlvoll kann. Hut ab!

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Den straighten Tracks der Scheibe stehen etwas verspieltere Stücke gegenüber, wie z.B. „Ghost Chapter“. Der Song wurde ebenfalls vorab als Single veröffentlicht und erinnert in Stücken an Dream State. Schnelle Parts im Refrain und ein langsameres Tempo in den Strophen bieten Abwechslung. Auch „Break Free“ oder „My Air“ können hier eingeordnet werden.

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„Lately“ gehört soundtechnisch zu der etwas experimentelleren Sorte, wirkt in den Strophen melancholisch, um im Refrain dann wieder altbekannt gradlinig vorzupreschen.

„Parted Ways“, ebenfalls als Single im Vorfeld ausgekoppelt, plätschert dagegen hier und da ein wenig dahin, fehlt doch etwas die Abwechslung innerhalb des Tracks.

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Auf „Something New“ wagen Future Palace dann endlich einen ersten Ausbruch aus den Strukturen, die sie beherrschen. Das Stück ist mit elektronischen Tunes hinterlegt und besitzt insgesamt ein etwas schnelleres Tempo als der Großteil der Tracks des Albums. Auch werden durch Breaks innerhalb des Songs Tempowechsel hervorgerufen, was den Track insgesamt sehr kurzweilig macht. Gern öfter so.

„Anomaly“ als eins der Stücke, das bereits als Self-Release vor der Unterzeichnung des Vertrags bei Arising Empire auf den Markt kam, kommt vor allem im Refrain mit Kraft daher. Zwar dauert es etwas, bis das Stück wirklich „loslegt“, doch hier kommt vor allem dann auch das „Hardcore“ aus dem „Post-Hardcore“ heraus. Da wippt sogar der Fuß unter dem Schreibtisch mit.

Letztlich sind die beiden letztgenannten Songs aber auch die, die am meisten herausstechen. Future Palace können das, was sie da machen, und das auch wirklich sehr gut. Doch Raum zum Experimentieren lassen sich die drei Hauptstädter nicht.

Das Erstlingswerk mag vielleicht etwas ZU solide sein, wird in der Szene aber dennoch funktionieren. Vor allem live wird die Band – sobald möglich – definitiv überzeugen können, allein ihrer Musiker-Qualitäten wegen.

Vielleicht wagen sie auf einem neuen Album auch mal den Schritt über die Grenze dessen, was sie können, hinweg.

Foto: Hello Bipo / Offizielles Pressebild zu Future Palace

ALBUM
Escape
Künstler: Future Palace

Erscheinungsdatum: 18.09.2020
Genre: , ,
Label: Arising Empire
Medium: CD

Tracklist:
  1. Illustionist (feat. Tobias Rische)
  2. Twisted
  3. Maybe
  4. Ghost Chapter
  5. Lately
  6. Parted Ways
  7. Something New
  8. Anomaly
  9. Break Free
  10. My Air
  11. Maybe - stripped
Future Palace Escape
Future Palace Escape
7.5
FAZIT
Future Palace bieten auf „Escape“ soliden Post-Hardcore mit Einschlägen aus dem Alternative-Bereich und überzeugen vor allem mit ihrem musikalischen Können. Hört man das Album, so lässt sich nicht mal ansatzweise vermuten, dass das Trio damit ihren Einstand als Bandformation feiert, wirken die Tracks doch sehr durchdacht und konzeptioniert.

Wenn man etwas vermisst, dann womöglich die Innovation. Future Palace dürfen durchaus auch mal einen Ausbruch aus den Genregrenzen wagen, was an der ein oder anderen Stelle dem Sound vermutlich etwas mehr Abwechslung verliehen hätte. Dennoch ist „Escape“ für ein Debüt-Werk mehr als solide und ebnet der Truppe sicherlich den Weg, dauerhaft in der Szene Wurzeln zu fassen.