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Kritik: Creeper - "Sanguivore"

Etwas über zwei Jahre ist es nun her, dass uns Creeper ihre bislang aktuellste Platte „American Noir“ servierten. Mit Tracks ...

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Etwas über zwei Jahre ist es nun her, dass uns Creeper ihre bislang aktuellste Platte „American Noir“ servierten. Mit Tracks wie „Midnights“ oder „America At Night“ haben sie uns gezeigt, wie eingängig Gothic-Rock-Stücke sein können und konnten einige neue Fans für sich gewinnen.

Creeper läuten eine neue Ära ein

Der neue Longplayer kommt mit insgesamt zehn frischen Tracks daher. Drei dieser Songs wurden uns von Creeper bereits vorab zur Verfügung gestellt – „Cry To Heaven“, „Teenage Sacrifice“ und „Black Heaven“ wurden seit Mai diesen Jahres veröffentlicht. Somit bleiben noch sieben Singles übrig.

Bei ihrem letzten Auftritt im Roundhouse in London verkündete Darcia, dass es Zeit für eine neue Ära ist und die Truppe kaum begeisterter sein könne. Gemeinsam mit über 3.000 Leuten wurde somit nicht nur ein neues Kapitel, sondern gleich eine ganz neue Geschichte von Creeper eröffnet, nachdem die alte mit der (inszenierten) Enthauptung von Sänger William endete. Und welcher Tag eignet sich da besser als Freitag der 13., der auch noch genau in den Gruselmonat Oktober fällt?

Prolog

Mit „Further Than Heaven“ erschaffen die Engländer eine sehr rockige und cineastische Atmosphäre. Mit dem über neun Minuten langen Track führen uns Creeper durch Höhen und Tiefen. Vor dem inneren Auge kann man sich hier direkt ein richtige Rock-Oper vorstellen. Inspiriert wurden Creeper bei „Sanguivore“ von mehreren Faktoren.

Jedes Album ist eine Story in sich, das Ganze ist schlüssig und rund. Sie wollten unbedingt ein Album kreieren, welches primär Vampire und ihre Geschichten behandelt. In diesem Fall geht es um die Beziehung zwischen Mercy, einer Vampirin, die aussieht wie eine unschuldige 19-jährige, und Nook, ein älterer Herr, der sich von ihr in den Bann ziehen lässt, aber ihre frühere Menschlichkeit nicht aus den Augen verliert.

Aber eine der wohl größten Inspirationsquellen ist wohl der 2021 verstorbene Rock- und Musical-Komponist Jim Steinman, welcher unter anderem für Meat Loaf („I’d Do Anything for Love“) oder Bonnie Tyler („Total Eclipse of the Heart“) sowie einige Musicals geschrieben hat.

Die ersten Kapitel

Den zweiten Track auf der Platte „Cry To Heaven“ haben uns Creeper bereits im Mai zur Verfügung gestellt.

Mit „Sacred Blasphemy“ und „The Ballad Of Spook and Mercy“ entführt uns das Quintett immer mehr in die Geschichte. Sänger William zeigt uns, dass ersowohl Hohe auch als tiefe Oktaven mit seiner Stimme anschlagen kann, welche die Erzählung noch lebhafter machen als der instrumentale Part.

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„Sacred Blasphemy“ überzeugt mit einer weitaus rockigeren Note als man es teilweise von Creeper gewohnt war. Die Rockballade hingegen ist eher ruhig gehalten und erzählt in gewisser Weise eine sehr klassische Vampirgeschichte, die wir euch an dieser Stelle aber nicht weiter spoilern möchten.

Die Hauptstory

„Lovers Led Astray“ wartet dann wieder mit rockigen Tönen auf. Untermalt wird der ganze Song noch von tiefen Synthesizer- und Gitarren-Klängen. Mit „Teenage Sacrifice“ behalten Creeper den rockigeren Touch bei. Da es diesen Track jedoch bereits seit August auf allen gängigen Plattformen gibt, sparen wir uns eine große Umschreibung und lassen euch euer eigenes Bild machen.

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„Chapel Gates“ ist der siebte Track und weist in eine immer punkigere Richtung. Es finden sich die verschiedensten Stile auf „Sanguivore“, doch Creeper haben ein Werk geschaffen, welches durch und durch harmoniert und keine verwirrenden Sprünge in der Geschichte erzeugt. Auch „The Abyss“ fügt sich, trotz des etwas gruseliger angehauchten Vibes, perfekt in das Gesamtbild ein und das, obwohl er nur als Überleitung zu „Black Heaven“ dient.

Das Finale

„Black Heaven“ bringt auf dem vorletzten Platz einen sehr erfrischenden Twist. Doch auch hier haben wir einen bereits veröffentlichten Track. Den findet ihr gleich nachstehend.

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„More Than Death“ ist ein sehr emotionales Versprechen zum Ende der Geschichte hin. Der Track gibt einem das Gefühl, dass man das Buch in wenigen Seiten ausgelesen hat und schließen wird, nicht jedoch ohne das ein oder andere Highlight zum Schluss. Das ganze Album ist somit sehr rund und folgt einem roten Faden.

Geleitet wurden Creeper vor allem von einem Satz: „Was würde Jim Steinman tun?“. Doch auch die verschiedensten Anspielungen auf paranormale Geschichten und andere Überlieferungen waren ebenfalls ein großer Inspirationsfaktor. Wie jeder Autor und Songwriter haben die Engländer den ein oder anderen Moment aus ihrem Leben auf der Platte eingebracht und verewigt. Man kann also sagen, dass die fünf von überall her ihre Inspirationen hatten. Und im Allgemeinen hat sich die Band auch sehr verbessert und ist mehr zusammengewachsen, was man deutlich merkt, denn auf „Sanguivore“ bekommt man den Eindruck, dass die Band an Selbstvertrauen gewonnen hat.

Foto: Andy Ford / Offizielles Pressebild

ALBUM
Sanguivore
Künstler: Creeper

Erscheinungsdatum: 13.10.2023
Genre: ,
Label: Spinefarm
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Further Than Forever
  2. Cry To Heaven
  3. Sacred Blasphemy
  4. The Ballad Of Spooky & Merci
  5. Lovers Led Astray
  6. Teenage Sacrifice
  7. Chapel Gates
  8. The Abyss
  9. Black Heaven
  10. More Than Death
Creeper Sanguivore
Creeper Sanguivore
9
FAZIT
Alles in allem überzeugen Creeper auf „Sanguivore“ mit einem absolut runden Album. Die Geschichte in sich ist sehr stimmig und es wird nicht langweilig, sich diesen Longplayer anzuhören und immer wieder in die Erzählung rund um Mercy und Nook einzutauchen. Der instrumentale Part überzeugt mit seinem Abwechslungsreichtum und dem mehr und mehr durchdringenden Selbstbewusstsein der Band. Die Platte ist durch all ihre Einflüsse eine sehr kreative und gut gelungene Mischung.