
Review
Modern Metal Rock
Kritik: Chevelle - „Bright As Blasphemy"
Gut Ding wollte Weile haben.
VON
Maik Krause
AM 11/08/2025
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Als das wohl schwierigste Unterfangen ihrer bisherigen Karriere hatte Drummer Sam Loeffler den Entstehungsprozess von „Bright As Blasphemy” bezeichnet. Immerhin hatte man das zehnte Studioalbum nicht nur selbst produziert, sondern auch immer wieder verschieben müssen, obwohl man schon im März 2023 im Studio war. Am 15. August 2025 schließlich, und damit 30 Jahre nach ihrer Gründung, beweisen Chevelle, dass man nach wie vor mit ihnen rechnen kann. Vielleicht gerade zur rechten Zeit.
Chevelle: Das Comeback des Alternative Metals als Chance
Mit Songs wie „The Red” oder „Send The Pain Below” gehörten die US-Amerikaner in den 2000ern zu den ganz großen Namen im Alternative Metal. Das Genre hatte damals gemeinsam mit dem Emo/ Pop Punk die Nu Metal-Welle abgelöst und Bands wie Breaking Benjamin, Staind oder Three Days Grace in die ganz großen Hallen gespült.
In den vergangenen Jahren hatte dieser Sound dann wieder große Popularität erfahren (Stichwort „Baddiecore“), blickt man alleine auf den Erfolg von Bad Omens oder Motionless In White. Doch auch Bands wie die Deftones oder Evanescence sind durch TikTok mittlerweile einem breiten und vor allem jüngeren Publikum bekannt. Die Annahme, dass sich Trends etwa alle 20 Jahre wiederholen, trifft hier also sicherlich zu. Ob auch Chevelle davon profitieren können?
„Bright As Blasphemy“ ist ein Volltreffer
Mit „Bright As Blasphemy” gehen die Brüder Loeffler – Sänger und Gitarrist Peter und Schlagzeuger Sam – keine allzu großen Experimente ein und bleiben bei ihrem bewährten Sound. Stellvertretend dafür steht zum Beispiel „Jim Jones (Cowards Part 2)”, der sich tatsächlich mit dem bekannten Sektenführer des Peoples Temple befasst, möglicherweise aber auch ein Hint auf aktuelle Ereignisse ist.
Musikalisch geben sich Chevelle gewohnt groovig mit ordentlichen Prog-Einflüssen und spielen dabei immer wieder mit Tempo und Lautstärke, was dem Album sehr zu Gute kommt. „Hallucinations” und „Blood In The Fields” kommen schaurig und bedrohlich daher, während „Wolves (Love and Light)” zum echten Test für die Nackenmuskeln wird und ohnehin eines der Highlights der Platte ist. Weniger ist hier definitiv mehr, denn statt zu sehr mit Soundeffekten zu spielen, geben Chevelle hier nur an den wichtigen Stellen weitere Ebenen hinzu, wie der wütende Chor-Part im Chorus oder das Flüstern ganz am Ende.
„AI Phobias” ist da in dieser Hinsicht der vielleicht „experimentellste” Song, der sich nicht nur vom verzerrten Bass treiben lässt, sondern auch immer wieder mit Vocal- und Sound-Effekten spielt. Das geht aber absolut auf und lässt den Song definitiv herausstechen, wenngleich sich hier einige Kandidaten hervortun. Bei insgesamt nur neun Songs (aber etwa 40 Minuten Laufzeit) also eine recht hohe Hitdichte. Man kann eigentlich nur hoffen, dass sich die Band damit endlich auch wieder bei uns blicken lässt.
Foto: Chevelle / Offizielles Pressebild
Bright As Blasphemy
Künstler: Chevelle
Erscheinungsdatum: 15.08.2025
Genre: Modern Metal, Rock
Label: Alchemy Recordings
Medium: Streaming, CD, Vinyl, etc
- Pale Horse
- Rabbit Hole (Cowards, Pt. 1)
- Jim Jones (Cowards, Pt. 2)
- Hallucinations
- Wolves (Love & Light)
- Karma Goddess
- Blood Out In The Fields
- Al Phobias
- Shocked At The End Of The World
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