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AlternativeModern Metal
Kritik: Blind Channel - "Violent Pop"
Leute, die Bewegung ist in vollem Gange! Spätestens seit ihrer Support-Tour mit Amaranthe und ihren Headliner-Konzerten in Deutschland Anfang dieses ...
VON
Jonas Happel
AM 08/03/2020
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Leute, die Bewegung ist in vollem Gange! Spätestens seit ihrer Support-Tour mit Amaranthe und ihren Headliner-Konzerten in Deutschland Anfang dieses Jahres, sind Blind Channel vom Geheimtipp zu wahren „Violent Pop Core-Veteranen“ mutiert und sind auch hierzulande namentlich um einiges bekannter, als es noch vor einigen Monaten der Fall war. Im Jahr 2019 wurde die Band sogar für die finnischen „Grammys“ in der Kategorie „Rock of the Year“ nominiert und stand bereits mit Künstlern wie Hollywood Undead, Disturbed, Simple Plan und All That Remains auf der Bühne. Ihr seht schon, Blind Channel sind weit mehr als der kleine Geheimtipp aus dem hohen Norden! Am Freitag haben die Jungs ihre neue Platte „Violent Pop“ auf den Markt geworfen. In den kommenden Zeilen erfahrt ihr, ob es sich lohnt, in die Scheibe reinzuhören.
Foto: C. Pekkakeränen / Offizielles Pressebild
Das Album startet, wie es der Name eigentlich vermutet lässt, nicht mit hartem Pop, sondern mit einer ordentlichen Rock-Nummer namens „Gun“, die vor allem vom Gitarrensound her dezent an den 2000er New Metal-Sound angelehnt ist. Dazu kommen feine Rap-Passagen, die dem Ganzen einen modernen Touch geben und den Genre-Mix, welchen Blind Channel auf ihrem Album forcieren, sehr eindrucksvoll verdeutlicht. Limits durchbrechen scheint hier die Devise zu sein!
Das anschließende „Over My Dead Body“ ist wohl der Ohrwurm-Track der Platte und bildet mit den darauf folgenden vier Tracks allesamt Songs, die die Band bereits vorab veröffentlicht hat. Genre-Kennern wird schnell auffallen, dass Blind Channel durchaus in die gleiche Kerbe zum alten Eskimo Callboy-Sound schlagen, dabei allerdings weniger aufgeregt wirken. „Died Enough For You“ nimmt schließlich die Energie seines Vorgängers unmittelbar auf und kann vor allem mit einem eingängigen Refrain punkten. Immer wieder kommen hier deutliche Pop-Strukturen zum Ausdruck, die sich in den Gesangsmelodien wiederfinden, durch einen drückenden Gitarrensound und saftige Shouts die entsprechende Härte jedoch nicht vermissen lassen. Ich bin mir sicher, dass dieser Mix einigen von euch gefallen wird.
Das anschließenede „Fever“ kommt dann durchaus softer daher und könnte für mich auch locker in den hiesigen Radiostationen laufen. Die fehlende Härte tut der Songstruktur jedoch sehr gut, sodass man am Ende wirklich von einer härteren Popnummer sprechen kann, die sich leicht im Ohr einfindet und mit Sicherheit bei einigen von euch im Kopf bleibt.
Bei „Timebomb“ darf es dann wieder etwas mehr nach vorne gehen, zusätzlich haben sich Blind Channel hier mit Alex Mattson aber noch eine durchaus spannende Unterstützung dazugeholt. Der 22-jährige Finne sollte nämlich vor allem Fans aus der Pop/EDM-Szene bekannt sein. Ihr merkt schon, eine nicht allzu typische Kombi, dem Song aber gibt sie mit passenden Samples und Hooks einen deutlichen Wiedererkennungswert. „Snake“ mit einem Feature von GG6 von Amaranthe darf dann wieder einen deutlich düsteren Sound einschlagen. Drückende Gitarren und harte Shouts stellen hier das Hauptmerkmal und bilden am Ende eine durchaus gelungene Kombination, die hier und da leichte „Death-Metal-Strukturen“ nicht außen vor lassen.
Blind Channel setzen mit ihrem „Violent Pop“ neue Akzente
„One Of Us“ überrascht im Anschluss mit Chorgesängen sowie diversen Rap- und Elektroparts und erinnert vor allem im Refrain an den alten Eskimo Callboy-Sound. Das ist aber nicht negativ auszufassen, immerhin legen Blind Channel immer wieder coole „Danceparts“ ein und wirken dabei nicht wie ein EC 2.0, sondern bleiben in ihrem Sound eigenständig und sehr experimentierfreudig. „Enemies With Benefits“ ist dann wohl die Ballade der Platte und kommt zu Beginn allein mit Samples und Streichern aus, bevor später die komplette Band einsetzt. Vor allem die Clean-Vocals kommen hier vermehrt zur Geltung und zeigen noch einmal mehr die Bandbreite, welche die Band hier bedienen kann, auf. Das anschließende „Love Of Mine“ lässt sich leicht mit so manchen To The Rats And Wolves-Output der vergangenen Jahre vergleichen, erinnern mich vor allem die Gesangslines sehr an Sänger Nico. Natürlich kein Drama, aber der Song schafft es leider nicht wirklich in mein Ohr, da ihm am Ende die „Catchyness“ fehlt.
Hat hier jemand nach Ballade geschrien? Kein Problem, denn „Feel Nothing“ kann sich nahtlos in diese Songart einreihen und präsentiert erneut den ruhigen Sound der Band, kommt dabei ohne großartige Besonderheiten aus. Ein guter Track, der aber nichts Besonderes in petto hat. Mit „Lanterns“ endet schließlich „Violent Pop“ und erinnert mit seinem Sound stark an diverse Linkin Park-Songs. Gerade die Cleans hätten so auch locker von Chester Bennington gesungen werden können. Eigentlich passend, haben Blind Channel doch in unserem Interview die Band aus den Staaten als Künstler auserkoren, mit denen sie gerne mal die Bühne teilen würden. Der Vergleich mit LP darf am Ende aber durchaus als Kompliment aufgefasst werden, denn Melodie und Rapparts laden deutlich dazu ein, den Song mehrfach durchzuhören.
Foto: C. Pekkakeränen / Offizielles Pressebild
Violent Pop
Künstler: Blind Channel
Erscheinungsdatum: 06.03.2020
Genre: Alternative, Modern Metal
Label: Out Of Line
Medium: CD, Vinyl
- Gun
- Over My Dead Body
- Died Enough For You
- Fever
- Timebomb (Feat. Alex Mattson)
- Snake (Feat. GG6 from Amaranthe)
- One Of Us
- Enemies With Benefits
- Love Of Mine
- Feel Nothing
- Lanterns
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