Review
PunkrockRock
Kritik: AOP - "Von wegen Punkrock"
Wenn der Bandname AOP für AndiOliPhilipp steht, dann sollte auch den diesem Genre weniger zugeneigten Leserinnen und Lesern klar werden, ...
VON
Mauritz Hagemann
AM 23/06/2021
Artikel teilen:
Wenn der Bandname AOP für AndiOliPhilipp steht, dann sollte auch den diesem Genre weniger zugeneigten Leserinnen und Lesern klar werden, dass wir es hier mit einer Deutschpunk-Formation zu tun haben.
Auf deren neuestem Werk – Studioalbum Nr.3 – „Von wegen Punkrock“ haben die drei Herren ihre Fans ganze 10 Jahre warten lassen. Dazwischen lag allerdings zwischen 2013 und 2017 die vorübergehende Trennung der Band, die sich schon Ende der Neunziger in der Schule kennengelernt hatte und bis zu ihrer Trennung nahezu alle großen deutschen Festivalbühnen bespielen durfte.
Punkrock mit Tiefgang?
Das Cover von „Von wegen Punkrock“ ziert ein klassisches, modernes Einfamilienhaus, wie es sie in den Neubaugebieten dieses Landes zuhauf gibt. Die Interpretation dieses Covers bleibt den Hörerinnen und Hören dann aber selbst überlassen.
Zielt die Band auf das eigene Alter und die geänderten Lebensgewohnheiten ab? Oder ist es ein Hinweis, dass man nie genau weiß, was uns einen hinter einer scheinbar langweiligen und einfältigen Fassade erwartet? Ziemlich viel Tiefgang für Deutschpunk.
Zum Glück sind die ersten Songs von „Von wegen Punkrock“ dann nicht mehr so fordernd. Sowohl „Unsere Lieder“ – ein klassischer Opener, in dem die E- dankend von der Akustikgitarre übernimmt – und „Zum Punk hat’s nicht gereicht“ sind mehr als ohrwurmverdächtig. Da kann man auch getrost darüber hinwegsehen, dass die Lyrics sich doch auf eher überschaubarem Niveau einpendeln. Allein zum Thema von „Zum Punk hat’s nicht gereicht“ – Punkrock-Polizei, Was ist eigentlich noch Punk, Was darf man als Punkband usw. – fallen einem auf der Schnelle zahlreiche weitere Songs anderer Deutschpunk-Bands ein.
Das Thema ist einfach ausgelutscht und dabei hat es keine Relevanz, denn außerhalb dieser Songs wird nie darüber diskutiert und gestritten, was eigentlich Punk ist. Vielleicht steckt ja eine Punkrock-Verschwörung dahinter? Immer wenn die eine Band über das Thema singt, kann die nächste Band das Thema aufgreifen – sozusagen ein Punkrock-Schneeball. Schon wieder sehr viel Tiefgang für Punk.
Tiefgang haben die Texte in der Mitte des Albums gleichwohl nur selten. Das „Lied für mich“ hätte sich Sänger Oliver Pfleger auch gut weiter alleine vorsingen können – „Ich steh für das ein, woran ich glaube“ hat jedenfalls gute Chancen auf den ersten Platz im berühmt-berüchtigten „Hohle-Phrasen in Songtexten“-Wettbewerb.
AOP liefern unterhaltsame Musik
Wenn man bei den Texten allerdings nicht so ganz genau hinhört, erlebt man auf „Von wegen Punkrock“ vor allem unterhaltsamen Punkrock, der vor allem bei schnellen und energiegeladenen Songs wie „Meine Freude“ seine Stärken ausspielen kann.
Mit „Bei Hitlers brennt noch Licht“ beschließt eines der absoluten Highlights des Albums das zweite Drittel. Mit ihrer Antwort auf das Wiedererstarken der rechten Szene durch den Aufstieg der AfD liefern AOP einen starken, weil nicht platten Song gegen Rechts ab – natürlich darf auch der obligatorische Tagesschau-Einspieler dabei nicht fehlen.
Im letzten Drittel kann dieses Niveau dann leider nicht ganz gehalten werden. Es bleibt letztlich beim Gesagten: Die schnellen Songs – zum Beispiel „Bis ans Ende der Welt“ oder „Wunderschön“ wissen zu gefallen, ruhigen Nummern wie „Halt mich“ fehlt es ein wenig am Überraschungseffekt.
„Mit Vollgas ins Glück“ beendet das Album ohne Frage sehr versöhnlich und mit viel Energie, die man sich auch schon auf den in gut 45 vorherigen Minuten ein wenig öfter gewünscht hätte.
Foto: Alexander Penndorf / Offizielles Pressebild zu AOP
AOP News
Von wegen Punkrock
Künstler: AOP
Erscheinungsdatum: 18.06.2021
Genre: Punkrock
Label: I Like My Records
Medium: CD, Vinyl, etc
- Unsere Lieder
- Zum Punk hat's nicht gereicht
- Ich will es nicht mehr hören
- Lied für mich
- Wenn ich dich seh
- Meine Freude
- Spiegel
- Prophet
- Schwarzweiss
- Bei Hitlers brennt noch Licht
- Bis ans Ende der Welt
- Halt mich
- Ganz weit weg
- Wunderschön
- Mit Vollgas ins Glück
AOP News
More Reviews