Review

Post-Hardcore

Kritik: Anchors & Hearts - "Deathlist"

Wer bisher nichts von Anchors & Hearts gehört hat, hat erstens ziemlich viel verpasst. Zweitens könnte man beim Namen und ...

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Wer bisher nichts von Anchors & Hearts gehört hat, hat erstens ziemlich viel verpasst. Zweitens könnte man beim Namen und der Band und dem Namen des neuen und insgesamt fünften Albums „Deathlist“ eine falsche Vorstellung von dem, was die Band macht, bekommen. Denn bekanntlich stehen Anchors & Hearts zwar durchaus für härtere Töne, haben aber seit ihrer Gründung im Jahr 2012 immer großen Wert auf Melodien und Mitsing-Refrains gelegt. Musikalisch schwer in Genres zu packen, steht die Band seit über 10 Jahren aber tendenziell am ehesten für eine erfrischende Post Hardcore-Mischung.

Klare Strukturen, starke Refrains

Dass sich dieser Grundsatz auch auf „Deathlist“ nicht ändert, wird schnell klar. Das Album startet mit dem Titeltrack, der auf ganzer Linie typisch für den Sound der Band ist. Im Mittelpunkt steht ein eingängiger Refrain, in den Strophen geht es hingegen auch schon einmal etwas härter zur Sache. Ein gelungener Start, wobei beim Hören schon die Frage aufkommt, ob es den Songs so oder so ähnlich schon auf einem früheren Album von Anchors & Hearts gegeben hat. Innovatives Songwriting geht sicher anders, aber dafür sind Titeltracks und Opener schließlich auch nicht gedacht.

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Nicht alles wird zu Gold

Für die nötige Innovation haben Anchors & Hearts noch zehn weitere Chancen. Und diese nutzen sie mal mehr, mal weniger. In „Wasted Lives“ geht es zum Beispiel sehr klar strukturiert weiter. „Never Thought“, der schon vorab als Single veröffentlicht wurde, besticht hingegen durch eine andere, aber ebenfalls sehr eingängige Rhythmik im Refrain. Das macht nicht nur Laune, sondern zeigt auch das Bestreben der Band, Mainstream-tauglichere Songs zu schreiben. Auch „The Everlasting“ wurde schon vorab veröffentlicht und zeigt noch einmal ein etwas anderes Gesicht der Band. Weniger im Refrain, der wieder sehr typisch daherkommt, sondern eher in den Strophen. Ob aus Sänger Manuel Wintjen noch einmal ein begnadeter Rapper wird? Den Beweis dafür bleibt er uns zunächst schuldig.

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Ab der Albummitte nehmen die härteren Gitarrenriffs zu, doch Anchors & Hearts bleiben sich im Wesentlichen treu. Nahezu jeder Song gipfelt in einem mal mehr, mal weniger einprägsamen Refrain. In Sachen Songstrukturen hätte sich die Band beim Songwriting sicher etwas mehr trauen können. Allerdings werden Anchors & Hearts selbst gemerkt haben, dass gerade die Songs, die eine sehr gradlinige, einfache Struktur aufweisen, eingängiger und insgesamt überzeugender klingen. Warum sollte man also auf Biegen und Brechen etwas versuchen, was nicht zur Band passt?

Mehr Privates als Politisches

Was durchaus zur Band gepasst hat, waren die überwiegend politischen und gesellschaftskritischen Texte auf dem Vorgängeralbum „Guns Against Liberty“. Die fehlen auf „Deathlist“ weitgehend. Dafür geht es mehr ins Persönliche – und wenn dabei eine so einfühlsame Ballade wie „Lost Without You“ entsteht, dürfte es allen Hörer:innen auch sehr recht sein. Anchors & Hearts sind ohnehin gut beraten, genau das zu tun, was sie wollen und was sie können. Das tut die Band auf „Deathlist“ nicht immer, aber zumindest oft genug.

Foto: Gideon Rothmann / Offizielles Pressebild

Anchors & Hearts News

ALBUM
Deathlist
Künstler: Anchors & Hearts

Erscheinungsdatum: 01.03.2024
Genre: ,
Label: Redfield Records
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. Deathlist
  2. Wasted Lives
  3. Never Thought
  4. The Everlasting
  5. 999
  6. I Will Rise
  7. Rising Tide
  8. After All
  9. Lost Without You
  10. Fake Friends
  11. Call Me A Mascot
Anchors & Hearts Deathlist
Anchors & Hearts Deathlist
7
FAZIT
Jede Band wird im Laufe ihrer Karriere eigene Stärken und Schwächen wahrnehmen. Bei Anchors & Hearts hängt beides eng zusammen. Die mitreißenden Refrains laden zum Mitsingen ein und haben absolutes Ohrwurmpotential. Jenseits davon kann die Band aber auch auf „Deathlist“ nicht immer überzeugen. Die guten Hooklines machen das Album aber in der Gesamtschau zu einer runden Sache.

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