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AlternativePost-HardcoreRock

Live bei: Enter Shikari in Köln (24.02.2024)

Das Palladium bebt.

VON AM 28/02/2024

Schon im letzten Jahr hatten Enter Shikari Köln im Rahmen einer Promo-Tour zum Release ihres Albums „A Kiss For The Whole World“ einen Besuch abgestattet. Damals spielte die Band im kleinen, engen Luxor. Das reicht natürlich längst nicht aus, um alle Fans unterzubekommen. Und weil uns Sänger Rou Reynolds im Interview verraten hat, dass er größere Bühnen ohnehin lieber mag, war klar, dass es auch noch eine große Tour zum Album geben muss. Und auch bei dieser ist Köln wieder ein Tourstopp. Statt ins Luxor geht es an diesem Samstagabend aber ins Palladium.

Blackout Problems

Wie schon im letzten Jahr sind auch bei dieser Tour Blackout Problems als Support dabei. Die Münchener haben einen Tag vor der Show ihr neues Album „Riot“ veröffentlicht und nehmen die Möglichkeit, das Album sofort auch live zu promoten, natürlich gerne wahr. Das Palladium ist schon zu Beginn der Show gut gefüllt. In Sachen Sound und Sicht wird die Location im Kölner Stadtteil Mühlheim wahrscheinlich nie zum Nonplusultra der deutschen Konzertvenues gehören. Aber es ist zum Glück auch ganz weit von einer Katastrophe entfernt.

Blackout Problems geben jedenfalls alles, um die Menge schon zu diesem frühen Zeitpunkt einzuheizen. Die sechs Songs lange Setlist beinhaltet sowohl neue Tracks als auch Klassiker wie „Rome“. In Sachen Einheizen wäre bestimmt noch mehr gegangen, wenn Rou Reynolds wie geplant zu „Glofs“ auf die Bühne gekommen wäre. Das passiert aber zur Verwunderung von Blackout Problems-Sänger Mario Radetzky nicht. Ob er es vergessen hat oder technische Schwierigkeiten im Weg stehen, erfährt das Publikum zumindest nicht. Blackout Problems sind aber erfahren genug, um mit einer solchen Situation professionell umzugehen. Das ist von Anfang bis Ende ein gelungener Auftakt.

Blackout Problems

Blackout Problems

Blackout Problems
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Fever 333

Fever 333 haben sich in den letzten Jahren vor allem durch zahlreiche intensive Festival-Shows eine stabile Fanbase erspielt. Die Band von Jason Butler hat allerdings ebenfalls mit dem eher mittelmäßigen Sound zu kämpfen. Vor allem der Gesang kann nicht überzeugen, was womöglich aber auch am Sänger selbst liegt. Viel besser wird es leider auch bei seinen Ansagen zwischen den Songs nicht. Da stimmt zwar die Akustik, der Inhalt ist aber wenig überzeugend. Bands, die sich in Ansagen politisch äußern, haben bekanntlich das Problem, einerseits nicht in minutenlanges Reden abzudriften und andererseits nicht zu platt rüberzukommen. Letzteres ist bei Jason Butler aber der Fall. Undifferenzierte Aussagen zum Nahostkonflikt, plumpe Sprüche über die Bedeutung von Frauen in der Musikszene. Vielleicht gut gemeint, aber gar nicht mal so gut gemacht.

Wichtiger ist aber natürlich die Musik. Und hier haben Fever 333 inzwischen richtig viele gute Songs, die auch, wenn man kein Fan ist, schnell im Ohr bleiben. Perfekt für einen Support-Act. Allerdings bleibt auch hier die Erkenntnis, dass die „neuen“ Bandmitglieder, die erst im letzten Jahr zu Butler gestoßen sind, noch nicht ganz so eingespielt sind. So ganz überzeugend ist diese Show im Ergebnis nicht.

Fever 333

Fever 333

Fever 333

Fever 333
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Enter Shikari

Kurz vor 21 Uhr geht es dann aber endlich mit den Stars des Abends los. Enter Shikari nutzen die große Bühne im Palladium voll aus. Zwei große Türme links und rechts der Bühne, ein breites Podest für Drummer Rob Rolfe, das aber auch von den anderen Bandmitglieder genutzt wird. Im Luxor wäre das natürlich nicht möglich gewesen. Das Set startet aber trotz des großen Aufgebots an Technik ganz bedächtig mit „System“ und legt dann mit „…Meltdown“ so richtig los. Von da an ist im Palladium kein Halten mehr. Enter Shikari lösen sämtliche noch vorhandenen Bremsen und hauen einen Hit nach dem nächsten raus. „Live Outside“, „Anaesthetist“ oder „Sssnakepit“: Die Band aus dem englischen St.Albans lässt dem Publikum kaum die Gelegenheit, einmal durchzuatmen.

Enter Shikari

Enter Shikari

Enter Shikari
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Auch die neuen Songs kommen gut an

Das Set beinhaltet neben den oben genannten Enter Shikari-Klassikern auch viele Songs des im letzten Jahr erschienen Albums „A Kiss For The Whole World“. Hier zeigt sich, dass es keine ganz schlechte Idee ist, zwischen Album-Release und Tour ein wenig zu warten. Die Songs werden zwar nicht alle ganz so energisch gefeiert wie die „alten“ Songs. Ein Spannungsabfall, den man sonst bei neuen Songs schon einmal feststellt, tritt aber nicht ein. Auch nicht beim allerneuesten Song des Sets „Losing Grip“, der gemeinsam mit Jason Butler performt wird.

Enter Shikari

Enter Shikari

Enter Shikari
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

Einmal quer durch die Bandgeschichte

Vor dem letzten Drittel des Sets gönnt die Band dem Publikum dann aber doch eine kleine Verschnaufpause. „the pressure’s on“ und „juggernauts“ werden in akustischen Versionen nur von Rou Reynolds gespielt. Wieder einmal ein eindrucksvoller Beweis, wie talentiert der Frontman gesanglich, aber auch instrumental ist. Nach so viel Emotionalität geht es dann aber mit Vollgas in das Finale, das zur Freude der Fans auch Songs des allerersten Albums „Take To The Skies“ beinhaltet. Dass in der Zugabe „Sorry, You’re Not A Winner“ nicht fehlen darf, ist klar. Das gehört schließlich zu einem rundum gelungenen Enter Shikari-Konzert.

Enter Shikari

Enter Shikari
Fotos im Auftrag von MoreCore.de: Philipp Mirschel (Stray.View Photography)

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