Review
Alternative Emo Pop-Punk
Kritik: Movements - "No Good Left To Give"
“I feel so fucked. At least I’m feeling.” Es gibt nicht allzu viele Alben, die nach dem ersten Hören einen ...
VON
Maik Krause
AM 17/09/2020
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“I feel so fucked. At least I’m feeling.” Es gibt nicht allzu viele Alben, die nach dem ersten Hören einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen können. Die so intensiv und rührend sind, dass man sie einfach auf Repeat laufen lässt, um sich in jeden einzelnen Song zu suhlen und die Emotionen aufzusaugen. Etwas dramatisch, ich weiß. Aber bei Alben wie “No Good Left To Give” fällt einem die nüchterne Betrachtung herzlich schwer.
Movements: Der Hype ist real
Movements gehören zu den Bands, die es schon nach wenigen Jahren geschafft haben, eine sehr passionierte Fanbase aufzubauen. Das liegt zum einen an den Genres, die die US-Amerikaner mit ihrem Mix aus Emo, Indie und einer Prise Pop-Punk bedienen.
Immerhin leben solche Bands auch vom Hype, der sich durch Merch und Social Media – Stichwort “Tumblr” – neben der Musik schnell aufbauen kann. Aber letztere zeichnet Movements eben doch besonders aus. Schon mit ihrer ersten EP “Outgrown Things” (2016) gab das Quartett eine erste Kostprobe von dem, was sie auf dem Debüt-Album “Feel Something” (2017) beinahe perfektionierten. Ob “No Good Left To Give” daran anschließen kann?
Will Yip, der als Produzent auch schon an den vorherigen Releases der Band mitwirkte, hatte auch bei “No Good Left To Give” seine Finger im Spiel. Kein Wunder, immerhin ist der Mann aus Pennsylvania mehr oder minder ein Hitgarant, da wichtige Alben von Bands wie La Dispute, Title Fight, Turnover, Citizen oder Balance & Composure unter seiner Obhut entstanden sind. “No Good Left To Give” scheint der nächste große Wurf zu sein, dem er einen Stempel aufdrücken konnte.
Never change a winning team (and sound)
Hätte man durchaus erwarten können, dass Movements mit ihrem neuen Material auch neue Wege gehen, so überraschen sie vielmehr durch ein Upgrade ihres emotionalen Sounds, der auf Album Nummer Zwei noch ausgereifter und abwechslungsreicher daherkommt. So taucht der Opener “In My Blood” von der ersten Sekunde in eine trübe, hypnotisierende Atmosphäre ab und erinnert hier leicht an den Auftakt von Brand New’s “Science Fiction”.
“Skin To Skin” bricht die Stimmung durch einen vergleichsweise euphorischen und schnelleren Sound, der im Laufe des Albums immer wieder durchblitzt (“Garden Eyes”). Das ist auch eine der großen Stärken der Platte: bei aller Schwermut und den teils nicht ganz einfach zu verdauenden Themen wie Depressionen und der Auseinandersetzung mit suizidalen Gedanken (“Don’t Give Up Your Ghost”), ziehen Movements immer wieder das Tempo an und klingen dabei fast hoffnungsvoll (“Santiago Peak”).
Anmerkung der Redaktion: Solltest du selbst das Gefühl haben, dass du dich in einer belastenden Situation befindest, dann kontaktiere bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Rufnummer 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhältst du anonym Hilfe von Beratern, die mit dir Auswege aus schwierigen Situationen finden und eine tolle Stütze sein können. Danke, dass du es versuchst!
Musikalisch stellt sich das Quartett um Sänger Patrick Miranda relativ breit und dynamisch auf. So gibt es immer wieder verträumte shoegazige Gitarren, die sich mit treibenden Drums paaren, um dann im besten Citizen-Stil auf die Bremse zu drücken und dem Bass mehr Raum zu lassen (“Love Took The Last of It”).
Miranda singt dabei überwiegend clean – und dies herausragend. Screams und Spoken Word Parts sind auf “No Good Left To Give” ohnehin seltener als auf den ersten Releases der Band, dafür aber dosiert und klug eingesetzt, was dem Gesamtsound sehr zugutekommt.
Hält man sich vor Augen, dass Miranda und seine Kollegen gerade mal Anfang bis Mitte 20 sind und schon jetzt auf höchstem Niveau abliefern, kann man nur hoffen, dass uns die Band noch viele Jahre erhalten bleibt!
Foto: Movements / Offizielles Pressebild
No Good Left To Give
Künstler: Movements
Erscheinungsdatum: 18.09.2020
Genre: Alternative, Emo, Post-Hardcore
Label: Fearless Records
Medium: CD, Vinyl
- In My Blood
- Skin To Skin
- Don’t Give Up Your Ghost
- Tunnel Vision
- Garden Eyes
- 12 Weeks
- Living Apology
- Santiago Peak
- Senega
- Moonlight Lines
- No Good Left To Give
- Love Took The Last Of It
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