JETZT REINZIEHEN: Diese Konzerte gibt es im Juni!
   • • •   JETZT REINZIEHEN: Diese Konzerte gibt es im Juni!    • • •   JETZT REINZIEHEN: Diese Konzerte gibt es im Juni!    • • •   JETZT REINZIEHEN: Diese Konzerte gibt es im Juni!    • • •  

Review

Mathcore Metalcore Post-Hardcore

Kritik: The Callous Daoboys - „I Don’t Want To See You In Heaven"

Ein chaotischer Anwärter auf das Album des Jahres!

VON

„You are now entering The Callous Daoboys Collection”: Als „Ein Museum des Scheiterns” bezeichnet Sänger Carson Pace das neue Album seiner Band. Ein Album, das nur genau jetzt entstehen konnte – weder in drei noch vor zehn Jahren – und alle Emotionen enthalte, die er seit 2021 empfunden habe. Wer den Sound der Callous Daoboys kennt, weiß wohl, was das zu bedeuten hat. Alle anderen werden für ihren Mut absolut belohnt werden.

The Callous Daoboys: Artefakte des Scheiterns

Ein atmosphärisches Intro führt uns ein in die Story hinter „I Don’t Want To See You In Heaven”: Als Artefakt ist die Platte hunderte Jahre später im Museum erhalten und ausgestellt. Ein Zeugnis des „Scheiterns”. Große Worte also, denn es lässt vermuten, dass das vorliegende Material wirklich von Wert für die Nachwelt sei.

Seit ihrer Gründung 2016 war die Band um die Gründungsmitglieder Carson Pace (Vocals), Maddie Caffrey (Gitarre) und Amber Christman (Synths, Violine) höchst produktiv und veröffentlichte bis zum aktuellen Release zwei Alben und drei EPs mit denen sie nicht nur eine treue Fanbase, sondern auch die Kritiker:innen auf ihre Seite ziehen konnten. Nebenher verschliss man aber auch zahlreiche Mitglieder. Mit „I Don’t Want To See You In Heaven” könnte der Mathcore-Band nun der nächste große Schritt gelingen und zumindest alle Fans von Every Time I Die, The Fall Of Troy und Dance Gavin Dance auf die Tanzfläche bitten.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Das Album sei das bislang persönlichste und enthalte die volle Bandbreite an Emotionen. Tatsächlich stellen sich die Callous Daoboys musikalisch entsprechend breit auf. Neben den teils sehr heftigen Metalcore-Momenten („Tears on Lambo Leather”, „The Demon of Unreality Limping Like A Dog”), dreht das Sextett aber auch regelmäßig in sehr poppige und soulige Passagen ab. Das ist innerhalb des Genres alles andere als neu, dennoch beweisen Pace und Co. durchaus Mut, wenn sie die Geduld ihres Publikums herausfordern. Songs wie „Lemon” und „Body Horror For Birds” heben sich mit ihrem Alternative bzw. Acoustic-Sound stark vom Rest ab – bringen dem Album aber genau deswegen noch mehr Dynamik.

Das absolute Highlight ist aber ohnehin „Two-Headed Trout”, die erste Single des Albums und vielleicht auch einer der stärksten Songs des gesamten Katalogs der Callous Daoboys. Wuchtiger Alternative Metal trifft auf Post-Hardcore, um zum Ende hin völlig abzudrehen. Hier findet man so ziemlich jede Facette der Band, allerdings in einer halbwegs geordneten Songstruktur, was den Track zum perfekten Einstieg für frische Ohren macht.

Spricht Pace von „Artefakten”, dann schwingt hierbei auch ein gewisser Entdeckergeist mit. Dieser wird auf „I Don’t Want To See You In Heaven” nicht nur geweckt, sondern sowas von gestillt. Innerhalb der Songs sind so viele abgefahrene Momente, wie in „The Demon of Unreality Limping Like A Dog”, in dem man erst mit einem Folk-Part zum Tanz auffordert und kurz vor Schluss seinen eigenen „Arf Arf”-Moment in Richtung Knocked Loose schickt, um dann anschließend bei „Idiot Temptation Force” mit der Zeile „UGGA UGGA BOO UGGA BOO BOO UGGA” einzusteigen und für völliges Chaos zu sorgen. „Tears on Lambo Leather“ gönnt sich zwischendurch einen Dance-Part und in „Full Moon Guidance“ darf fröhlich mitgeklatscht werden. „Distracted by the Mona Lisa“ ist dagegen wieder sehr viel zugänglicher und könnte sogar Fans von Fall Out Boy und Co. anlocken.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mathcore als Genre ist für viele Leute abschreckend. Zu abgedreht, zu nerdy, zu unübersichtlich und insgesamt eher anstrengend. Nicht unbedingt etwas, was man so nebenher laufen lassen würde. Doch The Callous Daoboys gelingt es bei allem, was sie in den Topf schmeißen, eine nachvollziehbare und sehr leckere Delikatesse zu zaubern. Man spürt, ohne den Kontext zu kennen, dass in den Songs mehr mitschwingt als nur der Versuch, die kompliziertesten Parts am Instrument zu demonstrieren. Dass man das Ganze mit einem überlangen, zweiteiligen Outro („II. Opt Out”, „III. Country Song In Reverse”) abrundet, entzieht sich eigentlich jeder Regel und genau das ist der Spirit, den man der Band so hochhalten muss.

Vor allem ist es ein Album, das nur dann vollends genossen werden kann, wenn man die zugehörige Vinyl mitsamt „Museums-Guide”, Lageplan und Notizen zu den einzelnen Songs besitzt. Fans von Bands wie Static Dress dürften dabei sofort getriggert sein. Und wenn man das alles in allem betrachtet, bekommt man das Gefühl, dass man hier einen Anwärter auf das Album des Jahres vorliegen hat.

Foto: Nick Karp / Offizielles Pressebild

ALBUM
I Don’t Want to See You in Heaven
Künstler: The Callous Daoboys

Erscheinungsdatum: 16.05.2025
Genre: ,
Label: MNRK Heavy
Medium: CD, Vinyl, etc

Tracklist:
  1. I. Collection of Forgotten Dreams
  2. Schizophrenia Legacy
  3. Full Moon Guidance
  4. Two-Headed Trout
  5. Tears on Lambo Leather (feat. Adam Easterling)
  6. Lemon
  7. Body Horror for Birds (feat. 1ST VOWS)
  8. The Demon of Unreality Limping Like a Dog
  9. Idiot Temptation Force
  10. Douchebag Safari
  11. Distracted by the Mona Lisa
  12. II. Opt Out
  13. III. Country Song In Reverse (feat. low before the breeze)
The Callous Daoboys I Don't Want to See You in Heaven
The Callous Daoboys I Don't Want to See You in Heaven
9.5
FAZIT
The Callous Daoboys machen auf „I Don’t Want To See You In Heaven" so ziemlich alles richtig und liefern ein absolut mitreißendes und vor allem abwechslungsreiches Album. Dieses erfordert vor allem von Genre-fremden Leuten Mut, zahlt sich aber gerade durch Hits wie „Two-Headed Trout", „Distracted by the Mona Lisa" und "The Demon of Unreality Limping Like A Dog" absolut aus. Album des Jahres? Definitiv ein starker Anwärter.